Britische Händler:innen flüchten vor der GPSR

Veröffentlicht: 20.12.2024
imgAktualisierung: 20.12.2024
Geschrieben von: Ricarda Eichler
Lesezeit: ca. 2 Min.
20.12.2024
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Die Flaggen der EU und des Vereinigten Königreichs
InkDropCreative / Depositphotos.com
Für viele britische Shops kam die GPSR offenbar überraschender als gedacht. Eine Ausnahme vom Brexit verkompliziert die Sache.


Nicht nur in Deutschland sorgt die Produktsicherheitsverordnung, oder GPSR, weiterhin für Aufsehen. Wie aus einem Bericht vom britischen E-Commerce-Portal Channel-X hervorgeht, sehen sich auch zahlreiche britische Händler:innen jetzt mit Problemen konfrontiert.

So müssen sich nicht nur jene Shops, die in die EU verkaufen wollen, an die Vorgaben halten und eine verantwortliche Person benennen. Auch innerhalb des Inselstaates gibt es jetzt ein kurioses Problem: Gemäß dem Windsor-Abkommen von 2023 kommt Nordirland nämlich eine Sonderrolle zu. Das zu Großbritannien gehörende Land darf demnach trotz Brexit weiterhin den freien Binnenmarktzugang zur EU genießen. Eigentlich zumindest.

Kleinunternehmen ziehen sich aus der EU zurück

Die Anforderungen der GPSR besagen, dass Händler:innen für Waren von außerhalb der EU eine verantwortliche Person benennen müssen. Dieser Person muss die Verantwortung über die Produktsicherheit der angebotenen Waren tragen. Gerade für kleine britische Unternehmen, beispielsweise aus dem Handmade-Bereich, stellt dies jedoch eine große finanzielle wie auch bürokratische Herausforderung dar.

Wie Channel-X berichtet, nehmen vor allem Marktplatz-Händler:innen, aber auch kleine Shops dies jetzt zum Anlass, um den Verkauf in den EU-Raum vollständig auszusetzen, um keine Bußgelder zu riskieren. Derartige Rückzieher bedeuten für hiesige Verbraucher:innen natürlich Auswirkungen auf die Vielfalt an Waren auf dem Markt. 

Kurioses Brexit-Ergebnis: Nordirland wird ausgegrenzt

Eine besonders kuriose Auswirkung hat die GPSR aber auf den nordirischen Handel. Das Land gehört eigentlich zu Großbritannien und ist damit 2020 aus der EU ausgetreten. Jedoch änderte das 2023 geschlossene Windsor-Abkommen die Spielregeln, sodass Nordirland dennoch auf dem EU-Markt handeln kann. Das sollte zumindest dem an die EU angrenzenden Land den Warenverkehr erleichtern.

Seit dem 13.12. unterliegt Nordirland damit aber auch den Verpflichtungen der GPSR. Was wiederum bedeutet, dass Shops aus England, Schottland und Wales, wenn sie nach Nordland verkaufen wollen, die Anforderungen der GPSR erfüllen müssten.

Wie Channel-X Reporter Chris Dawson es beschreibt: „Die Realität ist, dass viele kleine Unternehmen sich nun weigern werden, nach Nordirland zu verkaufen, und dass die dort lebenden Verbraucher von der vollen Zugehörigkeit zum Vereinigten Königreich ausgeschlossen sein werden.“

Artikelbild: http://www.depositphotos.com

Veröffentlicht: 20.12.2024
img Letzte Aktualisierung: 20.12.2024
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Ricarda Eichler

Ricarda Eichler

Expertin für Nachhaltigkeit

KOMMENTARE
4 Kommentare
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André
23.12.2024

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Ich verkaufe auch nicht mehr in andere Länder, weil ich sonst in allen Sprachen dort die ganzen GPRS Dinger hinterlegen müsste und weil man sich ja inzwischen überall auch steuerlich und wegen der ganzen Registrierungen anmelden muss überall und auch zahlen muss. Die wollen immer man soll grenzenlos verkaufen, machen es den Händlern aber dann so schwer, das es alle aufgeben und nur noch Inland machen, was auch schon an sich ja tausend Mal komplizierter als noch vor Jahren geworden ist.
Ralf
23.12.2024

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Ja, aber dafür sind die Produkte doch jetzt sicher, oder nicht? Und am sichersten ist ein Produkt, das überhaupt nicht vekauft wird und dem Verbraucher damit nicht zur Verfügung steht. Aber auch andere Händler ausserhalb der EU haben doch das gleiche Problem. Ausser den Chinesen, denen hat sowas aber noch nie interessiert. Das Ziel Europa mit sicheren Waren zu beliefern wird in China nicht oben in der Agenda stehen, sondern eher mit viel Waren zu beliefern und am besten so viel, das der Zoll nicht mehr nachkommt und die EU sich mit neuen Regeln soviel Bürokratie auferlegt, das der Binnenmarkt faktisch lahmgelegt wird.
S. Hochmuth
23.12.2024

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Tja, dämliche Gesetze bewirken dämliche Folgen.
CF
21.12.2024

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Das hat ja schon so seinen eigenen Humor… Daran sieht man wieder sehr schön, dass die Regelungswut mehr Probleme verursacht als welche zu lösen. Noch ein paar hundert neue Verordnungen und die Wirtschaft bricht zusammen oder das ganze System fängt an zu kippen… Ist auch schon vergangenen Zivilisationen schon so ergangen…. Es wiederholt sich halt doch immer wieder und die Menschen lernen nicht wirklich etwas daraus…. Sehr schade