Wenn sich die eBay Vorstandmitglieder zu ihrer jährlichen Hauptversammlung treffen, so sind immer wieder interessante oder spannende Neuigkeiten zu erwarten. So auch gestern: Denn obwohl auf der Agenda des Treffens hauptsächlich interne, personelle und finanzielle Punkte abzuarbeiten waren, meldete sich auch ein Händler zu Wort, der über die Entwicklungen auf dem Online-Marktplatz auch seinen Unmut kundtat.

eBay-Versammlung

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Die Verhandlungspunkte zur gestrigen Jahrestagung von eBay ließen eigentlich nichts Spektakuläres (oder Interessantes) erwarten: Nachdem das Unternehmen in den letzten Monaten einen internen Kampf gegen den Aktionär Icahn führte, sollte es unter anderem um personelle Besetzungsfragen (im Verwaltungsrat), die Vergütung der Vorstandsmitglieder und interne Strategien gehen. – Nichts, was selbst eingefleischte eBay-Fans vom Hocker hauen könnte.

eBay-Händler kritisiert Richtlinien

Doch neben der Abhandlung der recht trockenen Tagungspunkte ergriff auch ein Aktionär, der auch eBay-Händler ist, die Gelegenheit, um seine Kritik an den neuen Verfahrensweisen auf dem Online-Marktplatz zu äußern: Wie eCommerceBytes berichtet, sei dieser nun schon seit über 15 Jahren privater Händler auf eBay und könne bereits über 1500 positive Bewertungen vorweisen. Doch obwohl die Anzahl der zufriedenen Kunden so hoch ist, werde er aufgrund der neuen eBay-Richtlinien seinen Status als Top-Verkäufer im August verlieren.

Da der Verkäufer namens Dave hauptsächlich mit kleinen und leichten Produkten wie Münzen, Baseball-Karten oder Sammelfiguren handelt, nutze er für den Versand USPS First Class-Umschläge. Obwohl diese zwar einen Strichcode zur Sendungsverfolgung besitzen, scannt das Postunternehmen die Codes nicht ein, wodurch eine Sendungsverfolgung unmöglich wird. Da eBay aber in den neuen Richtlinien festlegt, dass Top-Verkäufer mindestens 90 Prozent ihrer Sendungen verfolgen müssen, wird Dave ab dem Sommer seinen hart erarbeiteten Status nicht halten können.

Alles in allem wird also die ganze harte Arbeit der Vergangenheit zunichte gemacht. Und dass, obwohl der Händler keinen Einfluss auf die postalischen Vorgänge hat. Er kommentiert: „Ich denke, keiner in diesem Raum glaubt, dass jemand für etwas bestraft werden sollte, über das er keine Kontrolle hat. Ich habe keine Kontrolle über den Post-Service!“ Auch verwies Dave nicht nur auf sein eigenes “Schicksal” als Händler: “Ich bin mir sicher, dass es Tausende wie mich gibt!“ Aus diesem Grund schlug er eine Ausnahme der Sendungsverfolgung für kleine und leichte Produkte vor.

John Donahoe, Präsident und Vorstandsvorsitzender von eBay, dankte Dave für seine konstruktive Kritik und beteuerte, dass sich Devin Wenig, President eBay Marketplaces, um diese Angelegenheit kümmern wird.

PayPal und Icahn

Neben dieser Problematik in Bezug auf die neuen eBay-Richtlinien, nahm John Donahoe auch Stellung zur PayPal-Problematik. Aufgrund der scharfen Diskussionen mit dem berüchtigten Anteilseigner Carl Icahn sah sich eBay wohl erneut dazu veranlasst, auf die gigantische Bedeutung von PayPal für die Zukunft des eigenen Unternehmens einzugehen. Er verteidigte die Kampagne, die Icahn zum Trotz gegen eine Abspaltung des hauseigenen Zahlungsdienstes kämpfte.

Bitcoin auf dem Radarschirm

Auch über die Bedeutung eines anderen Zahlungsmittels wurde auf der Jahrestagung gesprochen: Nachdem ein Teilnehmer der Konferenz fragte, welche Stellung eBay gegenüber Bitcoin bezieht, nannte Donahoe das Zahlungsmittel eine spannende und neue Technologie. „Wir denken, Bitcoin wird in der Zukunft eine sehr wichtige Rolle spielen. […] Es ist auf unserem Radarschirm.“ Ob und wann jedoch genau mir einer Einführung der Kryptowährung zu rechnen sei, ist noch nicht bekannt.