Streit um Video-Plattform

OnlyFans gibt nach und erlaubt weiterhin pornografische Inhalte

Veröffentlicht: 26.08.2021 | Geschrieben von: Ricarda Eichler | Letzte Aktualisierung: 26.08.2021
OnlyFans

Mit einem Twitter-Post verkündete OnlyFans gestern Abend, dem Druck der Masse doch nachzugeben. Demnach wird die für Anfang Oktober angekündigte Änderung der Richtlinien, die die Darstellung sexuell expliziter Inhalte verboten hätte, nun vorerst doch ausgesetzt. Das Unternehmen betont, weiterhin allen Inhaltschaffenden offenzustehen.

Druck seitens der Finanzdienstleister

Letzte Woche kündigte OnlyFans die neuen Richtlinien ab dem 1. Oktober an. Die Änderungen seien auf Druck der Finanzdienstleister entstanden. Wie Finanztrends berichtet, behauptete Tim Stokely, CEO von OnlyFans in einem Interview mit der Financial Times: „Wir hatten keine andere Wahl – die kurze Antwort lautet: die Banken. Wir zahlen jeden Monat über 1 Million Urhebern über 300 Millionen Dollar, und um sicherzustellen, dass diese Gelder bei den Urhebern ankommen, müssen wir den Bankensektor nutzen.“

Auf Nachfrage von CNN betonte ein Sprecher von Mastercard jedoch, dass das Unternehmen mit der Entscheidung nichts zu tun hatte. „Es war eine Entscheidung, die sie allein getroffen haben.“ Auch viele der Sexarbeiterinnen, die für den größten Teil der Inhalte und Umsätze von OnlyFans verantwortlich sind, bezweifeln, dass die Begründung der neuen Richtlinien standhaft sei. Die Beschwerdewelle war groß, schließlich hätte das Verbot ihnen großflächig die Existenzgrundlage entzogen.

Wirtschaftlicher Selbstmord

Das Verbot der sexuell expliziten Darstellungen hätte für OnlyFans den wirtschaftlichen Selbstmord dargestellt. Schließlich ist gerade diese inhaltliche Ausrichtung das Alleinstellungsmerkmal des Unternehmens. Aufgebaut ist die Seite dabei ähnlich wie Instagram. Doch um die freizügigen Inhalte der Teilnehmer sehen zu können, muss man diese für Geld abonnieren. Spätestens seit Corona und den damit einhergehenden Einschränkungen für Prostitution und andere Zweige der Sexarbeit entwickelte sich OnlyFans so zu einer Haupteinnahmequelle für viele, die ihre Geschäfte nunmehr ins Digitale verlegten.

Sexarbeiterinnen machten OnlyFans zu dem, was es ist und das Verbot, fühlte sich für diese wie ein Schlag ins Gesicht an. Der Aufschrei war entsprechend groß. Doch gab es Sexarbeit schon vor OnlyFans und dem wird auch nach OnlyFans so sein. So meldeten sich schnell neue Akteure zu Wort, um eigene Netzwerke aufzubauen. Beispielsweise kündigte der Rapper Tyga, welcher zuvor auf OnlyFans aktiv war, auf Twitter den Aufbau der Plattform Myystar an, welche die Lücke auf dem Markt schließen sollte.

Der Aufschrei, die Kritik und die drohende wirtschaftliche Flaute scheinen schließlich bei OnlyFans durchgedrungen zu sein. Jedoch sagte das Unternehmen im gestrigen Tweet lediglich, dass die neuen Regelungen „vorerst“ nicht in Kraft treten würden. Sexarbeiterinnen bleiben also weiterhin verunsichert. Sexarbeiterin und Autorin Elle Stanger kommentierte dies in einem Instagram Post so: „Ich bin eben zu dieser Nachricht aufgewacht. Ich traue OnlyFans weiterhin nicht: Ich vertraue keiner Plattform und rate allen Produzenten sexuell expliziter Inhalten ausdrücklich, nicht nur auf einen einzigen Kanal zu setzen.“

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