Für den Idealo-Gründer und Chef Martin Sinner endet zum heutigen 31. März die Zeit bei dem Vergleichsportal. Mitte der vergangenen Woche gab der Axel-Springer-Verlag, zu dem auch Idealo gehört, den Wechsel in der Geschäftsführung bekannt. Sowohl Martin Sinner als auch der Co-CEO Maxim Nohroudi legen ihre Ämter nieder.
Springer begründet die Personalentscheidung mit einer „strategischen Neuaufstellung“. In der Konzernmitteilung heißt es dazu: „Ziel der aktuellen strategischen Veränderungen ist es, das Unternehmen agiler und effizienter aufzustellen, um besser auf die Herausforderungen im Markt reagieren zu können.“ Dabei ist auch die Rede von schlankeren Strukturen und Entscheidungswegen, die mit einer „Reduktion der Anzahl der Beschäftigten“ einhergehen.
„Klima der Angst“ bei Idealo
Doch die Trennung von Idealo von ihrem Gründer in der operativen Geschäftsführung scheint Medienberichten zufolge auch andere Ursachen zu haben. Zuvor sei bekannt geworden, dass sowohl der Tagesspiegel als auch das Handelsblatt zu Vorwürfen gegen Sinner recherchieren. Darauf soll Springer reagiert haben. Konkret soll es nach Informationen des Tagesspiegels immer wieder Compliance-Beschwerden gegen Sinner gegeben haben. Mitarbeitende hätten von einem „Klima der Angst“ berichtet.
Idealo entstand im Jahr 2000 und Martin Sinner zählte zum Gründerteam, verließ das Unternehmen aber im Jahr 2012. Dann kehrte er im Sommer 2024 wieder zurück – und ersetzte den bis dato amtierenden Geschäftsführer und ebenfalls Idealo-Mitgründer Albrecht von Sonntag. Dieser soll seine Position unter anderem nach Sparvorgaben und Unstimmigkeiten mit Springer-Chef Mathias Döpfner aufgegeben haben. Von Sonntag galt „als die gute Seele des Unternehmens“, berichtete damals die Süddeutsche Zeitung und verwies unter anderem auf den Einsatz für Nachhaltigkeitsinitiativen und familienfreundliche Arbeitsbedingungen. Mit der Rückkehr von Sinner ins Unternehmen soll es hingegen „intern zu brodeln“ begonnen haben, berichten Mitarbeitende.
Starker Personalabbau und ausländerfeindliche Äußerungen
Es folgte ein Sparkurs, bei dem Sinner Führungskräfte aufgefordert haben soll, Listen mit Beschäftigten zu erstellen, die entlassen werden sollen – und sich teils sogar selbst mit auf die Liste zu setzen. Nach Meldungen von arbeitsrechtlichen Verstößen wurde dies in ein Freiwilligenprogramm umgewandelt, bei dem aber weiter Druck auf Mitarbeitende ausgeübt worden sei. Insgesamt verließen 300 von 1.000 Mitarbeitenden damals das Vergleichsportal.
Auch soll sich der scheidende Geschäftsführer rassistisch geäußert haben. Auf einer Mitarbeiterveranstaltung erklärte er, dass Einwander:innen und Bürgergeldempfänger:innen am schwachen Handel in Deutschland schuld seien. Die eigene Belegschaft, in der Menschen aus 60 Nationen arbeiten, reagierte „entsetzt“, heißt es beim Tagesspiegel. Laut dem Handelsblatt hätten unter Sinner Rassismus, Sexismus und Aufruf zur Rechtsbeugung an der Tagesordnung gestanden.
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