Für hiesige Online-Händler könnte die Konkurrenz schon bald noch etwas größer werden. So sollen sich die Pläne des chinesischen E-Commerce-Giganten JD.com für einen Markteintritt in Deutschland konkretisieren. Laut Gründer Richard Liu gehe es nur noch darum, „Details zu klären“.
Deutsche Online-Händler mussten sich bisher gegen das scheinbar übermächtige Amazon durchsetzen. Nun könnte die Konkurrenz noch ein bisschen größer und schwieriger werden, denn der chinesische E-Commerce-Gigant JD.com konkretisiert aktuell seine Pläne für einen Markteintritt in Deutschland. „Mir geht es nicht mehr nur darum, Produkte von Deutschland nach China zu verkaufen. Ich möchte auch Produkte in Europa verkaufen“, so Gründer und Vorstandschef Richard Liu in einem Interview mit dem Handelsblatt. Bereits in diesem Jahr will JD.com ein eigenes Büro in Deutschland eröffnen, eine fertige Strategie für die Erschließung des deutschen Marktes soll Ende des Jahres stehen. „Es geht nur noch darum, Details zu klären“, so Liu.
Zukäufe könnten Markteintritt unterstützen
In China betreibt JD.com ein ganzes Ökosystem, verknüpft seinen Online-Handel beispielsweise mit dem sozialen Netzwerk WeChat und kann so den Kunden ganz individuelle Angebote zuschicken. Um in Deutschland ähnlich erfolgreich zu werden und möglicherweise sogar Amazon vom Thron zu stoßen, benötigt es allerdings einer guten Strategie. „JD.com könnte in Kategorien starten, in denen Amazon noch nicht uneinholbar ist, wie beispielsweise Mode, und dann das Geschäft Kategorie für Kategorie ausbauen“, sagt Olaf Rotax, Geschäftsführer der dgroup. Dafür benötigt JD.com aber starke Partner, die man über eine Akquisition erreichen könnte. „Infrage kämen unter anderem ein Onlinehändler wie Zalando oder Otto oder ein Logistiker wie DHL“, mutmaßt Olaf Rotax, E-Commerce-Berater von Accenture. Ein solcher Zukauf stünde für JD.com durchaus im Bereich des möglichen: „Wenn wir eine gute Chance sehen, dann nutzen wir sie. Wir sind offen“, betont Richard Liu.
Der JD-Chef möchte allerdings keinen Frontalangriff auf Amazon starten, sondern sieht viel mehr die Vorteile eines gesunden Wettbewerbs. „Der Onlinehandel ist ein großes Geschäft. Ich denke, es ist nicht gut, wenn ein einzelner Anbieter den Markt kontrolliert. Das ist weder gut für die Konsumenten noch für Europa. Ein dominanter Spieler ist eine Gefahr. Je mehr Wettbewerb es gibt, desto besser ist das für die Konsumenten und die Produzenten.“
Auch Alibaba treibt Europa-Offensive voran
Konkurrent Alibaba hält sich zwar noch bedeckt, was den Markteintritt in Deutschland betrifft, mit seiner Aussage „Wir wollen jedes Lager, jede Stadt, jeden Haushalt verbinden“ offenbart Gründer Jack Ma aber bereits jetzt seine Ambitionen für die Zukunft. Um das zu erreichen, investiert der chinesische Konzern ordentlich in das eigene Logistiknetzwerk. In den kommenden fünf Jahren sollen es laut dem Handelsblatt an die 13 Milliarden Euro sein. Bis Ende des Jahres soll das Versandlager in der Nähe von Prag fertiggestellt werden. Von dort könnte auch Deutschland problemlos beliefert werden.
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