Platzt die TikTok-Shop-Blase schon oder waren die Erwartungen nur zu hoch?

Veröffentlicht: 28.05.2025
imgAktualisierung: 28.05.2025
Geschrieben von: Ricarda Eichler
Lesezeit: ca. 3 Min.
28.05.2025
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Person am Smartphone. Darauf das TikTok Logo.
BongkarnGraphic / Depositphotos.com
Der anfängliche Hype um TikTok Shop macht vielerorts Ernüchterung Platz. Wir haben drei Experten zum aktuellen Status Quo befragt.


Seit rund zwei Monaten läuft TikTok Shop hierzulande. Nachdem zunächst einige Marken auf den Hype-Zug aufgesprungen waren, scheint es mittlerweile teils zur Ernüchterung zu kommen. Ist TikTok Shop etwa gar nicht die eierlegende Wollmilchsau, die Seller innerhalb kürzester Zeit zum Milliardär macht?

Was sind die echten Erfolgsfaktoren und mit welchen Erwartungen sollte man an TikTok Shop herangehen? Das haben wir drei E-Commerce-Experten gefragt: Moritz Putz, Marketing Manager beim Softwareanbieter dc AG, Manfred Schulz, Head of Merchant Solutions beim Payment-Anbieter Brite Payments, und Andreas Frank, E-Commerce-Experte bei SELR.

Social Commerce ist vor allem Entertainment

TikTok Shop unterscheidet sich grundlegend von klassischen Marktplätzen wie Amazon oder Ebay. Der Fokus liegt weniger auf der Produktsuche als auf Unterhaltung. Marken können hier schnell eine hohe Aufmerksamkeit erziehen und Produkte zum nächsten Trend machen – wenn sie die richtigen Prioritäten setzen.

So merkt Moritz Putz an: „TikTok Shop ist ein spannender Vertriebskanal, vor allem für Start-ups oder etablierte Marken mit junger Zielgruppe. Der Schlüssel liegt in kreativem Storytelling und der Fähigkeit, in den ersten Sekunden zu fesseln.“

Das Erfolgsprinzip vieler Kampagnen sei simpel, aber effektiv: „Hook – Story – Offer“. Statt klassischer Werbung überzeugen authentische Geschichten mit klarem Mehrwert – oft vermittelt durch Creator:innen oder Mitarbeitende selbst. Erst, wenn diese Theorie sitzt, kann eine erfolgreiche Konversion stattfinden.

Integrierter Check-out bestärkt Spontankäufe

Ein großer Pluspunkt des TikTok Shops: Der vollständig integrierte Check-out-Prozess innerhalb der App. Mit wenigen Klicks kann ein Kauf abgeschlossen werden – ohne Weiterleitung zu externen Shops. Wer ein Produkt über ein Kurzvideo entdeckt, kann somit ohne Umwege zuschlagen. Genau das ist der Fokus und der Unique Selling Point (USP) von Social Commerce.

Auch beim Thema Bezahlmethoden ist TikTok strategisch gut aufgestellt. Neben klassischen Optionen wie Kreditkarte, PayPal und Apple Pay werden auch „Buy Now, Pay Later“-Lösungen (BNPL) angeboten – Zahlmethoden, die sich besonders für Spontankäufe anbieten.

Manfred Schulz weist jedoch auf eine neue Dynamik hin: „Junge Konsument:innen schätzen zunehmend Pay-by-Bank-Lösungen. Sie gelten als ‚finanziell achtsame‘ Alternative zu Kreditmodellen und passen zum Wunsch der Gen Z, Schulden zu vermeiden.“

Wirtschaftlichkeit und Kosten

Bei allem Potenzial dürfen Händler:innen natürlich aber auch die Kostenstruktur nicht aus dem Blick verlieren. TikTok Shop erhebt aktuell eine Verkaufsprovision von fünf Prozent – ein vergleichsweise günstiger Wert gegenüber Amazon (beginnend bei acht Prozent je nach Kategorie). Dennoch beeinflussen auch Retourenkosten, Customer Service und Chargebacks die finale Marge. Zudem müssen zwangsläufig Ausgaben für Social-Media-Management eingeplant werden. 

Fazit: Realistische Erwartungshaltung gefragt

Das Wichtigste, was Shops und Marken jetzt vermutlich beachten müssen, ist, mit einer realistischen Erwartungshaltung an den neuen Kanal zu gehen. Wie Andreas Frank betont: „TikTok Shop ist kein Allheilmittel, aber er wird für viele Produkte ein extrem wirksamer Vertriebskanal.“

Wir können aktuell im digitalen Raum wie auch weltwirtschaftlich einen deutlichen Wandel verzeichnen. Der Einfluss asiatische Unternehmen und Marken wächst dabei enorm. Und in China ist Social Commerce schon längst Alltag.

Wer sich und sein Geschäft im Social Commerce positionieren möchte, hat mit TikTok Shop quasi die Möglichkeit, Grundlagen zu schaffen. Wie Frank weiter ausführt: „Wer heute mit TikTok Shop startet, baut Kompetenzen auf, die plattformübergreifend funktionieren. TikTok Shop ist der Anfang. YouTube, Pinterest, Instagram – für all diese Kanäle müssen Hersteller und Händler wissen, wie Social Commerce funktioniert.“

Artikelbild: http://www.depositphotos.com

Veröffentlicht: 28.05.2025
img Letzte Aktualisierung: 28.05.2025
Lesezeit: ca. 3 Min.
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Ricarda Eichler

Ricarda Eichler

Expertin für Nachhaltigkeit

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