Amazon scheint ernst zu machen und soll Hunderte Händler-Konten auf seinem Online-Marktplatz gesperrt haben. Die betroffenen Unternehmer sollen dabei aus China stammen und bei der hiesigen Umsatzsteuer betrogen haben.

Amazon Logo an einer Hauswand
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Der Betrug mit der Umsatzsteuer kostet den deutschen Staat Jahr für Jahr jede Menge Geld. Hinzu kommt natürlich auch, dass durch solche Betrügereien die Marktverhältnisse ins Schwanken kommen: Wenn einige Händler die Umsatzsteuer regelkonform abführen und andere nicht, entsteht ein Ungleichgewicht, das zulasten der seriösen Anbieter geht, da ihre finanziellen Belastungen ungleich höher sind.

Besonders groß soll das Problem mit dem Umsatzsteuerbetrug unter anderem auf dem Online-Marktplatz von Amazon sein, auf dem Tausende chinesische Händler ihre Waren feilbieten, dabei aber eben keine Umsatzsteuer abführen sollen. Die Kritik ist nicht neu. Doch obwohl auch in der Politik schon konkrete Maßnahmen besprochen wurden, gab es bis jetzt wenig Gegenhalten. Bis jetzt.

Denn nun scheint Amazon aktiv geworden zu sein: Wie die Süddeutsche berichtet, soll der Konzern Hunderte chinesische Händler-Konten gesperrt haben, die in Verdacht stehen, entsprechende Steuern nicht gezahlt zu haben.

Amazon: Finanzamt Berlin-Neukölln an Schließung beteiligt

Die Schließung der entsprechenden Konten sei unter Zutun des Finanzamtes Berlin-Neukölln geschehen, bei dem sich alle chinesischen Händler registrieren müssen, die ihre Waren auf dem deutschen Markt und somit auch auf dem Amazon Marketplace verkaufen wollen. „Nach Recherchen von WDR und Süddeutscher Zeitung führten sogenannte Auskunftsersuchen der Berliner Steuerfahndung dazu, dass Amazon mehr als 500 verdächtige Händler aus China von Geschäften über Amazon Marketplace ausschloss“, berichtet die Süddeutsche.

Die Waren jener Händler seien zunächst in Quarantäne gekommen, wodurch die Anbieter keinerlei Zugriff mehr auf ihre Waren haben, die in den Logistik- und Verteilzentren von Amazon lagern.

Steuerbetrug auf Amazon: Die Lage bleibt ernst

Grundsätzlich scheinen sich aktuell einige positive Veränderungen einzustellen: Dass der Druck auf die chinesischen Händler wächst, erkenne man laut Süddeutsche zum Beispiel daran, sich die Zahl jener chinesischen Händler, die sich in Berlin-Neukölln registrierten, „seit Mai 2017 mehr als verdoppelt“ habe. Ihre Zahl liege aktuell bei reichlich 1900. Dennoch muss wohl davon ausgegangen werden, dass die Dunkelziffer bzw. die Zahl der unentdeckten schwarzen Schafe in die Tausende geht und dass ein Großteil der Arbeit noch vor den Verantwortlichen liegt.

„Um weitere Steuersünder aufzuspüren, werten die Fahnder die Amazon-Website systematisch aus und löchern den Konzern mit Auskunftsersuchen. Erst diese Anfragen zwingen Amazon, das Problem ernst zu nehmen“, heißt es weiter.

Dass sich Amazon langsam aber sicher willig zeigt, selbst einzugreifen, könnte eventuell auch daran liegen, dass die Zeit für den Online-Riesen (und auch die Konkurrenten) abläuft. Wie wir bereits hier berichteten, will die Politik die Online-Marktplätze in Zukunft nämlich massiv stärker in die Pflicht nehmen: Konkret heißt dies, dass Amazon und Co. ab 2019 für nicht-zahlende Händler haften sollen.