Google-Standortverlauf: Bundesregierung fordert Aufklärung

Veröffentlicht: 28.08.2018 | Geschrieben von: Michael Pohlgeers | Letzte Aktualisierung: 28.08.2018

Google speichert den Standort eines Smartphones auch dann, wenn die GPS-Funktion deaktiviert wurde – diese Nachricht sorgte vor einigen Tagen für große Aufregung. Nun schaltet sich die Bundesregierung in dem Fall ein. 

Handy mit Standort-Daten in einer Stadt
© dzianis – Shutterstock.com

Die Bundesregierung hat sich mit einem Brief an Google-CEO Sundar Pichai gewandt und fordert eine Klarstellung im Fall um die gespeicherten Standortdaten trotz deaktiviertem Standortverlaufs. Dass Google offenbar die Standortdaten von Android-Nutzern erfasst und gespeichert habe, obwohl diese die Funktion ihres Smartphones deaktiviert haben, „wäre geeignet, das Vertrauen der Verbraucher in die Nutzung von Angeboten und Diensten der digitalen Welt ganz gravierend und nachhaltig zu beeinträchtigen“, wie Verbraucherschutz-Staatssekretär Gerd Billen laut Spiegel Online in dem Brief schreibt.

Billen schreibt weiter, dass die Nutzer sich „auf die Angaben und Einstellungsmöglichkeiten der Unternehmen verlassen“ können müssen. Zudem müsse klar erkennbar sein, ob und in welchem Umfang welche Daten erfasst und genutzt werden. „Eingehende Regelungen“ fänden sich dazu in der Datenschutzgrundverordnung der EU, die im Mai dieses Jahres endgültig umgesetzt wurde. Billen fordere weiter, es solle „an zentraler Stelle einfach und verständlich ermöglicht werden, die Erfassung von Standortdaten und des Standortverlaufs, soweit dies nicht für den Betrieb des Smartphones oder für spezielle Dienste erforderlich ist, zu verhindern.“

Bundesregierung macht Fehler in ihrem Brief

Mitte August war bekannt geworden, dass Google auch bei einem deaktivierten Standortverlauf die Standortdaten aufzeichnet und speichert. So sorgt etwa das Abrufen von Wetterberichten oder das Aufrufen von Google Maps dafür, dass die Ortsangaben erfasst werden. Kurz darauf wurde berichtet, dass auch ein nicht bewegtes Android-Smartphone mit im Hintergrund laufendem Chrome-Browser bis zu 340 Mal am Tag Standortdaten an Google übertrage.

Der Bundesregierung unterlief in ihrem Brief an Google-Chef Pichai deshalb auch ein Fehler, den GoogleWatchBlog als „peinlich“ für die „‘Internet-ist-für-uns-alle-Neuland‘-Regierung“ bezeichnet: Nach dem Brief musste die Regierung einen zweiten mit Korrekturen hinterherschieben. Die hausinternen Experten hatten die beiden Berichte über die Standortdaten vermischt und Billen entsprechend angekreidet, dass Google bis zu 340 Mal täglich Ortsangaben abrufe, auch wenn die Nutzer den Standortverlauf deaktiviert hatten. Im zweiten Brief hieß es, Billen bedaure diesen Fehler.

GoogleWatchBlog rechnet mit einer öffentlichen Antwort von Google, da das Thema inzwischen viele Behörden und Staaten weltweit interessiert. In den USA muss sich der Konzern derweil bereits mit einer Sammelklage auseinandersetzen (wir berichteten). Diese wurde im Bundesgericht in San Francisco eingereicht und wirft Google unter anderem Verletzung der Privatsphäre und Irreführung vor. Der Fokus des Unternehmens liege den Klägern zufolge darauf, seine Nutzer „heimlich zu überwachen“ und das auch Dritten zu ermöglichen.

Newsletter
Abonnieren
Bleibe stets informiert mit unserem Newsletter.