Nachdem zum 12. März auch US-Zölle auf Stahl- und Aluminiumwaren aus der Europäischen Union in Höhe von 25 Prozent in Kraft getreten waren, kündigte die EU-Kommission Gegenzölle auf US-Produkte wie Whiskey und Motorräder an. Diese sollten zum 1. April bzw. zum 13. April in Kraft treten – jetzt rudert die EU aber nochmal zurück. Die Zollmaßnahmen werden nun offenbar zusammengefasst – und ihr Eintritt damit um zwei Wochen aufgeschoben. „Dies würde uns auch zusätzliche Zeit für Verhandlungen mit unseren amerikanischen Partnern verschaffen“, erläutert EU-Handelskommissar Maros Sefcovic im Europäischen Parlament nach Angaben der Tagesschau. Gleichzeitig bleibe so mehr Zeit, um sich innerhalb der 27 EU-Staaten abzustimmen.

Wirtschaftsexpert:innen warnen vor einem Handelskrieg mit den USA. Dieser würde auch die EU-Wirtschaft merklich beeinträchtigen. EZB-Präsidentin Christine Lagarde warnte laut der Nachrichtenagentur Reuters, dass „ein US-Zoll von 25 Prozent auf Importe aus Europa das Wachstum im Euroraum im ersten Jahr um etwa 0,3 Prozentpunkte verringern würde“. Wenn die EU mit Gegenzölle reagiere, würde sich dieser Wert auf 0,5 Prozentpunkte erhöhen. Die Folgen seien kurzfristig spürbar. „Der Großteil der Auswirkungen auf das Wirtschaftswachstum würde sich auf das erste Jahr nach den Zöllerhöhungen konzentrieren“, so Lagarde. Erst danach nehme der Effekt ab. Sie prognostiziert einen kurzfristigen Anstieg der Inflation um einen halben Prozentpunkt, wenn gleichzeitig der Euro-Kurs schwächer werde.

Fleischverbände warnen, dass der Handelskonflikt die Fleischpreise in Deutschland verteuern könnte. Der Grund seien mögliche Zölle auf Sojabohnen aus den USA, die Deutschland importiere, um sie als Viehfutter zu verarbeiten. In der Folge erhöhen sich die Kosten für Tierhalter:innen sowie für tierische Produkte. „Es kann sein, dass Fleisch dadurch teurer wird“, erklärte der Geschäftsführer des Deutschen Verbands Tiernahrung, Hermann-Josef Baaken, gegenüber dem Handelsblatt. „Wie hoch Preissteigerungen ausfallen könnten, kann derzeit nicht abgeschätzt werden.“

So berichtete OHN am 13. März: US-Wirtschaftspolitik verunsichert 

Sowohl für Kanada als auch in der europäischen Union sind zum 12. März die Strafzölle der US-Regierung in Höhe von 25 Prozent auf Stahl- und Aluminiumimporte in Kraft getreten. Kanada reagierte mit Gegenzöllen, die nun ebenfalls wirksam sind. Auf US-Waren wie Computer, Sportausrüstung und Werkzeuge mit einem Warenwert von umgerechnet etwa 18 Milliarden Euro erhebt die kanadische Seite nun ebenfalls 25 Prozent Zollgebühren. „Mit diesen Zöllen unterbricht die US-Regierung unnötigerweise eine unglaublich erfolgreiche Handelspartnerschaft“, sagt der kanadische Finanzminister Dominic LeBlanc laut einer Mitteilung der kanadischen Regierung. „Dies ist ein völlig ungerechtfertigter und ungeschützter Schritt, der die Kosten für Amerikaner und Kanadier gleichermaßen erhöhen wird.“

Auch die EU reagierte auf die Zölle auf Stahl- und Aluminiumprodukte mit Gegenmaßnahmen und kündigte Zollerhöhungen auf US-Produkte wie Bourbon, Boote oder Motorräder, aber auch Erdnussbutter oder Spielekonsolen an. Der noch amtierende Bundeskanzler Olaf Scholz begrüßte die harte Reaktion der EU-Kommission, berichtet die Deutsche Presseagentur. Gleichzeitig betonte er, dass eine einvernehmliche Verhandlungslösung gefunden werden müsse. „Wir müssen unsere Kraft nutzen, deshalb auch stark und angemessen antworten, aber immer mit der Perspektive, dass es zu einer Verständigung kommt“, so der SPD-Politiker nach einem Treffen mit EU-Ratspräsident António Costa in Berlin. Die Regeln des freien Welthandels hätten ihren Ursprung in den USA, Zölle würden allem voran der US-Wirtschaft selbst schaden. 

Schon jetzt seien die US-Märkte verunsichert, die Aktienkurse hätten teils deutlich nachgegeben. Laura von Daniels von der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) in Berlin warnt laut dpa vor einer „Stagflation“. Die Inflation wird voraussichtlich weiter steigen, gleichzeitig könnte die Wirtschaftsleistung stagnieren. „Und wenn man das zusammen nimmt, Inflation und eine stagnierende Wirtschaftsleistung, dann landet man im Szenario einer Stagflation“, erläutert die Leiterin der SWP-Forschungsgruppe Amerika. Eine solche Situation sei auch für die Finanzmärkte äußerst negativ. Auch Trumps innenpolitische Maßnahmen würden destabilisierend wirken.

So berichtete OHN am 12. März: US-Handelskonflikt eskaliert  

Der Handelsstreit zwischen den USA und Kanada eskaliert weiter: US-Präsident Donald Trump kündigte über sein eigenes soziales Netzwerk Truth Social an, die Strafzölle gegen Aluminium- sowie Stahlimporte aus Kanada ins Land zu verdoppeln: Sie sollen von 25 auf 50 Prozent steigen. Trump begründete die Maßnahme als Reaktion auf die Entscheidung der Regierung von Ontario, eine Steuer von 25 Prozent auf Stromexporte in die USA zu erheben. Diese würde „zu einem dauerhaften Stillstand der Automobilproduktion in Kanada führen“, zitiert CNBC Aussagen des US-Präsidenten. Der neue Strafzoll soll bereits ab dem 12. März erhoben werden. Außerdem warnte der US-Präsident, in Kürze den nationalen Notstand für die Stromversorgung im bedrohten Gebiet ausrufen zu wollen. „Dies wird es den USA ermöglichen, schnell das Notwendige zu tun, um diese missbräuchliche Bedrohung durch Kanada einzudämmen“, erklärte Trump. 

Darüber hinaus kritisierte der US-Präsident, dass Kanada angeblich Zölle in Höhe von 250 bis zu 390 Prozent auf landwirtschaftliche Erzeugnisse aus den USA verhängt haben soll. Deshalb plane er, auch die Einfuhrzölle für Autos ab dem 2. April „erheblich zu erhöhen“. In der Praxis würden die von Trump genannten Zölle, beispielsweise bei Milch, allerdings von niemandem bezahlt, erläutert CNN in einem Faktencheck

Schon kurze Zeit später hat Trump seine Drohung, die Zölle auf Stahl- und Aluminiumprodukte für Kanada zu verdoppeln, wieder zurückgenommen. Laut dem Berater des Präsidenten, Peter Navarro, werden die Zölle auf Stahl und Aluminium am 12. März wie geplant 25 Prozent betragen, meldet die Tagesschau. Navarro zufolge wurden zwischenzeitlich Gespräche mit Kanada geführt.

Zölle auf Stahl und Aluminium auch für die EU

Am 12. März verhängt die USA generell für sämtliche Stahl- und Aluminiumimporte Zölle in Höhe von 25 Prozent – dies betrifft also auch europäische Hersteller, die in die USA exportieren. Einer Simulationsrechnung des Instituts für Weltwirtschaft IfW Kiel zufolge würden sich die USA damit aber vor allem selbst schaden. Für die EU habe es praktisch keine negativen wirtschaftlichen Folgen. Mexiko und Kanada müssen allerdings mit starken Konsequenzen rechnen. 

Die US-Zölle werden EU-Exporte im Gesamtwert von 26 Milliarden Euro betreffen, teilt die EU-Kommission mit. Die EU kündigte deshalb Gegenmaßnahmen gegen die Stahl- und Aluminiumzölle der USA an. Ab dem 1. April sollen unter anderem Zölle auf US-Produkte wie Whiskey, Motorräder und Boote anfallen. Die EU setzt dafür entsprechende Ausgleichsmaßnahmen aus den Jahren 2018 und 2020 – zu Zeiten der ersten Trump-Regierung – wieder in Kraft, die bislang ausgesetzt waren. Zudem wird es ein zusätzliches Maßnahmenpaket geben, das Waren im Wert von rund 18 Milliarden Euro betreffe. „Ziel ist es sicherzustellen, dass der Gesamtwert der EU-Maßnahmen dem gestiegenen Handelswert entspricht, der durch die neuen US-Zölle beeinträchtigt wird“, so die EU-Kommission

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen kritisierte das Vorgehen der US-Regierung: „Diese Zölle stören die Lieferketten. Sie schaffen Unsicherheit für die Wirtschaft. Arbeitsplätze stehen auf dem Spiel. Die Preise werden steigen – in Europa und in den Vereinigten Staaten“, erklärte sie. Die EU sei weiterhin an einer Verhandlungslösung interessiert. Handelskommissar Maroš Šefčovič wurde damit beauftragt, die Gespräche mit den Vereinigten Staaten wieder aufzunehmen.

So berichtete OHN am 7. März 2025: Handelsstreit wird unübersichtlich – und verteuert Produkte

US-Präsident Donald Trump setzte die Zölle gegen Kanada und Mexiko, die in der Nacht zum 5. März in Kraft getreten waren, wieder aus – zumindest vorerst und auch nur teilweise. Bis zum 2. April sollen keine Strafabgaben auf Waren erhoben werden, die unter das nordamerikanische Freihandelsabkommen USMCA fallen, heißt es in einer dpa-Meldung bei der Wirtschaftswoche. Das betrifft nach Angaben aus dem Weißen Haus etwa 50 Prozent der Einfuhren aus Mexiko und 38 Prozent der kanadischen Waren. Während Trump mit Mexikos Präsidentin Claudia Sheinbaum Gespräche führe, sind die Fronten zum kanadischen Premierminister Justin Trudeau verhärtet. Kanada führte infolge der Zolldrohung von Trump Gegenzölle in selber Höhe ein und hat diese noch nicht zurückgenommen. 

Auf lange Sicht werden die US-Verbraucherpreise durch Trumps Zollpolitik laut dem Forschungszentrum Budget Lab der Universität Yale um bis zu 1,2 Prozent steigen. Das seien bis zu 2.000 US-Dollar Mehrkosten pro amerikanischem Haushalt, berichtet t-online. Auch der Chef der Supermarktkette Target bestätigt: „Der Verbraucher wird in den nächsten Tagen wahrscheinlich einige Preiserhöhungen sehen.“ Betroffen sind Produkte wie frisches Obst und Gemüse oder auch Alkohol. Wegen des Zolls von zehn Prozent auf kanadisches Rohöl werden voraussichtlich auch die Benzinpreise steigen. Und auch Autos könnten teurer werden. Trumps Zollaufschub sollte vor allem die Autobauer General Motors, Ford und Stellantis entlasten und ihnen mehr Zeit geben, ihre Kostenstrukturen anzupassen. Das sei jedoch nicht so einfach: „Wenn die Zölle Bestand haben, wird sich die Automobilindustrie nicht über Nacht anpassen können“, erklärt Jessica Caldwell vom Auto-Vergleichsportal Edmunds. „Es gibt keinen Ausweg aus der Tatsache, dass die höheren Kosten letztendlich an die Verbraucher weitergegeben werden.“  

Von den Zöllen betroffen ist auch VW. Der deutsche Autohersteller sollte zunächst nicht unter das Freihandelsabkommen fallen, betreibt aber ein großes Werk im mexikanischen Puebla und produziert Autos für die USA. VW habe laut n-tv in Reaktion auf die Zölle Anpassungen sowohl bei der Produktion als auch Importen angekündigt. 

So berichtete OHN am 5. März 2025: US-Zölle haben Auswirkungen auf den globalen Handel

US-Präsident Donald Trump hat, wie angekündigt, die Zollgebühren für Waren aus Kanada und Mexiko erhöht: Die Strafzölle seien US-Medien zufolge am 4. März um Mitternacht (Ortszeit) in Kraft getreten. „Präsident Donald J. Trump fährt mit der Einführung von Zöllen gegen Kanada und Mexiko fort“, zitiert die Deutsche Presseagentur (dpa) eine Mitteilung aus dem Weißen Haus. Am Vorabend wurden zudem die Einfuhrzölle für chinesische Waren verdoppelt, sie steigen von zehn auf zwanzig Prozent. Diese Handelsstreitigkeiten haben weltweite Auswirkungen. 

Kanada will mit Gegenzöllen in Höhe von 25 Prozent auf US-Waren im Wert von 30 Milliarden antworten, China wird ab dem 10. März zusätzliche Zölle auf landwirtschaftliche Produkte erheben. Ob sich Kanada und Mexiko erneut mit Trump einigen können, um die Strafmaßnahmen zügig abzuwenden, bleibt abzuwarten.

An den US-Börsen zeigen sich bereits die kurzfristigen Folgen der Zollpolitik. Der deutsche Aktienmarkt verlor ebenfalls und büßte infolge der Ankündigungen einen Großteil seiner Vortagesgewinne ein. Der Handelskrieg sei in vollem Gange und die Gefahr groß, dass es am Ende nur Verlierer gebe, erklärte Finanzexperte Thomas Altmann von QC Partners.

Die aktuellen Auflagen könnten die weltweite Wirtschaftsleistung um 0,4 Prozent senken, ergaben Modellrechnungen des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW). Deutschland müsste dann im Jahr 2026 mit einem um 0,4 Prozent geringeren Bruttoinlandsprodukt rechnen, so IW-Ökonomin Samina Sultan. Aus ihrer Sicht schade sich allen voran die USA mit dem aktuellen Vorgehen: „Ein umfangreicher Handelskrieg gegen den Rest der Welt wird die USA erheblich ärmer machen – nicht nur durch den wirtschaftlichen Verlust, der damit einhergeht, sondern auch durch die zunehmende Isolation. Handel ist ja nicht nur der reine Austausch von Waren, sondern stimuliert auch den Wettbewerb und den Austausch von Ideen.“

Ausweitung des Zollstreits würde EU-Wirtschaft schwächen

Deutliche Folgen für die europäische und deutsche Wirtschaft sind zu befürchten, wenn Trump seine Drohung wahr macht, auf europäische Waren 25 Prozent Zollgebühren zu erheben. Denn dadurch könnte die Inflationsrate steigen, erklärte der Chef der Bundesbank, Joachim Nagel in einem ZDF-Interview. Einerseits erhöhen sich die Produktpreise für die Exporteure, andererseits verteuern sie sich für die Konsument:innen.

Gleichsam sei bei Zöllen und möglichen Gegenzölle die derzeitige Wirtschaftsleistung nicht haltbar. In der Folge könnte die Wirtschaftsleistung der Euro-Zone auf bis zu ein Prozent sinken. „Für Deutschland müsste man davon ausgehen, dass wir dann in einer Rezession unterwegs sind“, mutmaßt Nagel. Das wiederum könne zu steigender Arbeitslosigkeit führen. Das Institut für Weltwirtschaft IfW Kiel rechnet im ersten Jahr mit einem Rückgang von 0,4 Prozent in der europäischen Wirtschaft. Die Exporte der EU in die USA würden infolge der Maßnahmen in diesem Zeitraum bereits im Schnitt um 15 bis 17 Prozent – und damit „drastisch“ – zurückgehen. Deutschland wäre mit einem Rückgang von bis zu 20 Prozent besonders betroffen.

Schwierige Situation für Unternehmen

Der Notenbankchef warnt vor einer Eskalation im Konflikt. „Beim Thema Zölle kennt man keine Gewinner, man kennt eigentlich nur Verlierer“, sagte er. Wenn Trump seine Drohung für die EU wahrmache, sei ein Handeln mit Augenmaß angebracht. Neben Verhandlungen sei es notwendig, die Investitionsbereitschaft zu stärken, damit Firmen in Deutschland und Europa ansässig bleiben. „Die Unsicherheit darüber, welche dieser Maßnahmen tatsächlich umgesetzt werden, macht es Unternehmen schwer, strategisch vorauszuplanen“, gibt Julian Hinz, Forschungsdirektor für Handelspolitik am IfW Kiel, zu denken. „Allein diese Unberechenbarkeit könnte Investitionen bremsen, Lieferketten stören und das Wirtschaftswachstum auf beiden Seiten des Atlantiks dämpfen.“

Der noch amtierende Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck kündigt für den Fall von US-Zöllen auf Produkte aus der EU Gegenmaßnahmen an: „Die EU lässt sich nicht herumschubsen“, so der Grünenpolitiker laut dpa. Man werde „geschlossen und selbstbewusst reagieren.“ Deutschland unterstütze den Ansatz der EU-Kommission, gemeinsam mit der US-Regierung zu einer Verhandlungslösung zu kommen.

Redaktioneller Hinweis: Der Beitrag wurde um aktuelle Informationen zu den Entwicklungen im Handelskonflikt ergänzt.

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