Trotz hoher Retourenquote und starker Konkurrenz wie Zalando und H&M: Asos hat beschlossen in Deutschland zum Big Player aufzusteigen und wird deshalb im Juli sein Versandzentrum in Berlin eröffnen. Mit über 27.000 Quadratmeter und mehr als 800 Eigenmarken soll der Abstand zu Konkurrenten wie Zalando & Co. wettgemacht werden.

Asos setzt auf Deutschland.

Großbritanniens größter Online-Händler Asos sieht in Deutschland einen viel versprechenden Zukunftsmarkt. Deshalb wird Asos in Berlin ein ehemals von Zalando genutztes Versandzentrum beziehen und von dort aus seine deutschen Kunden direkt bedienen. Mit Shaun McCabe war Asos International Director gestern in Berlin und sprach mit Onlinehändler-News.de über die Zukunft von Asos in Deutschland.

„Wir wachsen schneller als die Konkurrenz in Deutschland“

Betritt man das Verkaufsbüro von Asos in Berlin-Mitte, deutet nicht viel darauf hin, dass man in den Räumen des größten Online-Händlers Großbritanniens zu Gast ist. Lediglich acht Mitarbeiter hat Asos bislang direkt in Deutschland abgestellt. Dennoch könnte Asos Konkurrenten wie Zalando oder Bonprix künftig noch gefährlich werden.

„Deutschland ist für uns in Europa der Markt mit dem größten Potential“, sagte Shaun McCabe im Gespräch mit Onlinehändler-News. Zwar sei man sich bewusst, dass Konkurrenten wie Zalando gut aufgestellt seien, dennoch werde man versuchen, die Kunden dort abzuholen, wo sie Zalando und Co. nicht bedienen könnten. „Wir sehen in Deutschland nur drei Konkurrenten vor uns: Zalando, H&M und Bonprix. Aber wir wachsen schneller als diese drei“, sagte Shaun McGabe. In Großbritannien sei es schwieriger, da man dort sieben enge Konkurrenten habe. Dass dürfte auch der Grund sein, warum Asos künftig sehr stark auf Internationalisierung setzen möchte.

Was bereits Asos-Geschäftsführer Nick Robertson angekündigt hat, wiederholte auch sein Kollege Shaun McCabe im Gespräch mit Onlinehändler-News: „Im Moment erzielen wir bereits 61 Prozent unserer Verkäufe im Ausland. In den nächsten Jahren soll diese Quote auf 90 Prozent ansteigen.“

„In Deutschland haben wir weltweit die höchste Retourenquote“

Deutschland spiele dabei eine wichtige Rolle. Ende Juli 2014 möchte Asos sein Versandzentrum in Berlin eröffnen. Das Zentrum muss nicht extra errichtet werden, da Asos direkt in ehemalige Räumlichkeiten von Konkurrent Zalando in Berlin-Großbeeren einziehen wird. Auf zunächst 27.000 Quadratmeter möchte Asos seine Produkte mit Optionen wie kostenlosen Versand oder Same-Day-Delivery anbieten. „Die Räumlichkeiten sind so gewählt, dass wir bei Bedarf auch locker ausbauen können“, so Shaun McCabe.

Asos möchte im Kampf gegen Zalando und Co. vor allem auf seine über 800 Eigenmarken setzen. Man wolle sich genau ansehen, was die Konkurrenz abdecke und gezielt vor allem Verbraucher zwischen 20 und 30 Jahren ansprechen. „Während Konkurrenten wie Zalando mit ihrem Produktangebot breit aufgestellt sind, möchten wir uns spezialisieren“, sagte McCabe. Die Schnittmenge zwischen den eigenen Produkten und jenen des Konkurrenten Zalando solle in Deutschland so gering wie möglich gehalten werden, sagte Shaun McGabe. „Im Moment sind es zwei Prozent“, ergänzte Moritz Hau, der Geschäftsführer von Asos Deutschland gegenüber Onlinehändler-News.

Doch so vielversprechend der deutsche Markt auch sei, Deutschland habe die höchste Retourenquote überhaupt, so McCabe. „Aber das ist im Online-Handel nun mal so und wer in Deutschland Handel betreiben möchte, muss dass berücksichtigen. Wir werden damit umzugehen wissen. In Italien haben wir eine Retourenquote von 10 Prozent, in UK liegt Asos bei rund 30 Prozent und in Deutschland im Moment bei mehr als 40 Prozent“, sagte McCabe. Dass Zalando eine Retourenquote von 50 Prozent haben soll, bezweifeln sowohl McCabe als auch Moritz Hau. Damit sind sie nicht allein, denn Studien gehen davon aus, dass gerade in den Modebranchen die höchsten Retourenquoten entstehen und Big Player in Deutschland bei über 60 Prozent liegen.

Und wie steht man eigentlich zu Amazon? Amazon steht laut Shaun McCabe nicht auf der Liste der größten Konkurrenten von Asos in Deutschland. Trotzdem hat gerade McCabe einen besonderen Bezug zu Amazon: Er war vor seiner Tätigkeit für Asos für die Finanzen des Online-Händlers Amazon zuständig. Deshalb hat er kein Problem damit, dass Amazon in Ländern wie Deutschland oder auch UK versucht sowenig Steuern wie möglich abzuführen. Böse Zungen wie der britische Guardian sprechen sogar von geschickter Steuerflucht: Nicht umsonst habe Amazon seinen Firmensitz im Steuerparadies Luxemburg. „Unternehmen müssen sich meiner Meinung nach nur an die rechtlichen Rahmenbedingungen halten und versuchen effizient zu wirtschaften“, resümierte Shaun McCabe in Bezug auf Amazons und Asos Steuerpolitik.