Kommentar

Aushorchen mit Alexa und Co: Wer schützt die Nutzer?

Veröffentlicht: 17.04.2019 | Geschrieben von: Markus Gärtner | Letzte Aktualisierung: 17.04.2019
Hand mit Schloss

Irgendwie muss die Sache mit Alexa doch jedem klar gewesen sein, denkt man. Ein Unternehmen, das einen Teil seiner sprudelnden Gewinne vor allem aus persönlichen Daten zieht, entwickelt eine digitale Assistentin, die dem Menschen zuhört und ihm helfen soll – vor allem beim Kaufen von noch mehr Dingen. Aber wie viel hört sie wirklich, welche Informationen gibt sie weiter und was passiert dann damit?

Amazons Alexa geriet jetzt einmal mehr ins Kreuzfeuer, weil herauskam, dass die aufgezeichneten privaten Dialoge zwischen Nutzer und Gerät von Amazon-Mitarbeitern in aller Welt gehört, analysiert und genutzt werden – offiziell, um die Interaktion zwischen Mensch und Maschine zu verbessern, heißt es. Dass privateste Informationen ins Amazon-Universum gelangen, ist schon brisant genug, könnte man aber auch der Naivität der Geräte-Besitzer auf die Fahne schreiben. Dass Amazon vorher aber nirgendwo explizit erwähnt, dass jemand in Costa Rica oder Rumänien später mithören wird, lässt tief blicken.

Muss der Staat schärfer kontrollieren?

Wie sehr muss man in Zeiten, in denen ständig neue Tools und Dienste auf den Markt kommen, den interessierten Nutzer vor allzu viel HighTech-Hingabe und der mehr oder weniger bewussten Offenbarung seiner Daten schützen? Ist jeder, der die AGB lesen kann, für sich selbst verantwortlich, oder müssen kritische Organisationen oder gar der Staat den Anbietern schärfer auf die Finger gucken? Schon im Fall Alexa sind sich zumindest die deutschen Politiker nicht einig.

Klar ist auf der einen Seite: Wohl kaum ein gewinnorientiertes Unternehmen der Welt dient nur höchstmoralischen Zwecken. Und gerade Online Player wie Facebook, Amazon und Co haben sich selten mit Ruhm bekleckert, wenn es um den Schutz persönlicher Daten oder die transparente Information über deren Verwendung ging. Es ist ja auch rein unternehmerisch völlig nachvollziehbar: Das Sammeln, Verknüpfen und Auswerten persönlicher Daten und Verhaltensmuster ist der Kern des Geschäftsmodells dieser Firmen. Auch wenn etwa Google bis zuletzt in seinem Motto stets behauptet hatte: „Don't be evil“ – in Wirklichkeit hat man das Gefühl, ein Datenskandal jagt den nächsten: Von Cambridge Analytica bei Facebook bis zu Amazon, das versehentlich einem Nutzer, der seine Daten anforderte, die umfassenden Alexa-Gespräche eines Fremden schickt. Und auch Apple und Google haben in Deutschland schon den Big Brother Award, der Unternehmen wegen der Verletzung der Privatsphäre brandmarkt, eingeheimst. 

Der Nutzer ist oft faul und folgt der Herde

Auf der anderen Seite steht der Nutzer, der einerseits mit dem Herdentrieb zu den neusten Apps und Gadgets laufen muss, um digital-sozial nicht abgehängt zu werden, andererseits aber auch nicht will, dass Google und Co. manchmal mehr über ihn wissen als seine Eltern. Und dann ist da natürlich die Faulheit. Ich gebe es selbst zu: Selten Nie lese ich die kompletten Allgemeinen Geschäftsbedingungen bis ins Detail, wenn ich irgendeinem neuen Dienst, Angebot etc. zustimme – stattdessen: Häkchen dran, fertig, wird schon.

Natürlich muss der Staat seine Bürger schützen – auch vor möglichen Gefahren durch die leichtfertige Preisgabe von Daten oder die unerlaubte Nutzung dieser durch Unternehmen. Immer wieder zeigt sich aber, dass selbst Länder oder Organisationen wie die EU mit der Dominanz und der gut geölten Lobbyismus-Maschinerie von Global Playern zu kämpfen haben. Also darf sich auch der einzelne Nutzer nicht aus seiner Verantwortung stehlen – zumindest, wenn er seine Datenhoheit behalten will. Hier hilft nur allerhöchste Sensibilität bei der Nutzung oder der Boykott derartiger Angebote. Das kritische und ausführliche Lesen und Verstehen der AGB wäre zumindest schon ein Anfang. 

Newsletter
Abonnieren
Bleibe stets informiert mit unserem Newsletter.