Der Online-Shop Bordbar hat sich auf die Restauration und den Wiederverkauf von ausrangierten Flugzeugtrolleys spezialisiert. Wir haben mit CEO Valentin Hartmann über die Idee hinter Bordbar, logistische Herausforderungen und ihre Pläne für die Zukunft gesprochen.
Onlinehändler News: Erzählen Sie etwas über Ihr Geschäft. Wie entstand die Idee dazu und wie lange existiert ihr Shop schon?
Valentin Hartmann: Bordbar existiert seit 2006. Die Anfänge liegen in der Zeit des Studiums von mir und Herrn Boltz, meinem Geschäftspartner. Wir haben damals beide den Wunsch gehabt, unsere Einrichtungen mit Dingen zu ergänzen, die ihren Ursprung aus dem bekannten industriellen Umfeld haben, aber dann „zweckentfremdet“ wurden. Begonnen hat alles mit alten Kinosesseln. Wir haben alte Kinos komplett abgestuhlt und dann als Zwei oder Drei-Sitzer verkauft. Irgendwann waren aus Zufall ein paar Trolleys in unseren Händen und schnell haben wir das Potential gesehen und uns auf die Trolleys spezialisiert. Die Idee entstand übrigens aus einer klassischen Bierlaune heraus.
Wo bekommen Sie die ausrangierten Flugzeugtrolleys her?
Am Anfang war die Idee da aber dann kam die größte Hürde der Beschaffung. Es war recht schwer an Trolleys zu kommen. Wenn man die Zentrale einer Airline anruft, kann man sich leider nicht mit dem Trolleyverkäufer verbinden lassen. Damals als wir angefangen haben, waren Trolleys reine Gebrauchsgegenstände der Airline und wurden auch verschrottet, wenn diese nichts mehr taugten. Man hat also gar nicht an den Verkauf gedacht. Mittlerweile haben wir ein großes Netzwerk und die Airlines haben erkannt, dass sie aus den ausrangierten Trolleys noch Kapital schlagen können. Wir versuchen mittlerweile die Trolleys vor ihrem „natürlichen Ende“ zu bekommen und stehen hier mit vielen Airlines in engem Kontakt. Seit vielen Jahren sind wir Lizenzpartner der Lufthansa und halten hier auch in allen Ebenen sehr fruchtbare Kontakte. Ausrangierte Trolleys alleine decken aber unseren Bedarf bei weitem nicht, so haben wir schon seit vielen Jahren auch 100% originale, aber neue Trolleys im Sortiment. Quasi ohne Flugerfahrung.
Stichwort Logistik: Ihre Produkte sind relativ groß und sperrig, gab es da bereits Probleme beim Verschicken an Kunden und wie lösen Sie diese?
Glücklicherweise sind wir hier immer noch in einem Standard-Paketmaß. Aber es ist richtig, dass die Versender nicht gerade erfreut sind, unsere recht großen Pakete zu versenden. So haben in den vergangenen Wochen viele Versanddienstleister Ihre Maße an das heutige Paketvolumen (Amazon, Ebay, Zalando…) angepasst und wir hatten kurzzeitig Probleme einen Dienstleister zu finden, der unsere Pakete hier überhaupt mitnehmen will. Wir haben hier glücklicherweise mit UPS einen sehr kooperativen und hervorragenden Dienstleister.
Welche Funktionen haben Ihre Trolleys? Sind sie nur Designobjekte oder können Kunden diese beispielsweise auch als Kühlschrank o. ä. in Auftrag geben?
In der Tat haben wir auch einen Kühlschrank als Equipment, das sich der Kunde konfigurieren kann. Grundsätzlich kann die Bordbar sehr viel. Durch die Vielzahl an Equipment kann sich der Kunde den Trolley so zusammenstellen, wie er ihn gerne hätte. So haben wir Equipment passend für eine Minibar, den Servierwagen, den Bürotrolley, die Cocktailbar, das Bücherregal und vieles mehr.
Wie groß ist Ihr Team inzwischen?
Begonnen hat alles in der Studentenwohnung zu zweit. Das erste Büro und Lager hatte 90 qm und mittlerweile arbeiten wir auf 1.200 qm mit dem besten Trolleyteam der Welt, das mittlerweile 17 Personen umfasst.
Was ist der Verkaufsschlager?
Der Verkaufsschlager ist weiterhin der Klassiker, mit dem alles begonnen hat. Das ist ein Trolley in schlichtem Aluminium mit einem Digitaldruck. Diesen kann sich der Kunde im Übrigen auch individuell gestalten lassen von unserem Grafikerteam.
Ihre Preise liegen eher im höheren Segment, wer sind Ihre Kunden? Eher Privatleute oder Unternehmen?
Private Haushalte die auf der Suche nach dem Besonderen sind, zählen immer noch zu den Hauptkunden. Jedoch steigt der Anteil an gewerblichen Kunden immer weiter an, was auch einer veränderten Arbeitswelt geschuldet ist. Immer mehr Büros sind mittlerweile auf das Co-Working oder Mobile Office umgestellt. Homeoffice ist ein großes Thema und flexible, mobile Möglichkeiten daher gefragt.
Sie haben inzwischen ein neues Projekt, Aviationtag. Was ist das genau und wie ist es entstanden?
Aviationtag ist ein Schlüsselanhänger. Dieser wird aus der Außenhaut von ausrangierten Flugzeugen gestanzt. Auf die Vorderseite wird dann der Flugzeugtyp, die Seriennummer etc. gelasert. Wir sind durch die Jahre mit bordbar zu „Flugzeugnerds“ geworden und haben die Bilder der Flugzeugfriedhöfe in den Wüsten Kaliforniens immer sehr geliebt. Wir dachten uns, dass es irgendetwas geben müsste, was man aus diesen Flugzeugen machen kann. Ein Stück Flugzeug, dass jeder bei sich tragen kann. So ist die Idee entstanden. (Bild: © Aviationtag /Facebook)
Wie sehen ihre Pläne für die Zukunft aus?
Auch nach 12 Jahren Bordbar haben wir noch viele Märkte nicht erobert, das Potential ist noch groß und immer wieder fallen uns neue Ideen ein, was man mit diesen wenigen Alleskönnern anstellen kann. Uns wird also sicherlich nicht langweilig in den nächsten Jahren und immer wieder kommen einem auch andere Ideen.
Gibt es noch eine besonders witzige, interessante, kuriose Geschichte Ihres Unternehmens, die Sie uns gerne erzählen würden?
In der Tat… Es war ganz zu Beginn von Bordbar. In unser damaliges angesprochenes kleines 90 qm Büro / Lagerhalle hat sich Lufthansa angemeldet. Man wollte uns einen Besuch abstatten um zu sehen, wer da auf so eine damals „komische Idee“ kam, aus Trolleys etwas zu machen, wenn man selbst keine Airline hat. Wir haben damals unsere Kontakte in die Möbelbranche genutzt, haben unser Büro mit Leihmöbeln aufgepimpt, die Fassade neu gestrichen und alles dafür getan um einen möglichst professionellen Eindruck zu machen. Kaum waren die Herrschaften um die Ecke gebogen, kam der Lieferwagen wieder angefahren und hat die Möbel wieder mitgenommen… Heute schmunzeln sowohl Lufthansa als auch wir über diese Geschichte, denn wir beide wissen, dass wir in unserer Zusammenarbeit mittlerweile dem anderen nichts mehr vormachen müssen. Das gegenseitige Vertrauen und die gemeinsame Philosophie bestätigt das immer wieder Jahr für Jahr.
Vielen Dank für das Gespräch.
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