Amazon hat in einem Brief an deutsche Verlage zur Umleitung der Warensendungen aufgerufen. Künftig möchte der Online-Händler Teile der deutschen Bestellungen in seinen Logistikzentren in Polen verpacken und -senden.

Amazon lagert Teile der Logistik nach Polen aus.

Amazon Deutschland hat begonnen, Warenlieferungen nach Polen zu leiten. Wie aus einem Schreiben von der Unternehmenszentrale in Luxemburg an deutsche Verlage hervorgehen soll, fordert Amazon diese jetzt auf, ihre Warenlieferungen künftig an die Logistikzentren in den polnischen Städten Poznan und Wroclaw zu liefern. Von dort aus möchte Amazon offenbar auch den deutschen Markt beliefern.

Im Oktober vergangenen Jahres war bekannt geworden, dass Amazon drei Logistikzentren in Polen bauen würde, ebenso dass von dort aus vor allem Verbraucher in Deutschland bedient werden sollten. Offensichtlich bereitet Amazon nun seine Umstrukturierungsmaßnahmen vor. Im Oktober hatte Amazon vorausgesagt, dass zwei der Lager im August 2014, das dritte Mitte 2015 fertiggestellt würde.

Erhöhte Kosten für deutsche Verlage

Wie das Börsenblatt schreibt, handelt es sich dabei nicht um einen Warenexport, sondern um einen vorübergehenden Warentransfer nach Polen. Dort bearbeiten die Amazon-Mitarbeiter dann die aus Deutschland eingehenden Bestellungen und liefern die Produkte wieder zurück nach Deutschland – zunächst anscheinend nur an grenznahe Regionen im Nordosten und Süden Deutschlands. Für die Verlage in Deutschland bedeutet dass erhöhte Transportkosten.

Im vergangenen Jahr erklärte der für Europa zuständige Amazon-Manager Tim Collins gegenüber der Nachrichtenagentur dpa, dass Polen wegen seiner günstigen geografischen Lage, der guten Anbindung und einer großartigen Beschäftigten-Basis vom Unternehmen Amazon ausgesucht worden sei. Trotzdem sei das Ziel der Ausbau des gesamten europäischen Geschäfts, es gehe nicht um eine Verlagerung von Logistik-Standorten aus Deutschland.

Steuer- und Lohnvorteile für Amazon in Polen

Amazon steckt bekanntlich seit Monaten im Konflikt mit der Gewerkschaft Verdi, die für die Amazon-Mitarbeiter einen Tarifvertrag nach den Konditionen des Einzel- und Versandhandels und nicht nach der Logistikbranche fordert. In Zukunft bleibt abzuwarten, ob Amazon seine neuen Logistikzentren in Polen als Druckmittel gegenüber den hiesigen Amazon-Mitarbeitern und deren Forderungen nutzen wird. Kritiker hatten diese Befürchtung bereits nach Ankündigung der neuen Logistikzentren geäußert. Auch weil Polen Amazon mit enormen Steuerermäßigungen subventioniert und der durchschnittliche Stundenlohn von Amazon-Mitarbeitern in Polen bei umgerechnet 3,98 Euro liegen soll.