Bei Amazon wird ausgemistet. Den neuesten Optimierungs-Plänen scheint gerüchtehalber auch das Zulieferer-Programm „Amazon Vendor Express“ zum Opfer zu fallen. Für viele Unternehmen dürfte dieser Schritt mit Einschnitten verbunden sein. 

Closed-Schild an einer Tür
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Amazon Vendor Express wird wohl schon bald Geschichte sein. Wie das Online-Portal CNBC schreibt, soll das Programm ab Januar 2019 komplett eingestampft werden. Und glaubt man den Berichten, so wird Amazon bereits ab dem 21. Mai 2018 keine Aufträge mehr entgegennehmen.

Händler sollen sich dem Amazon Marktplatz zuwenden

Dies habe das Unternehmen den betroffenen Händlern jüngst auch in einer entsprechenden E-Mail mitgeteilt: „Wir suchen ständig nach Wegen, das Verkaufserlebnis bei Amazon noch besser zu machen. Nach einer sorgfältigen Prüfung haben wir uns dazu entschieden, Vendor Express einzustellen und uns im Rahmen des Geschäfts wieder auf andere Verkaufsprogramme zu konzentrieren“, zitiert CNBC aus dem Schreiben.

Darin werden die Händler zudem auch ermutigt, ihre Produkte künftig über den normalen Online-Marktplatz von Amazon zu verkaufen. Um Unternehmen von diesem Wechsel zu überzeugen, greift Amazon auch auf Statistiken zurück: „Die Hälfte der Produkte, die weltweit auf Amazon verkauft werden, sind von Marktplatzhändlern“.

Was genau ist Amazon Vendor Express?

Zunächst muss darauf verwiesen werden, dass Amazon bisher zwei verschiedene Großhandelsprogramme im Angebot hatte: „Amazon Vendor Central“ und „Amazon Vendor Express“. Bei beiden Programmen verkaufen Händler ihre Produkte nicht an private Endkunden, sondern direkt an Amazon. Der Konzern übernimmt dann selbst den Verkauf der Waren über die hauseigene Plattform (inklusive Abwicklung, Versand, Retouren etc.). – Es handelt sich also um sogenannte B2B-Verkäufe, also einen Handel zwischen Unternehmen.

Während Amazon den Zugang zu Vendor Central jedoch beschränkt und Unternehmen nur auf Einladung zum Programm zulässt, konnten sich Händler für Vendor Express selbstständig registrieren. Zwar bot Vendor Central grundsätzlich noch mehr Möglichkeiten als Vendor Express – zum Beispiel mit Blick auf die Produkte oder weitere Features wie etwa A+-Content –, doch lockte das Programm gerade auch kleinere bzw. jüngere Unternehmen, die sich eben noch nicht für Amazon Vendor Central qualifizieren konnten.

Mit der Einstellung von Vendor Express entfällt für Händler also künftig eine Möglichkeit, die eigenen Absätze anzukurbeln. Gerade weil im B2B-Sektor die Produkte zumeist in größeren Mengen veräußert werden, dürfte dies in einigen Fällen mit tieferen Einschnitten verbunden sein.

Kritik an Amazon Vendor Express

Die Gründe, die zur Einstampfung von Amazon Vendor Express geführt haben, hat Amazon unterdessen nicht erläutert. Das ist in sofern auch nicht unbedingt verwunderlich, da sich der Konzern selten über Hintergründe äußert.

CNBC geht im entsprechenden Beitrag jedoch auf Gerüchte ein, nach denen es im Rahmen von Vendor Express immer wieder Probleme mit Produktfälschungen gegeben haben soll. Einige Amazon-Händler hätten dem Portal gegenüber geäußert, dass das Programm schon „von Beginn an mit Produktfälschungen behaftet“ gewesen sei, sodass es bei vielen seriösen und „qualitativ hochwertigen Verkäufern nicht an Boden gewinnen“ konnte“, heißt es dort.

Obwohl Amazon auch bei Vendor Express nach Mustern und/oder bestimmten Registrierungsformularen gefragt habe, seien die entsprechenden Prozesse, die die Echtheit und Qualität von Produkten sicherstellen sollten, offenbar nicht stark genug gewesen. Das hätten zumindest betroffene Händler berichtet. Auch eine mangelnde Qualität von Marken oder fehlende Rendite seinen Möglichkeiten, die einen Stopp des Vendor-Express-Programms begünstigt haben könnten.