Facebook-Alleinherrscher

Mark Zuckerberg ignoriert Rücktrittsforderungen

Veröffentlicht: 27.11.2018 | Geschrieben von: Christoph Pech | Letzte Aktualisierung: 27.11.2018
Mark Zuckerberg

Facebook erlebt das schlimmste Jahr seiner Geschichte. Der Cambridge-Analytica-Skandal erschütterte das Vertrauen in das soziale Netzwerk, manipulierte Wahlkämpfe, Hacker-Angriffe und Fake News sind 2018 eher die Norm als die Ausnahme. Das spürt das Unternehmen mittlerweile deutlich. Die Geschäftszahlen waren schwächer als erwartet, die Facebook-Aktie hat seit Juli fast 40 Prozent verloren – der Unternehmenswert ist um 200 Milliarden Dollar gesunken.

Die Kritik konzentriert sich mittlerweile vor allem auf den Chef. Mark Zuckerberg erfährt deutlichen Gegenwind. Schon mit seinen hüftsteifen Aussagen vor der EU und dem US-Kongress im Sommer verspielte er enormen Kredit, Rücktrittsforderungen werden immer lauter. Facebook ist abhängig von steigenden Nutzerzahlen, um Anzeigen zu verkaufen und Einnahmen zu generieren. Nur stagnieren die Nutzerzahlen mittlerweile und schon im vergangenen Jahr räumte Facebook ein, nach neuen Einnahme-Möglichkeiten suchen zu müssen, weil das Geschäft mit Anzeigen in den User-Timelines langsam ausgereizt ist.

Forderung: Rücktritt als Aufsichtsratsvorsitzender

„Facebook hat das Vertrauen seiner Anhänger verloren. Um es zurückzugewinnen, sind einschneidende Änderungen notwendig“, sagt Datenanalyst Daniel Newman gegenüber CNBC. Angesichts des stagnierenden Wachstums müsse Facebook schnellstens die öffentliche Meinung drehen. Eine mögliche Idee ist der Rücktritt Zuckerbergs als Aufsichtsratsvorsitzender, um die Rollen im Aufsichtsrat und als CEO zu trennen.

Die Forderung aus dem Oktober wurde von einigen Groß-Aktionären unterstützt. Jonas Kron etwa, Senior Vice President von Trillium, einem Unternehmen, das etwa 53.000 Facebook-Anteile hält, ist der Ansicht, dass die Geschehnisse der vergangenen Wochen „es absolut deutlich machen, dass ein unabhängiger Aufsichtsratsvorsitzender notwendig ist“. Bei der nächsten Aktionärsversammlung im kommenden Jahr soll über den Vorschlag abgestimmt werden.

Zuckerberg entscheidet selbst

Es scheint nach aktuellem Stand aber nur Wunschdenken zu bleiben. Denn zum einen ist es nicht ungewöhnlich, dass in Gründer-kontrollierten Tech-Unternehmen die CEOs an der Spitze des Aufsichtsrates stehen (siehe Amazon oder Netflix). Zum anderen hat Zuckerberg bereits angedeutet, dass er diesen Schritt aktuell für nicht notwendig hält. Und am Ende hängt es an ihm. Denn Zuckerberg hat nach wie vor die volle Kontrolle über sein Unternehmen. Mit 60 Prozent der Anteile entscheidet er allein über seine Zukunft.

Beispielhaft erinnert Kron an den November, als der Aufsichtsrat nach einem Artikel in der New York Times, demzufolge der Stuhl von COO Sheryl Sandberg wackeln könnte, aussagte, dass er geschlossen hinter Zuckerberg und Sandberg stehe. Kron dazu: „Mark Zuckerberg ist der Vorsitzende und Sheryl sitzt im Aufsichtsrat. Im Grunde haben also Mark Zuckerberg und Sheryl Sandberg gesagt, dass sie hinter Mark Zuckerberg und Sheryl Sandberg stehen“.

Zuckerberg selbst hatte in einem Interview mit CNN unlängst erklärt, dass er mit dem Status quo ganz zufrieden ist. Angesprochen auf die Forderung, die Doppelfunktion aus Aufsichtsratsvorsitz und CEO zu beenden, sagte er: „Aktuell denke ich nicht, dass das sinnvoll ist.“

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