Einer der größten Payment-Dienstleister der Welt sieht sich schweren Vorwürfen ausgesetzt. Payone, das nach eigenen Angaben 277.000 Kunden weltweit hat, soll mit Hunderten zwielichtigen Anbietern von Porno- und Datingportalen zusammengearbeitet und diese dabei kaum überprüft haben. Die Unternehmen und Webseitenbetreiber sollen in dubiose Online-Geschäfte verwickelt sein und Kund:innen über Lockangebote in teure Abos geschleust haben. Payone habe zeitweise Millionenzahlungen für derartige Anbieter transferiert.
Die teils schweren Vorwürfe stammen aus dem Projekt „Dirty Payments“, einer Recherche des Spiegel und 20 weiterer internationaler Medien. „Dirty Payments“ hat die Geschäfte mit sogenannten Hochrisikokunden untersucht, für die der französische Aktienkonzern Worldline und seine deutsche Tochter Payone seit 2014 Transaktionen in Milliardenhöhe abgewickelt haben. Die Kunden sollen umstrittene Porno- und Datingseiten, Prostitution, Online-Kasinos und mutmaßlich Geldwäsche ermöglicht haben.
„Gravierende Defizite“ beim Geldwäschegesetz
Payone habe es häufig versäumt, „zweifelhafte Klienten“ auf ihre Seriosität zu prüfen, obwohl dies gesetzlich vorgeschrieben ist. Von der Finanzaufsicht Bafin, von Wirtschaftsprüfern und auch von der Commerzbank wurde Payone für den Umgang mit zwielichtigen Händlern kritisiert. Dem Payment-Dienstleister wurden teils „gravierende Defizite“ bei der Einhaltung von Sorgfaltspflichten nach dem Geldwäschegesetz vorgeworfen.
Obwohl Payone Hunderte Hochrisikokunden hatte, waren nur ein bis zwei Personen im Unternehmen für die Geldwäschekontrolle zuständig, hieß es intern bei der Commerzbank. Man habe mehrere Warnhinweise – sogenannte „red flags“ – identifiziert, die nahelegen, dass Payone Kunden nicht ausreichend prüfe und überwache.
Seit Jahren im Visier der Bafin
Schon 2021 fertigte eine Wirtschaftsprüfungsgesellschaft im Auftrag der Bafin einen Prüfbericht über Payone an. Dieser wurde auch im Risikoausschuss des Unternehmens diskutiert. Zwei Jahre später wurde Payone untersagt, Transaktionen für Hunderte Hochrisikokunden auszuführen, da der Anbieter „gravierende Defizite bei der Einhaltung und Umsetzung der erforderlichen verstärkten Sorgfaltspflichten nach dem Geldwäschegesetz aufweist“. Unter diesen Kunden seien zwielichtige Gestalten wie Ray Akhavan gewesen. Der auch als „Pornobaron“ bekannte Akhavan unterhielt damals ein Franchisesystem mit Tausenden Sexseiten.
Von den beanstandeten Kunden trennte sich Payone, aber es gebe Hinweise, dass einige dieser Kunden heute von Worldline betreut werden, also in der Konzernfamilie verblieben sind. Worldline hält 60 Prozent der Anteile an Payone, die anderen 40 Prozent gehören dem Deutschen Sparkassenverlag. Ebenfalls pikant: Die Recherchen von „Dirty Payments“ legen nahe, dass einige Unternehmen, die früher mit Wirecard verbandelt waren, heute mit Payone zusammenarbeiten.
Welche Rolle spielen die Sparkassen?
Die Enthüllungen könnten dem Spiegel zufolge auch die Sparkassen in Erklärungsnot bringen. Im April 2023 wurde der Sparkassen-Manager Ottmar Bloching zum CEO von Payone ernannt, nachdem die Probleme mit den Hochrisikokunden überhandgenommen haben sollen. Bloching saß davor bereits lange im Aufsichtsrat. Er soll über die Probleme mit den Risikokunden informiert gewesen sein. An einer Sitzung des Risikoausschusses von Payone im April 2022, in der die Kunden Thema waren, war Bloching beteiligt.
Payone teilte gegenüber dem Spiegel mit, dass man bereits „eine Reihe von Korrekturmaßnahmen“ umgesetzt habe, damit künftig Geschäfte mit Risikokunden verhindert werden. „Dies geschah im Einklang mit den zunehmenden regulatorischen Anforderungen und in enger Zusammenarbeit mit der Aufsichtsbehörde.“ Gegenüber OHN ergänzt Payone: „Um die aufsichtsrechtlichen Feststellungen angemessen und wirksam umzusetzen, hat die PAYONE GmbH, unterstützt durch einen umfassenden Maßnahmenplan, sofortige Verbesserungen an ihrem Risikorahmenwerk, ihrer Governance-Struktur und ihrem Kontrollumfeld vorgenommen.“ Zu „einzelnen Kundensituationen“ könne man keine Stellung beziehen.
Artikelbild: http://www.depositphotos.com
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