Um mögliche schwarze Schafe unter den eigenen Mitarbeitern zu identifizieren, schiebt Amazon seinen Zustellern offenbar Fake-Pakete unter. Mit diesen soll die Integrität der eigenen Fahrer auf die Probe gestellt werden.
Unehrliche und diebische Angestellte können ein ernsthaftes Problem für Unternehmen sein. Im Jahr 2017 sollen US-Händler 46,8 Milliarden US-Dollar durch langfingrige Mitarbeiter verloren haben, schreibt die t3n mit Verweis auf eine Analyse der US-Handelsorganisation NRF. Um diesem einen Riegel vorzuschieben, hat sich Amazon eine ganz spezielle Methode einfallen lassen. Mit Fake-Paketen, die entweder gar nichts oder nur wahllose Gegenstände mit geringem Wert enthalten, wird die Integrität der eigenen Fahrer auf die Probe gestellt. Wie ein ehemaliger Logistikmanager gegenüber Business Insider verraten hat, kämen die Anweisungen dafür direkt vom Hauptquartier in Seattle. „Es soll eine Falle sein, um die Integrität der Fahrer zu testen“, wird er zitiert.
„Wir haben Leute erwischt, die nicht ehrlich waren“
Nach Informationen des ehemaligen Amazon-Mitarbeiters, werden die „Dummy-Pakete“, wie sie intern bezeichnet werden, willkürlich den Fahrern untergeschoben. Während der Auslieferung wird jedes Paket vom Zusteller gescannt; das Fingierte zeigt auf dem Scanner allerdings eine Fehlermeldung an. Dies bedeutet, es wurde im System von Amazon nicht gefunden. Nun haben die Fahrer mehrere Möglichkeiten mit dieser Situation umzugehen. Entweder kontaktieren sie ihren Vorgesetzten und informieren diesen über die Fehlermeldung oder sie geben es nach ihrere Schicht wieder im Lager ab. Theoretisch kann es vom Zusteller aber auch einfach mitgenommen werden. Da es nicht im System zu finden ist, können Pakete auf diese Art und Weise verschwinden, ohne das es bemerkt wird.
„Wenn das Paket zurückgebracht wird, ist der Fahrer unschuldig. Wenn nicht, ist er ein Dieb“, fasst Sid Shah, ehemaliger Manager bei DeliverOL die Situation zusammen. Laut dem ehemaligen Amazon-Mitarbeiter sei die Falle bereits mehrmals zugeschnappt. „Wir haben Mitarbeiter überführt, die nicht ehrlich waren.“
Amazon verweist auf mehrere Maßnahmen zur Qualitätssicherung
Das der Online-Riese weitreichende Maßnahmen unternimmt, um sich vor unehrlichen Mitarbeitern zu schützen, ist weitreichend bekannt. Schon oft wurde die teilweise strikte „Überwachungskultur“ von Amazon kritisiert. Zu den aktuellen Erläuterungen des ehemaligen Mitarbeiters erklärte der US-Konzern auf Nachfrage von Business Insider, „dass Überprüfungen Teil eines allgemeinen Programms zur Qualitätssicherung seien und willkürlich durchgeführt würden.“
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