Idealo: Gründer verlässt nach schweren Vorwürfen die Geschäftsführung

Veröffentlicht: 31.03.2025
imgAktualisierung: 31.03.2025
Geschrieben von: Hanna Behn
Lesezeit: ca. 3 Min.
31.03.2025
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Idealo-Website mit Lupe über dem Firmenlogo
postmodernstudio / Depositphotos.com
Das Vergleichsportal trennt sich von seinem Chef Martin Sinner. Unter seiner Führung habe es ein „Klima der Angst“ gegeben, heißt es.


Für den Idealo-Gründer und Chef Martin Sinner endet zum heutigen 31. März die Zeit bei dem Vergleichsportal. Mitte der vergangenen Woche gab der Axel-Springer-Verlag, zu dem auch Idealo gehört, den Wechsel in der Geschäftsführung bekannt. Sowohl Martin Sinner als auch der Co-CEO Maxim Nohroudi legen ihre Ämter nieder.

Springer begründet die Personalentscheidung mit einer „strategischen Neuaufstellung“. In der Konzernmitteilung heißt es dazu: „Ziel der aktuellen strategischen Veränderungen ist es, das Unternehmen agiler und effizienter aufzustellen, um besser auf die Herausforderungen im Markt reagieren zu können.“ Dabei ist auch die Rede von schlankeren Strukturen und Entscheidungswegen, die mit einer „Reduktion der Anzahl der Beschäftigten“ einhergehen.  

„Klima der Angst“ bei Idealo

Doch die Trennung von Idealo von ihrem Gründer in der operativen Geschäftsführung scheint Medienberichten zufolge auch andere Ursachen zu haben. Zuvor sei bekannt geworden, dass sowohl der Tagesspiegel als auch das Handelsblatt zu Vorwürfen gegen Sinner recherchieren. Darauf soll Springer reagiert haben. Konkret soll es nach Informationen des Tagesspiegels immer wieder Compliance-Beschwerden gegen Sinner gegeben haben. Mitarbeitende hätten von einem „Klima der Angst“ berichtet.

Idealo entstand im Jahr 2000 und Martin Sinner zählte zum Gründerteam, verließ das Unternehmen aber im Jahr 2012. Dann kehrte er im Sommer 2024 wieder zurück – und ersetzte den bis dato amtierenden Geschäftsführer und ebenfalls Idealo-Mitgründer Albrecht von Sonntag. Dieser soll seine Position unter anderem nach Sparvorgaben und Unstimmigkeiten mit Springer-Chef Mathias Döpfner aufgegeben haben. Von Sonntag galt „als die gute Seele des Unternehmens“, berichtete damals die Süddeutsche Zeitung und verwies unter anderem auf den Einsatz für Nachhaltigkeitsinitiativen und familienfreundliche Arbeitsbedingungen. Mit der Rückkehr von Sinner ins Unternehmen soll es hingegen „intern zu brodeln“ begonnen haben, berichten Mitarbeitende. 

Starker Personalabbau und ausländerfeindliche Äußerungen 

Es folgte ein Sparkurs, bei dem Sinner Führungskräfte aufgefordert haben soll, Listen mit Beschäftigten zu erstellen, die entlassen werden sollen – und sich teils sogar selbst mit auf die Liste zu setzen. Nach Meldungen von arbeitsrechtlichen Verstößen wurde dies in ein Freiwilligenprogramm umgewandelt, bei dem aber weiter Druck auf Mitarbeitende ausgeübt worden sei. Insgesamt verließen 300 von 1.000 Mitarbeitenden damals das Vergleichsportal.

Auch soll sich der scheidende Geschäftsführer rassistisch geäußert haben. Auf einer Mitarbeiterveranstaltung erklärte er, dass Einwander:innen und Bürgergeldempfänger:innen am schwachen Handel in Deutschland schuld seien. Die eigene Belegschaft, in der Menschen aus 60 Nationen arbeiten, reagierte „entsetzt“, heißt es beim Tagesspiegel. Laut dem Handelsblatt hätten unter Sinner Rassismus, Sexismus und Aufruf zur Rechtsbeugung an der Tagesordnung gestanden.

Springer reagiert mit Rauswurf

Martin Sinner soll sich vergangenen Freitag bei der Belegschaft entschuldigt haben und verwies dabei auf die Recherchen der beiden Medienhäuser. Dies reichte dem Springer-Verlag aber womöglich nicht aus. In der Pressemitteilung des Verlags ist ferner zu lesen, wie es weitergeht: Die Geschäftsführung von Idealo übernimmt nun Mark Dekan zusätzlich zu seiner Tätigkeit als Finanzchef im Axel-Springer-Verlag gemeinsam mit dem langjährigen Geschäftsführungsmitglied Jörn Rehse. Sinner soll die zukünftige Produktentwicklung von Idealo aber weiterhin als Partner begleiten.

Maxim Nohroudi verlässt das Unternehmen ganz. Für dessen Arbeit bei der Plattform fand Springer in der Pressemitteilung zahlreiche lobende Worte, auch wurde erwähnt, dass er „im besten gegenseitigen Einvernehmen auf eigenen Wunsch“ gehe. Derartige Erwähnungen zu Sinner gibt es hingegen nicht.

Artikelbild: http://www.depositphotos.com

Veröffentlicht: 31.03.2025
img Letzte Aktualisierung: 31.03.2025
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Hanna Behn

Hanna Behn

Expertin für Handel & Unternehmertum

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