Neue Runde, neues Glück: Amazon ist es zwar gewohnt, auf Gegenwehr zu stoßen, doch in den aller meisten Fällen bekommt das Unternehmen, was es will. Und auch diesmal sollen alle Gegner weichen, um die gesetzten Ziele durchzusetzen und die eigenen Machtansprüche zu festigen. In dem fortwährenden Streit um E-Book-Gewinnanteile greift der US-Gigant nun auf spektakulärem Wege zu (noch) schärferen Waffen: Das neue Buch von J.K. Rowling, wird dabei nach Medieninformationen „als prominente Geisel gehalten“.
(Bildquelle The Thinker: Ryan Racca via Flickr.com, bestimmte Rechte vorbehalten)
Millionen und Abermillionen Harry Potter-Fans werden dem neuen Buch der Star-Autorin J.K. Rowling entgegenfiebern. „The Silkworm“ heißt es, wird unter dem (bereits aufgedeckten Pseudonym) Robert Galbraith herausgegeben und erscheint am 19. Juni in Großbritannien. Auch hierzulande können sich Anhänger der Potter-Schöpferin auf das neue Werk freuen. Anders jedoch in den USA: Dort hält Amazon, wie die FAZ berichtet, den „Rowling-Krimi als prominente Geisel“.
„Geisel“ insofern, dass Interessenten sich das Rowling-Buch nicht wie sonst üblich auch schon vor dem eigentlichen Erscheinungstermin vorbestellen können. Wer auf die US-amerikanische Produktseite des Hardcover-Schmökers geht, den erwartet lediglich ein graues Feld, das in tristen Lettern die „Unverfügbarkeit“ des Produktes kundtut.
Rowling-Buch als Druckmittel im Geld-Streit
Warum verzichtet Amazon aber auf die potenziellen Einnahmen (die nicht unbeträchtlich sein dürften) und verhindert einen Ansturm der Fans? Ganz einfach: Um seinen Forderungen mehr Nachdruck zu verleihen und die eigenen Interessen mithilfe aggressiver Mittel durchzusetzen.
Amazon will mehr Geld. In der Branche bekommen Versandhändler in der Regel Rabatte in Höhe von 30 Prozent für digitale Bücher. Dieser Prozentsatz reicht dem Unternehmen von Jeff Bezos jedoch nicht und fordert demgegenüber 40 bis 50 Prozent. Und das neue Buch von J.K. Rowling scheint dem Online-Player als perfektes Druckmittel. Wie in den vergangenen Wochen bei anderen Verlagen und Büchern üblich (wir berichteten), soll auch hier anscheinend die Auslieferung verzögert werden. Die Leidtragenden sind dabei sowohl die Autoren als auch die Verlage und, nicht zu vergessen, die Fans.
In öffentlichen Beiträgen hatten die betroffenen Parteien bereits von „Erpressung“ und „Machtmissbrauch“ durch Amazon gesprochen. Obwohl das Harry Potter-Nachfolgewerk hierzulande weiterhin vorbestellt werden kann, bleibt zu hoffen, dass diesmal auch die Kunden auf die Machenschaften des Online-Riesen aufmerksam werden und Amazon vielleicht durch gigantische Gegenwehr zum Einlenken gebracht wird.
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