Profit statt Menschenrechte

Ex-Manager feuert gegen Google

Veröffentlicht: 03.01.2020 | Geschrieben von: Markus Gärtner | Letzte Aktualisierung: 03.01.2020
Schatten vor Google

Googles Claim „Don't be evil“ behauptet, dass der Suchmaschinen-Konzern und seine Mitarbeiter nichts Böses wollen und tun sollten. Ross LaJeunesse weiß es besser und hat jetzt in einem Blogbeitrag ausgepackt. Der Jurist war über elf Jahre bei Google, davon sieben als Leiter der Abteilung für internationale Beziehungen. Profite seien für Google wichtiger als Menschenrechte, so seine Vorwürfe.

Kritik an Googles Projekten in China und Saudi-Arabien

Dabei verweist er auf eine ganze Reihe an möglichen Vorfällen, von Schikanen gegen Frauen, Rassismus und Schwulenfeindlichkeit. Vor allem aber beklagt er den Umgang Googles mit den autoritären Regierungen in China und Saudi-Arabien, berichtet Zeit Online. Demnach soll es in dem arabischen Staat um Deals unter anderem bezüglich der App Absher gegangen sein – Männer sollen damit weibliche Familienmitglieder tracken können. Saudi-Arabien steht immer wieder wegen Verletzungen der Menschenrechte in der Kritik. 

„Profite statt Menschenrechte“

In China startete Google 2006. Als die chinesische Regierung 2009 versuchte, die Gmail-Konten von Menschenrechtlern zu hacken, wurde die Kooperation zwar zunächst eingestellt. Als sich jedoch die beiden Gründer Sergey Brin und Larry Page aus dem operativen Geschäft zurückzogen, sollen neue Manager China aus Profitgründen wieder in den Fokus gefasst haben. 2017 startete Google das Projekt „Dragonfly“ – eine zensierte Suchmaschine und somit Zugeständnis an die chinesische Regierung. „Gerade als Google seinen Einsatz für Menschenrechte verstärken hätte müssen, entschied es sich stattdessen, größere Profite und einen noch höheren Aktienkurs anzustreben“, konsterniert LaJeunesse.

„Don't be evil“ sei nur ein Marketingtool

Er hingegen habe versucht, bei Google ein unternehmensweites Programm für Menschenrechte zu starten, sei jedoch blockiert worden. Im Mai 2019 sei er schließlich gefeuert worden – trotz hervorragender Bewertung seiner Arbeitsleistung. Google selbst spricht von einer Umstrukturierung und weist die Vorwürfe zurück. „Für mich waren keine zusätzlichen Beweise dafür erforderlich, dass der langjährige Claim 'Sei nicht böse' nicht mehr die Werte des Unternehmens widerspiegelt“, urteilt LaJeunesse. „Es ist jetzt nichts mehr als nur ein Marketing-Tool.“ Der Ex-Google-Manager tritt inzwischen als Senatskandidat für die Demokraten im US-Bundesstaat Maine an.

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