Reformen gefordert

Erschwerte StartUp-Gründungen? Scharfe Kritik an Fraunhofer-Gesellschaft

Veröffentlicht: 10.11.2020 | Geschrieben von: Christoph Pech | Letzte Aktualisierung: 10.11.2020
Fraunhofer

Die Fraunhofer-Gesellschaft soll eigentlich aus neuen Technologien Geschäftsmodelle machen und StartUps fördern. Doch ein Bericht der Wirtschaftswoche wirft nun ein schlechtes Licht auf die Gesellschaft. Vielen Fraunhofer-Ausgründungen werde der Start erschwert, weil die Gesellschaft in den ersten Jahren fixe Lizenzgebühren in teilweise sechsstelliger Höhe verlange und darüber hinaus variable Lizenzgebühren auf den Umsatz sowie Beteiligungen von bis zu 25 Prozent. Dies schrecke Wagniskapitalgeber ab, so die Wirtschaftswoche, weil die Gründer geringe Anteile an ihren Unternehmen halten.

Der Bericht sorgt für harsche Kritik, prominente Stimmen aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik fordern leichtere Möglichkeiten zur StartUp-Gründung. Hohe Beteiligungen und Lizenzzahlungen schrecken Investoren ab, bekräftigt der Leiter der Agentur für Sprunginnovationen, Rafael Laguna, in der Wirtschaftswoche: „Ihr Geld soll ja dem Aufbau der neuen Firma dienen, nicht nochmal den Instituten zufließen“. Laguna fordert dagegen Reformen: „Eine dreiprozentige stille Beteiligung, ohne Stimmrechte, aber mit Verwässerungsschutz.“ Sofern eine Ausgründung zu einem Milliardenunternehmen werde, sollte es auch für die Fraunhofer-Institute heißen: „Zahltag!“, so Laguna.

Forderungen nach Reformen

Der Bundesverband Deutscher StartUps erhalte häufig „Klagen, dass Fraunhofer-Ausgründung schwere Probleme mit den Ausgründungsbedingungen haben“, betont Präsident Christian Miele. Universitäten und Forschungseinrichtungen sollten eher dafür sorgen, Ausgründungen zu erleichtern. Für Fraunhofer gelte das laut Miele „in besonderem Maße“. Der Verband will selbst einen Katalog mit Vorschlägen erarbeiten, wie es besser gehen sollte.

Kritik kommt auch aus der Politik: Thomas Jarzombek (CDU), Beauftragter des Wirtschaftsministeriums für StartUps, schließt sich den Reformforderungen an: „Fraunhofer hat die wichtige Rolle, für deutsche Deep-Tech-Start-ups die Basistechnologien zu liefern. Der Ausgründungsprozess muss dafür aber in globalen Vergleich wettbewerbsfähig sein“. Andere Einrichtungen wie die Max-Planck-Gesellschaft oder die Universität Stanford hätten deutlich bessere Ausgründungskonditionen für StartUps.

Kritik aus der Opposition

An dieser Stelle herrscht seltene Einigkeit zwischen Regierung und Opposition. Einer der lautesten Kritiker der Fraunhofer Gesellschaft ist der FDP-Bundestagsabgeordnete Thomas Sattelberger, der auch Fraunhofer-Kurator ist. Es gehe ihm nicht darum, „Fraunhofer schlecht zu reden“, aber: „Mein großes Anliegen ist es, dass wir ein vitales, wachstumsstarkes Ökosystem an forschungsintensiven Ausgründungen in diesem Lande aufbauen. Und da muss Fraunhofer noch eine kräftige Lernkurve durchlaufen.“ Gleichzeitig fordert er vom Bundesforschungsministerium, „den Rahmen für Ausgründung und Transfer zu verbessern.“

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