Die wirtschaftlichen Probleme im Land halten an und schlagen sich deutlich in den Konjunkturaussichten hiesiger Firmen nieder. Mehr als jedes dritte Unternehmen (35 Prozent) plant noch in diesem Jahr den Abbau von Arbeitsplätzen. Demgegenüber will nur ein Viertel (24 Prozent) mehr Mitarbeitende einstellen. Allen voran wollen in diesem Jahr Industriefirmen Jobs abbauen (42 Prozent), im Dienstleistungsgewerbe sind es nur etwa ein Fünftel. Das ergab eine Konjunkturumfrage des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) Köln, für die rund 2.000 Betriebe zu ihren Geschäftserwartungen befragt wurden.
Die Erwartungen haben sich im Vergleich zum Herbst des letzten Jahres leicht verbessert. So gingen im letzten Jahr noch 38 Prozent der Firmen von Stellenstreichungen aus und nur 17 Prozent setzten auf Neueinstellungen. Laut IW werde sich demnach faktisch eine negative Beschäftigungsentwicklung in Deutschland auch 2025 fortsetzen, wenn auch weniger stark, als zum Jahresende 2024 befürchtet.
Pessimistische Stimmung überwiegt
Verbesserungen müssten vor dem Hintergrund einer bereits schlechten Ausgangs- und Vergleichsbasis gesehen werden – das gelte etwa mit Blick auf die Geschäftserwartungen, die sich im Vergleich zum Herbst immerhin minimal verbessert hätten, schreibt das IW zur Studie.
Unterm Strich überwiege der Pessimismus. Derzeit sprechen zwar 18 Prozent der Unternehmen von einer besseren Geschäftssituation als vor einem Jahr, jedoch 40 Prozent von einer Verschlechterung. Seit dem erstmaligen Erfassungszeitraum im Herbst 2023 bis zum Ende des letzten Jahres fielen die Geschäftserwartungen außerdem so düster aus wie seit der globalen Finanzmarktkrise nicht mehr. Mehr als jedes dritte Unternehmen will im laufenden Jahr voraussichtlich weniger investieren als 2024.
Der Zollstreit in den USA verschärft diese Probleme zusätzlich: „Der Zollkrieg belastet das Tagesgeschäft enorm“, so IW-Konjunkturchef Michael Grömling. „Donald Trumps Launen kommen zu einer Unzeit und sind eine Härteprüfung für die deutsche Wirtschaft.“
Beschäftigte zweifeln an Wirtschaftsstandort Deutschland
Nicht nur auf Arbeitgeberseite schlägt sich eine negative Grundstimmung nieder. Einer Befragung der Wirtschaftsprüfung EY zufolge sehen auch Beschäftigte die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands kritisch. Ein Drittel rechnet demnach ebenfalls mit dem Abbau von Arbeitsplätzen. Über die Hälfte (56 Prozent) gab an, dass sich der Wirtschaftsstandort in den letzten fünf Jahren verschlechtert habe. Auch die Zukunftsaussichten schätzen etwas mehr als die Hälfte (52 Prozent) negativ ein. Die größten Schwächen seien die Bürokratie, hohe Energiekosten und der Fachkräftemangel. „Wenn mehr als 50 Prozent der Angestellten die Zukunftsfähigkeit des heimischen Wirtschaftsstandorts in Zweifel ziehen, muss das zu denken geben“, ordnet Jan-Rainer Hinz, Mitglied der Geschäftsführung und Leiter Personal bei EY, diese Ergebnisse ein.
Doch immerhin 59 Prozent der bis 35-Jährigen seien optimistisch. Dieses hohe Vertrauen in den deutschen Wirtschaftsstandort mache Hoffnung. Ein großes Plus am Standort Deutschland seien die Qualifikation der Arbeitskräfte, eine hohe Lebensqualität sowie stabile politische Rahmenbedingungen. „Motivierte und top ausgebildete Beschäftigte sind es, die entscheidend dazu beitragen können, dass der Standort wieder nach vorne kommt“, so Hinz. Er mahnt mit Blick auf das geplante, milliardenschwere Finanzpaket der Bundesregierung jedoch zur Eile: „Deutschland hat keine Zeit zu verlieren, vor allem wenn es um Innovationsförderung, Infrastrukturmaßnahmen und eine effizientere Verwaltung geht.“
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