Digitalisierung in „Deutschland-Geschwindigkeit“

Bundesnetzagentur sucht nach neuem Fax-Dienstleister

Veröffentlicht: 25.01.2023 | Geschrieben von: Ricarda Eichler | Letzte Aktualisierung: 26.01.2023
Mann in veraltetem Büro

Gerade noch sprach sich Bundeskanzler Olaf Scholz in Davos für Modernisierung und Fortschritt aus – kurz darauf schreibt die Bundesnetzagentur ein Gesuch für einen neuen Fax-Anbieter aus. Für mindestens zwölf, maximal aber 60 Monate (also 5 Jahre!), soll der neue Dienstleister die behördlichen Schreiben zustellen. Bewerbungen werden dabei ausschließlich elektronisch angenommen, soviel Digitalisierung soll gerade noch erlaubt sein. Die Ausschreibung erntete, selbstredend, Spott im Netz.

Digitale Ausschreibung für veraltete Technologie

Es könnte witzig sein, wenn es nicht gleichzeitig auch so traurig wäre. Über das digitale Ausschreibungs-Portal e-Vergabe werden Dienstleister gesucht. Bis zum 15. Februar dürfen diese ihre, ausschließlich digitale, Bewerbung einreichen. Auch das Startdatum für den Vertrag könnte passender nicht gewählt sein: Es ist der 1. April dieses Jahres. 

Die erwarteten 3.000 bis 4.000 Faxe pro Monat sollen dabei je nach Verbrauch pro Kalendermonat abgerechnet werden. Wichtig scheint der Behörde auch, wie Golem anmerkt, eine Bereitstellung von ausreichend Fax-Nummern. 9.999 Nummern werden gewünscht – man kann sich also zusammenreimen, wie viele aktive Faxgeräte in den Büros in Mainz stehen.

 

Faxe datenschutztechnisch in Verruf

Ein im Gemeinschaftsbüro eingehendes Fax kann mitunter von jedem, der vorbeiläuft, gelesen werden. Nicht nur deswegen stehen Faxgeräte bereits seit längerem in der Kritik der Datenschützer. Der hessische Datenschutzbeauftragte forderte vor ein paar Jahren gar ein Verbot für die Versendung von Daten per Fax nach Art. 9 DSGVO.

Vor allem in Anbetracht solcher Sicherheitsbedenken ist ein Punkt der Ausschreibung besonders interessant: Den Zuschlag erhält nicht etwa der Anbieter, der den sichersten Datentransfer zusichern kann, sondern schlicht und ergreifend der günstigste.

Twitter spöttelt

Die Ausschreibung sorgte bereits für einigen Hohn auf Twitter. So hielt sich beispielsweise die Linke Bundestagsabgeordnete Anke Domscheit-Berg mit lachenden Emoji-Gesichtern nicht zurück.

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