Alles aus bei Allyouneed: Der Online-Marktplatz der DHL wird noch in diesem Jahr seine Pforten schließen. DHL-Paketchef Achim Dünnwald sprach nun in einem Interview über die Gründe.

Stecker ziehen
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2018 scheint kein gutes Jahr für die deutschen Marktplätze zu sein. Nachdem vor wenigen Wochen bereits der Handmade-Marktplatz DaWanda seine Schließung überraschend bekannt gab, folgte am vergangenen Freitag auch die von der DHL betriebene Plattform Allyouneed. In einer E-Mail informierte man seine Händler darüber, den Marktplatz in der zweiten Jahreshälfte 2018 offline zu nehmen. In einem Interview mit dem Bonner General-Anzeiger sprach DHL-Paketchef Achim Dünnwald jetzt über die Gründe, Allyouneed und dessen Ableger in Bonn, Allyouneed City, zu schließen.

DHL will sich auf ihr Kerngeschäft konzentrieren

„Es gibt eine große Hürde, die wir ehrlicherweise auch bei allyouneed.com haben. Sie brauchen viele Transaktionen in diesem Geschäft und dafür müssen Sie viel Werbung machen. Einerseits bei den Händlern, um Anbieter präsentieren zu können. Aber vor allem in der Breite bei den Kunden, bis eine kritische Masse erreicht ist“, erklärt Dünnwald im Interview. „Unter dem Strich sind wir als Logistiker dafür nicht der beste Anbieter im Markt. Deshalb haben wir gesagt, jetzt ist die richtige Zeit, sich auf unser eigentliches Geschäft, die Logistik, zu konzentrieren und das Angebot zu beenden. Wir haben alle Erfahrungen gesammelt, die wir benötigen, wenn wir zukünftig für solche Kooperationen zwischen Einzelhandel und E-Commerce logistische Lösungen anbieten sollen.“

Ob man in Zukunft noch einmal derartige Plattformen anbietet, steht bei der DHL noch in den Sternen. Fest steht allerdings, dass man dies nur noch zusammen mit entsprechenden Partnern realisieren werde. „Der Partner kümmert sich dann vollständig um den Onlinemarktplatz, während wir die Logistik machen“, so Dünnwald weiter. Ob speziell der auf Bonn ausgerichtete Marktplatz Allyouneed City unter anderer Flagge weitergeführt wird, ist fraglich. Bisher habe man dafür noch keinen Partner.

Amazon sei kein Grund für die Schließung

Der Paketchef betont im Verlauf des Interviews, dass sowohl Allyouneed als auch die regionalen Ableger Allyouneed City stets eine hohe Kundennachfrage hatten. Um weiter zu wachsen, hätte man allerdings Geld in Werbung investieren müssen, was für die DHL aktuell nicht in Frage käme. „Wir sehen uns nicht mehr als den besten Betreiber für den Marktplatz. Dennoch setzen wir weiter uneingeschränkt auf Local Commerce, aber eben nicht als Betreiber eines Shops, sondern als Logistiker“, sagt Dünnwald.

Das der „DHL-Großkunde Amazon“ etwas mit der Schließung des eigenen Marktplatzes zu tun gehabt hätte, verneint Achim Dünnwald kategorisch. „Alles was den E-Commerce größer macht, ist gut für alle Anbieter. Denn davon würde jeder Marktteilnehmer profitieren. Mit unseren großen Kunden haben wir dazu auch überhaupt nicht gesprochen, die Größenordnung ist auch eine ganz andere.“

Preiserhöhungen sei für Geschäftskunden nichts Neues

Im Verlaufe des Gesprächs ging Dünnwald auch auf die aktuellen Spekulationen um die Preiserhöhungen bei der DHL ein. Diese seien für Geschäftskunden „allerdings nichts Neues“. Dabei betont er, dass diese aktuell höher als üblich ausfallen. Über eine Preiserhöhung bei den Privatkunden sei bisher allerdings noch keine Entscheidung gefallen. Die DHL gelange im Paketbereich zur Zeit an ihre „Kapazitätsgrenze“, was den Bedarf an Transportkapazitäten und Personal steigere. Dennoch arbeite man verstärkt daran, „diese direkten Kosten nachhaltig zu senken und unsere Produktivität zu steigern“, betont der DHL-Paketchef.