Interner Machtkampf

Ceconomy entlässt erneut seinen Vorstandsvorsitzenden [Update]

Veröffentlicht: 16.10.2019 | Geschrieben von: Michael Pohlgeers | Letzte Aktualisierung: 18.10.2019
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Vor sieben Monaten holte die Media-Saturn-Mutter Ceconomy Jörn Werner als Vorstandschef ins Boot. Die Aufgabe des Nachfolgers von Pieter Haas: Das Online-Geschäft der Elektronikkette vorantreiben. Der Aufsichtsrat erklärte damals noch, dass Werner als „ausgewiesener Experte für die digitale Transformation von Geschäftsmodellen und internationale Wachstumsstrategien“ gelte, wie die Welt berichtet

Aufsichtsrat will schnell entscheiden

Doch plötzlich stand die Nachricht über seine Ablösung im Raum. Der Aufsichtsrat werde demzufolge am Donnerstag, den 17. Oktober, „über Vorstandsangelegenheiten, unter anderem über eine mögliche vorzeitige Beendigung der Bestellung des Vorstandsvorsitzenden, Herrn Jörn Werner, beraten“, verkündete die Muttergesellschaft Ceconomy in einer Sofortmitteilung am Dienstag. 

Die Situation schien ernst: Noch am besagten Donnerstag sollte eine Entscheidung in dieser Frage getroffen werden. Gleichzeitig stellt das Unternehmen klar, dass es noch keine Beschlussempfehlung des Aufsichtsratspräsidiums an den Aufsichtsrat gebe. „Die Formulierungen lassen darauf schließen, dass es zu einem internen Machtkampf gekommen ist, der den Aufsichtsrat spaltet“, so die Einschätzung der Welt.

Interne Machtkämpfe lähmen Media-Saturn

Der entschlossene Umschwung zum Online-Geschäft scheint für diesen Machtkampf gesorgt zu haben. Denn wenn das Unternehmen diesen Umschwung vollzieht, laufe das der Welt zufolge „auf eine Entmachtung des über Jahrzehnte erfolgsverwöhnten operativen Managements von Media-Markt und Saturn hinaus“. Örtliche Marktleiter, einst in einer starken Position, müssten sich auf Einschränkungen einstellen. Interne Kritiker zufolge gehe Werner bei seiner ohnehin schwierigen Kurskorrektur nicht immer klug vor. 

Dazu kommt der seit Jahren andauernde Konflikt mit dem Großaktionär Convergenta. Hier habe Werner in seiner bisher kurzen Zeit bei Ceconomy zwar eine Erleichterung, aber noch keine endgültige Lösung erreichen können.

Update: Führungswechsel bei Ceconomy beschlossen

Der Aufsichtsrat hat am späten Donnerstagabend wie erwartet entschieden, sich von Jörn Werner zu trennen. Wie die Süddeutsche Zeitung berichtet, werde Bernhard Düttmann die Position des Vorstandsvorsitzenden für zwölf Monate und mit sofortiger Wirkung übernehmen. Düttmann ist Mitglied des Aufsichtsrats und hatte bereits anfang des Jahres Führungspositionen übernommen, nachdem Pieter Haas und Mark Frese geschasst wurden. 

Ferran Reverter, Chef der Media-Saturn-Holding, bleibe dagegen im Amt. Jörn Werner war mit ihm aneinandergeraten und hatte den Machtkampf nun letztlich verloren. Reverter und Werner hatten in den vergangenen Monaten eine Antwort auf die starke Online-Konkurrenz finden wollen und seien in der Frage um die richtige Strategie nicht auf einen Nenner gekommen. Vor allem der Umfang und das Tempo der Strategie habe für Spannungen zwischen den Managern gesorgt. 

Jürgen Fitschen, der Aufsichtsratsvorsitzende von Ceconomy, begründet Werner Ablösung mit „unterschiedlichen Auffassungen“ zwischen ihm und dem Aufsichtsrat. 

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