Bürobedarfshändler Kaut-Bullinger beantragt Schutzschirmverfahren

Veröffentlicht: 01.10.2024
imgAktualisierung: 01.10.2024
Geschrieben von: Ricarda Eichler
Lesezeit: ca. 2 Min.
01.10.2024
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Leeres Großraumbüro
denisismagilov / Depositphotos.com
Für viele Arbeitnehmende bedeutet Homeoffice vor allem mehr Flexibilität. Manche Branchen leiden unter dem System jedoch.


Das Münchener Unternehmen Kaut-Bullinger ist kein Fan von Homeoffice. Denn der auf Bürobedarf und Printlösungen spezialisierte Händler sieht den Trend zur Heimarbeit als mitbeteiligt an der sinkenden Nachfrage seiner Waren. Das Traditionsunternehmen, welches in diesem Jahr bereits sein 230-jähriges Jubiläum feiert, musste vergangene Woche vor dem Amtsgericht München Antrag auf ein Schutzschirmverfahren stellen.

Zwar sind die Aussichten auf Sanierung gut, doch macht der Fall dennoch auch deutlich, welchen Rattenschwanz das Thema New Work durchaus mit sich zieht.

Gehälter bis Ende November gesichert

Mit dem Schutzschirmverfahren wird Unternehmen ein Instrument zur Unternehmenssanierung in Krisenzeiten geboten, welches im Gegensatz zum Insolvenzverfahren die Eigenverwaltung sicherstellt. So wird dem Unternehmen lediglich ein Sachverwalter an die Hand gegeben, welcher bei der Restrukturierung des Geschäfts berät.

Für die Mitarbeitenden von Kaut-Bullinger bedeutet das vor allem, dass zumindest bis Ende November alle Gehälter gesichert sind. Der Geschäftsbetrieb läuft ebenso regulär weiter. Kaut-Bullinger hatte erst kürzlich einen neuen Online-Shop gelauncht, welcher laut Unternehmensangaben auch positiv angenommen wurde.

Doch während einige Bestandskunden weiterhin treu bleiben, scheinen andere durch den verstärkten Fokus auf Homeoffice weggebrochen zu sein. So benötigen Büros, welche weniger Menschen beherbergen müssen, schließlich auch deutlich weniger Kopierpapier, Tintentoner oder Schreibwaren. Hinzu kämen, so geht aus der Unternehmensmeldung hervor, die gestiegen Energiekosten, welche Kaut-Bullinger zusätzliche belasteten.

Kaut-Bullinger hat langfristiges Potenzial

Für das Unternehmen war der Gang zum Amtsgericht kein leichter, wie Geschäftsführer Robert Brech betont: „Der harte Wettbewerb im Online-Handel bei gleichzeitiger Kaufzurückhaltung der Unternehmen, auch bedingt durch die Arbeit im Homeoffice, hat zu deutlichen Umsatzrückgängen geführt. Wir mussten daher den für uns schweren Schritt gehen, den Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung zu stellen.“

Aufgrund der frühzeitigen Maßnahme des Schutzschirmverfahrens stehen die Chancen dabei gut, dass die Sanierung gelingt. Auch der dem Unternehmen als rechtlicher Berater zugeteilte Rechtsanwalt Dr. Sebastian Gall von der Kanzlei Grub Brugger sieht die Lage optimistisch. Das Unternehmen habe eine lange Geschichte und er sieht „bei Kaut-Bullinger Potenzial (…), das Unternehmen zu sanieren und langfristig wieder stabil aufzustellen“.

Ist Homeoffice eine Gefahr für manche Branchen?

Nicht nur am Beispiel von Kaut-Bullinger zeigt sich, dass die Arbeit aus den eigenen vier Wänden auch Nachteile mit sich bringt. Neben Unternehmen im Bereich Bürobedarf trifft es auch viele Immobilienmakler, welche sich mit leerstehenden Büro-Komplexen konfrontiert sehen, sowie gastronomische Einrichtungen, welche sonst hungrige Mitarbeitende versorgen.

Als kürzlich Amazon verkündete, ab dem kommenden Jahr wieder komplett auf Präsenz im Büro in Seattle zu setzen, äußerten sich hierzu vor allem Gastronomen und Stadtverwalter positiv. „Dass der größte Arbeitgeber der Stadt dafür sorgt, dass wieder mehr Menschen in die Stadt kommen, ist für uns ein echter Volltreffer“, kommentierte der Präsident der Downtown Seattle Association, welcher zuvor mit einer ausgestorbenen Innenstadt zu kämpfen hatte. 

Artikelbild: http://www.depositphotos.com

Veröffentlicht: 01.10.2024
img Letzte Aktualisierung: 01.10.2024
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Ricarda Eichler

Ricarda Eichler

Expertin für Nachhaltigkeit

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