Wäre ein Hackerangriff wie jener auf eBay mit biometrischen Erkennungsverfahren sinnlos gewesen? Forscher argumentieren für biometrische Verfahren an Stelle von Passwörtern, Datenschützer sehen das skeptisch.
(Bildquelle Fingerabdruck: Denys Prykhodov via Shutterstock)
Kann die Biometrie den Online-Handel sicherer machen? Geht es nach Forschern des Fraunhofer-Instituts, hätte der große Hackerangriff auf eBay in den vergangenen Monaten durch biometrische Erkennungsverfahren verhindert werden können. Sie arbeiten daran, dass Online-Kunden und Online-Händler sich künftig nicht mehr mit Passwörtern und E-Mails ausweisen, sondern mit dem Fingerabdruck oder den eigenen Augen.
Biometrische Verfahren besser als Passwörter?
„Mit dem richtigen biometrischen Verfahren wäre es nicht notwendig gewesen, dass Millionen von Menschen ihre Passwörter ändern müssen“, sagte Alexander Nouak, Leiter des Bereichs „Identifikation und Biometrie“, am Fraunhofer IGD gegenüber der Nachrichtenagentur pressetext. Sein Institut arbeitet seit Jahren daran, bestimmte körpereigene Merkmale des Menschen heranzuziehen, anhand derer jeder wiedererkannt werden soll. In der Vision der Forscher könnten so auch Protagonisten aus dem Online-Handel mit Verfahren wie Fingerabdruck-, Iris- und Gesichtserkennung identifiziert werden. Passwörter würden dann obsolet werden.
„Wenn ich bedenke, wie viele Smartphone-PINS und PC-Passwörter ich kenne, ohne es zu wollen, einfach, weil die Nutzer diese viel zu offen vor mir eingegeben haben, dann bin ich sehr froh, dass ich mein Smartphone jetzt komfortabel mit meinem Finger entsperren kann“, argumentiert Nouak.
Nicht nur die E-Commerce-Branche hat ein Sicherheitsproblem, wie Angriffe auf Internetunternehmen wie eBay darlegen. Eine Studie des Bundesinnenministeriums hatte herausgefunden, dass es im Jahr 2013 rund 64.500 registrierte Fälle von Internetkriminalität allein in Deutschland gab.
Die Technologie für biometrische Erkennungsverfahren scheint vorhanden, auch erste Unternehmen bieten bereits Sicherheitslösungen für den Online-Handel an. Wie zum Beispiel das StartUp BioCatch aus den USA, dass Online-Händlern mit ihrem Angebot die Möglichkeit gibt, biometrische Profile ihrer Kunden anzulegen. Anhand von mehr als 500 Parametern analysiert BioCatch das jeweilige Online-Verhalten und erkennt kognitive und physiologische Muster der einzelnen Kunden.
Smartphones sind bereits für Biometrie ausgelegt
Auch die mobilen Endgeräte wie Tablets oder Smartphone werden immer mehr für den Schritt in Richtung Biometrie vorbereitet. Nachdem beispielsweise das iPhone 5S mit einem Fingerabdruck-Sensor ausgestattet wurde, geht das aktuelle Smartphone aus dem Hause Amazon noch weiter. Es hat zahlreiche Kameras und Sensoren und kann den Augenbewegungen der Nutzer folgen. Gesichtserkennung wäre also schon für Amazons Fire Phone kein Problem.
Doch trotz der technologischen Möglichkeiten, gilt es natürlich den Datenschutz im Auge zu behalten und auch die Verbraucher zu befragen, ob sie überhaupt soviel persönliche Informationen für eine vielleicht höhere Sicherheit im Online-Handel bereitstellen möchten. Bislang dürfen biometrische Verfahren in Deutschland nur sehr bedingt angewendet werden, da zahlreiche rechtliche Einschränkungen vorliegen.
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