„Biometrie“ klang vor wenigen Jahren noch wie eine Verfahrensweise aus Science Fiction-Filmen, die erst in ferner Zukunft zum Einsatz kommt. Doch inzwischen gehört das Erfassen personenspezifischer Verhaltens- oder Körpercharakteristika längst zum Alltag: Ob Facebook oder Apple – Gesichtserkennung und Fingerabdruck-Scanner sind längst integrierte Bestandteile der modernen Technik. Auch Samsung will mit seinem neuen Galaxy S5 in Sachen Biometrie nachziehen.
(Bildquelle Fingerabdruck-Scanner: bloomua via Shutterstock)
PayPal und Samsung: Nutzerorientierte Kooperation
Auf der Mobile World Conference, die derzeit in Barcelona stattfindet, werden die technischen Raffinessen von morgen schon heute präsentiert. Auch der global agierende Payment-Anbieter PayPal nutze die Mobilfunkmesse, um eine Zusammenarbeit mit Samsung anzukündigen: Demnach werde es Nutzern des neuen Samsung Galaxy S5 möglich sein, den Zahlungsdienst über einen Fingerabdruck-Scanner zu nutzen. PayPal ist der erste Payment-Dienstleister, der die neue Authentifizierungstechnologie des Technik-Riesen Samsung unterstützt.
Mithilfe der Biometrie und den entsprechenden Verfahrensweisen könne man „das Prinzip Passwort bald hinter sich lassen“, so Hill Ferguson von PayPal. „Durch die Zusammenarbeit mit Samsung und die Integration der Fingerabdruck-Technologie auf dem neuen Galaxy S5 können wir eindrucksvoll unter Beweis stellen, dass sich Verbraucher nicht zwischen Sicherheit und Benutzerfreundlichkeit entscheiden müssen. Mit nur einem Fingerstreich kann sich der Nutzer sicher in sein PayPal-Konto einloggen und dann bequem die Vorzüge des mobilen Einkaufens mit seinem Smartphone genießen.“
In Fragen Sicherheit verweist PayPal auf die neue FIDO Ready Software, die eine sichere Kommunikation zwischen dem Fingerabdruck-Scanner des mobilen Endgeräts und der PayPal-Cloud gewährleisten soll. Es werde bei der Datenübermittlung lediglich ein verschlüsselter Code zur Identifizierung bzw. Authentifizierung an den Payment-Service übermittelt, ohne dass dabei biometrische Daten gespeichert werden.
Mit dem folgenden Video wirbt PayPal mit seiner neuen biometrischen Fingerabdruck-Technik.
Technische Spielerei: Login via Smartphone
Das Samsung Galaxy S5 wird jedoch nicht das einzige Samsung-Gerät sein, das PayPal als wichtiges Element in den Fokus rückt. Auch mit der neuen Smartwatch Samsung Gear 2 soll das mobile Payment vorangetrieben werden, denn hier soll die entsprechende PayPal-App bereits vorinstalliert sein. Nach Unternehmensaussagen sollen Kunden so die Möglichkeit erhalten, via Smartwatch erstmalig in ausgewählte Restaurants einzuchecken.
Kritik an den biometrischen Standards gab es schon bei Apple
Neben den Befürwortern und leidenschaftlichen Verfechtern der neuen biometrischen Lösungen und Fingerabdruck-Sensoren, gibt es jedoch auch jene Nutzer und Branchen-Experten, die vor einem übereilten Gebrauch solcher Technologien warnen. Erst im September des vergangenen Jahres veröffentlichte die Zeit beispielsweise ein Interview mit Jan Krissler, Mitglied des Chaos Computer Club. Dieser befasst sich seit etlichen Jahren mit dem Phänomen biometrischer Systeme und zeigte den Lesern, wie er den Fingerabdruck-Scanner des iPhone 5S hackte.
Auf die Frage hin, ob die Biometrie einfacher zu überwinden sei als ein Passwort, antwortete Krissler: „Das hängt vom Passwort und vom Umgang des Benutzers damit ab, und natürlich auch vom biometrischen System. Meine Passworte halte ich zumindest für sicherer als meinen Fingerabdruck. Das Problem ist, dass man Fingerabdrücke überall hinterlässt, dass Gesichter unbemerkt fotografiert werden können. Mein Passwort ist in meinem Kopf, und wenn ich bei der Eingabe vorsichtig bin, bleibe ich auch der einzige, der es kennt.“
Das Video, in dem er belegt, wie schnell und einfach der Fingerabdruck-Sensor von Apple überwunden werden kann, ist ein Grund, warum viele Verbraucher der Biometrie noch skeptisch gegenüber stehen. – Und diese Skepsis dürfte wohl auch unternehmensübergreifend bestehen.
Doch nicht nur die Sensor-Technik des Fingerabdruck-Scanners trägt Fehlerpotenzial in sich – auch die Unternehmen selbst agieren nicht ausschließlich kundenorientiert. PayPal strebe der ultimativen mobilen Macht entgegen und zeige dabei auffällig arrogante Züge – das ist zumindest die Grundaussage von Dan Rowinski. Der US-amerikanische Blogger bezieht sich bei diesen Ausführungen auf die Ziele von PayPal, mit einem einmaligen Login und einem plattform- und shop-übergreifenden Service dem Kunden mehr Bequemlichkeit zu bieten, aber dabei auch unzählige Informationen sammeln zu können.
Letztendlich werden die Zahlen zeigen, ob und mit welchen Vorbehalten die Kunden der Biometrie entgegentreten und die neue Samsung-Technologie nutzen.
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