Nach den Negativ-Schlagzeilen um weitreichende Schließungen im stationären Geschäft (wir berichteten) will der Bertelsmann Club nun anscheinend seinen Online- und Tolino-Vertrieb mit einem neu konzipierten Auftritt kräftig anheizen. Nötig dürfte diese Optimierung auf jeden Fall sein, denn die E-Book-Zahlen sind zum Teil weit abgeschlagen.
(Bildquelle Buchhandel Online: frank_peters via Shutterstock)
Es klingt ein wenig theatralisch, wenn man das Bündnis der Deutschen Telekom, dem Bertelsmann Club, Thalia, Hugendubel und Weltbild als Allianz gegen Amazon bezeichnet. Doch genau dies sollte es sein. Mit dem Launch des gemeinsamen E-Book-Readers Tolino Anfang 2013 sollten die Unternehmens-Umsätze im digitalen Buchgeschäft entscheidend steigen. Thalia und Weltbild haben dies laut buchreport geschafft und können mittlerweile einen 14-prozentigen E-Book- Anteil an den Verkäufen vorlegen.
Im direkten Vergleich ist der Bertelsmann Club jedoch weit abgeschlagen: Mit lediglich einem Prozent können die vorliegenden Zahlen bei weitem nicht überzeugen. Grund genug, den Online-Auftritt des Unternehmens auf Vordermann zu bringen und damit mehr Kunden vom Tolino-Sortiment zu überzeugen.
Gesagt, getan: Das neue Design von Der Bertelsmann Club präsentiert sich – etwas gewöhnungsbedürftig – mit einem verschiebbaren Slider, auf dem die neuesten Spar-Angebote zu finden sind. Darüber bleiben dem Kunden drei Möglichkeiten, sich durch die Website zu navigieren: „Auswählen“ kann der Besucher da in gewohnter Weise zwischen den verschiedenen Sparten und Kategorien wie Bücher, eBooks, Hörbücher, Filme und Spielwaren. Wer sich als User dafür entscheidet zu „Stöbern“, auf den warten unter anderem weitere Sparangebote, exklusive E-Books, die nur auf der Club zu finden sind, oder auch Bestsellerlisten – angefangen von eigenen Verkaufsschlagern bis hin zu Listen der Plattformen Spiegel, Stern oder Focus. Wenn der Kunde genau weiß, was er will, bleibt ihm als dritte Option das direkte „Suchen“ nach Artikeln.
Bertelsmann Club im E-Book-Feld abgeschlagen
Ein erster (optischer) Schritt in die richtige Richtung scheint getan. Doch betrachtet man sich die erfolgreiche E-Book- und Tolino-Strategie der Konkurrenz, so wird der Bertelsmann Club aus unternehmenstechnischen Gründen nicht mithalten können: So vermeldete Thalia im Jahr 2013, dass etwa 80 Prozent der Tolino E-Book-Reader im Geschäft vor Ort verkauft wurden.
Mit den angekündigten massiven Filial-Schließungen jedoch, wird der Bertelsmann Club stationär nur noch einen Bruchteil der Kundschaft ansprechen können und dementsprechend dort entscheidend weniger Tolino-Geräte verkaufen können. Bleiben – so wie angekündigt – am Ende nicht einmal 60 Standorte bestehen, wird es das Unternehmen definitiv schwer haben, die konkurrierenden Zahlen über den stationären Kanal zu erreichen.
Besonders, da die Pläne ungewöhnlich hoch gesteckt sind: Dirk Suda, Verantwortlicher für die Bereiche Marketing, IT und Unternehmensentwicklung, steckt das Ziel des Digitalgeschäfts auf 25 Prozent und kommentiert laut buchreport: „Jetzt ist es Zeit, den Shop noch attraktiver zu machen – damit entwickeln wir diesen wachsenden Kanal weiter.“
Aufgrund des stetig schrumpfenden Offline-Kanals wird wohl aller Voraussicht nach ein intensives und breites Marketing nötig sein, um die Kunden in den eigenen Shop zu locken und die Tolino- und E-Book-Verkäufe über Bertelsmann zu steigern.
Anbei ein erster Blick auf die neue Bertelsmann Club-Seite:
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