Eine Bewegung namens „BuyfromEU“ ruft aktuell dazu auf, auf Produkte aus den USA zu verzichten und stattdessen auf Produkte und Dienstleistungen aus der EU zu setzen.
Die Bewegung hat sich unter gleichem Namen auf der Social-Media-Plattform Reddit in kurzer Zeit gegründet. Das Forum (Subreddit) BuyFromEU zählt bereits etwa 148.000 Mitglieder. Stetig kommen neue hinzu. „Egal, ob Sie nach lokal produzierter Mode, Technologie, Lebensmitteln oder Dienstleistungen suchen, dies ist der richtige Ort, um Unternehmen zu entdecken und zu fördern, die zu einem stärkeren europäischen Markt beitragen“, heißt es in der Forenbeschreibung. Außerdem wird auf die Website GoEuropean verwiesen, ein Community-basiertes Verzeichnis mit Empfehlungen für Produkte und Dienstleister aus ganz Europa.
Fritz-Kola statt CocaCola, Otto statt Amazon
Vorbild der Bewegung sind Reaktionen aus Kanada auf die in der vergangenen Woche von US-Präsident Donald Trump verhängten Strafzölle auf kanadische Einfuhren in die USA. Das Projekt gibt es seit wenigen Wochen und wird von 30 Freiwilligen betrieben, berichtet das ZDF. Erreichen wolle man damit nicht nur die EU-Staaten, sondern alle 46 Staaten des Europarates.
Die Nutzer:innen des Reddit-Forums BuyFromEU teilen beispielsweise Vorschläge für Waren und Dienstleistungen aus Europa, Memes, um sich gegenseitig in der Aktion zu stärken sowie Vorschläge, welchen US-Produkte es gibt und wie man diese ersetzt. So gibt es etwa die Idee, weg von Google zu europäischen E-Mail-Anbietern, von Heinz-Ketchup auf Hela-Gewürz-Ketchup sowie von CocaCola auf Fritz-Kola oder Kofola umzusteigen. Und auch jemand, der bei der Otto Group arbeitet, fragt in dem Forum nach Ideen, wie der Marktplatz das Amazon für Europa werden kann.
Weitere Boykott-Aktionen in Europa – Zurückhaltung bei Unternehmen
Regionale, davon unabhängige Boykott-Gruppen sind bereits andernorts entstanden, etwa in Schweden und Dänemark. Einzelhandelsunternehmen aus Europa agieren bisher aber eher mit Zurückhaltung. Eine Ausnahme dürfte der dänische Supermarktbetreiber Salling sein. Dessen CEO, Anders Hagh, kündigte – ohne die explizite Erwähnung von Trumps Politik – auf LinkedIn an, dass man nun Produkte aus Europa gesondert kennzeichnen werde, weil dies ein Wunsch vieler Verbraucher:innen sei.
Ob Projekte wie BuyfromEU Erfolg haben könnten, wird von Expert:innen bezweifelt:. „Die Erfahrung zeigt, dass es sehr schwierig ist, durch freiwillige (Verbraucher-)Boykotte größere wirtschaftliche Effekte zu erzielen“, sagt beispielsweise Olof Johansson Stenman, Wirtschaftsprofessor an der Universität Göteborg, laut France24. Hinzu kommt, dass viele Waren des täglichen Bedarfs bereits aus der EU selbst stammen. Demgegenüber werden Lebensmittel oder auch Pharmazie-Produkte eher in die USA exportiert. Wenig Beachtung finden in dem Szenario die Lieferketten: So können zwar Produkte in Europa produziert werden, notwendige Rohmaterialien müssen aber teils aus anderen Ländern – wie den USA – importiert werden.
Ob und in welcher Höhe tatsächlich Zölle auf europäische Waren erhoben werden, bleibt derzeit noch abzuwarten. Der US-Präsident hatte die Gebühren für Anfang April in Aussicht gestellt.
Artikelbild: http://www.depositphotos.com
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