Die Internetplattform Airbnb ist vielen Parisern ein Dorn im Auge. Ein neues Gesetz soll jetzt härter Strafen für die dauerhafte Vermietung an Touristen bringen.
Was des einen Freud, ist des anderen Leid. Dieser Ausspruch gilt auch für Airbnb. Während die Vermittlungsplattfom bei Touristen immer beliebter wird und diese mit günstigen Unterkünften versorgt, regt sich bei Anwohnern immer größerer Widerstand gegen den US-Konzern. In den Städten von Barcelona und Venedig gab es bereits öffentliche Proteste gegen Airbnb, nun setzen sich auch die Pariser Bewohner immer mehr zur Wehr. Die französische Hauptstadt ist in Sachen Wohnungsangebote Spitzenreiter auf der Internetplattform, ganze Stadtteile haben durch den Anstieg der Mieten bereits drastische Veränderungen erlebt.
„Die Bevölkerung ändert sich komplett – von denjenigen, die jahrelang hier waren, hin zu denen, die nur auf der Durchreise sind“, wird Jacques Boutault, Bürgermeister des 2. Arrondissements, in der WirtschaftsWoche zitiert. Aus seinem Stadtteil sind in den letzten Jahren 3.000 Bewohner, der Großteil Familien, weggezogen. In drei Schulen mussten deswegen bereits Klassen geschlossen werden.
Regelmäßige Kontrollen brachten nicht den erwünschten Effekt
Insgesamt gibt es inzwischen 65.000 Wohnungsangebote für Paris auf Airbnb. Was früher einmal Wohnungen für Einwohner waren, sind inzwischen Unterkünfte für Touristen geworden. 20.000 Appartements gingen in den letzten Jahren dadurch verloren. „Das sind getarnte Hotels“, sagt Ian Brossat, stellvertretender Bürgermeister von Paris. „Wir haben die Sharing Economy verloren, dafür gibt es jetzt eine Art Raubtier-Kapitalismus, bei dem Geschäftsleute Wohnungen, manchmal ganze Gebäude kaufen, um sie in Gelddruckmaschinen zu verwandeln. Unsere Rolle ist es, wieder etwas Ordnung herzustellen.“
Wer in Paris Wohnungen an Touristen vermietet, muss sich online registrieren (wir berichteten). Außerdem muss der Vermieter selbst in der Unterkunft leben und darf seine Räume nicht länger als 120 Tage im Jahr als Quartier für Besucher zur Verfügung stellen. Diese Regelungen werden allerdings immer wieder umgangen, auch verschärfte Kontrollen und Bußgelder konnten nicht den gewünschten Effekt erzielen.
Neues Gesetz soll höhere Geldstrafen bringen
Aktuell liegt dem Parlament ein neues Gesetz vor, welches höhe Geldstrafen beim Verstoß gegen die französischen Vermietungsregeln vorsieht. Damit soll sich das Stadtbild von Paris wieder zum positiven hin verändern. „Die Gentrifizierung von Paris hat nicht mit Airbnb begonnen. Aber Airbnb ist ein Beschleuniger der Gentrifizierung“, betont Brossat. „Das Risiko ist, dass Paris nicht länger eine Stadt ist, die von seinen Bürgern bewohnt wird, sondern nur noch von Touristen und ausländischen Investoren.“ Airbnb hat sich inzwischen ebenfalls zu den Vorwürfen geäußert und betont, die Vermietung von Wohnräumen erhöht das Einkommen der Pariser „und ermöglicht ihnen, ihre Lebenshaltungskosten in ihren Gemeinden zu decken, wo der Wohnraum schon seit Jahrzehnten nicht mehr den Bedarf deckt“.
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