Fakten, Probleme und Chancen von Partnerbörsen

Bei Klick Liebe?

Veröffentlicht: 12.02.2020 | Geschrieben von: Corinna Flemming | Letzte Aktualisierung: 12.02.2020
Herz auf Tastatur

Laut einer Bitkom-Studie aus dem vergangenen Jahr nutzt bereits jeder dritte Deutsche das Internet bei der Suche nach dem richtigen Partner oder hat schon mindestens einmal einen Online-Dating-Dienst in Anspruch genommen. Warum aber ist die Suche nach der ganz großen Liebe im sonst so anonymen Internet so beliebt? Welche Chancen aber natürlich auch Risiken bieten sich für die Nutzer? Wir versuchen uns an einer Bestandsaufnahme.

Wo, wenn nicht im Internet?

Tinder, Lovoo, Parship, Elitepartner – an diese Namen denken sicherlich viele als allererstes, wenn das Wort Online-Partnerbörsen fällt. Begonnen hat aber alles, wie sollte es anderes sein, in den USA. Hier ist 1995 mit Match.com die erste wirklich große und nennenswerte Singlebörse online gegangen. Inzwischen kann die Website mehr als 35 Millionen Besucher im Monat vorweisen und hat unzählige Nachahmer. 

Warum aber ist die Suche nach der Liebe im Netz so weit verbreitet? Ein Faktor ist sicherlich die Tatsache, dass es sich mit zunehmendem Alter oft schwieriger gestaltet, neue Menschen kennenzulernen. Zu kaum einer anderen Zeit ist der Freundeskreis wahrscheinlich größer, als zu Studienzeiten. Man geht auf Partys, lernt ständig neue Leute kennen, hat unfassbar viel Zeit, um soziale Kontakte zu pflegen. All dies ändert sich aber schlagartig, sobald der Schritt in das Arbeitsleben getan wird. Plötzlich sind die Möglichkeiten, Menschen kennenzulernen, deutlich kleiner. „Online-Dating-Seiten sind so beliebt, weil Singles hier in kürzester Zeit und innerhalb weniger Klicks eine sehr große Auswahl an Menschen haben, die auch auf Partnersuche sind“, erklärt Alexandra Langbein, Pressesprecherin beim Portal Singleboersen-Vergleich.de. „Hinzu kommt, dass es einfacher ist, online einen Korb zu geben oder zu erhalten. Oder auch einfach einmal gar nicht zu reagieren. Es ist wie beim Online-Shopping: Das Angebot abchecken und kaufen, wenn man Lust hat.“ 

Auch die schiere Vielfalt der verschiedenen Plattformen ermöglicht es Suchenden, genau die Webseite zu nutzen, die auf die eigenen Bedürfnisse und Wünsche passt: Ob nur ein kleiner Flirt, ein One-Night-Stand, ein erotisches Abenteuer oder doch die ganz große Liebe, die Möglichkeiten sind heutzutage kaum eingeschränkt. Auch für Rentner oder Besserverdiener, die lieber unter sich sein wollen, gibt es inzwischen Partnerbörsen. Und eines haben alle Mitglieder hier gemeinsam: Sie suchen eben alle dasselbe! 

Mit Blick auf die reinen Zahlen offenbart sich allerdings erst die wahre Größe des Partnerbörsenmarktes: „In Deutschland gibt es 2.500 Online-Dating-Seiten. Monatlich sind 8,6 Millionen Menschen auf solchen Seiten unterwegs“, wie Alexandra Langbein weiß. Der Umsatz der Online-Dating-Industrie liegt derzeit bei 213 Millionen Euro. Das zeigt, welch unheimliches Potenzial die Suche nach der Liebe im Netz hat. Weltweit soll sich die Anzahl der Nutzer in den kommenden Jahren immer weiter erhöhen, laut Statista werden 2024 fast 280 Millionen Mitglieder erwartet.

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Liebe auf den ersten Klick oder für immer Karteileiche?

Wie aber sieht es mit der Erfolgsquote aus? Kann man dem Spruch von Parship glauben: Verliebt sich tatsächlich alle elf Minuten ein Single über die Plattform? Theoretisch müsste die Erfolgsquote im Internet deutlich höher liegen, als dies im normalen Leben der Fall ist. Zum einen melden sich hier tatsächlich nur Menschen an, die aktiv auf der Suche nach einem Partner sind (Fake-Profile natürlich ausgenommen). Die Intentionen sind also von vornherein klar und bei allen gleich. Ganz anders, als dies beispielsweise der Fall ist, wenn man jemanden auf einer Party oder im Freundeskreis kennenlernt. Und zum anderen ermöglicht einem das Anlegen eines eigenen Profils bereits eine Art „Vorsortierung“. Stimmen die Hobbies, der Wohnort oder die Lieblingsnetflix-Serie so gar nicht mit den eigenen Vorstellungen überein, einfach zum Nächsten klicken. No harm done, wie es so schön heißt.

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Um der Erfolgsquote beim Online-Dating aber mit harten Fakten auf den Zahn zu fühlen, hat Singleboersen-Vergleich.de eine Studie mit 4.024 Kunden der Anbieter Parship, LoveScout24 und Lovoo durchgeführt. Das Ergebnis kann sich durchaus sehen lassen: Im Schnitt schaffte es jeder zweite zahlende Kunde, über das Dating-Portal seiner/ihrer Wahl ein oder mehrere Dates zu verabreden. Die Chance auf ein reales Date war bei Parship (53,6 Prozent) am größten, knapp dahinter folgten LoveScout24 (49,4 Prozent) und Lovoo mit 46,3 Prozent, wie die Studie gezeigt hat. Auch der Zeitfaktor spielt eine Rolle dabei, ob sich online die große Liebe finden lässt, oder zumindest erst einmal ein erster gemeinsamer Kaffee getrunken wird: Die Chancen auf eine Verabredung stiegen auf 58 Prozent an, wenn Mitglieder zwischen drei und sechs Monate angemeldet waren. Bei den anderen beiden stiegen diese Chancen an, sobald man eine Mitgliedschaft von mindestens sechs Monaten vorweisen konnte. Die Zahlen zeigen zwar, dass sich online durchaus einiges in Sachen Partnerschaft erreichen lässt, Liebe auf den ersten Klick sieht allerdings anders aus.

Inwieweit die Suche nach einem Partner im Internet von Erfolg gekrönt ist, hängt laut Alexandra Langbein aber auch zum großen Teil von persönlichen Faktoren ab. Einer der wichtigsten Faktoren ist, sich darüber klar zu sein, welche Art von Beziehung man möchte und sich dementsprechend auch bei der richtigen Plattform anzumelden. Für die Expertin außerdem ganz wichtig: Ist man gemacht fürs Online-Dating und kennt man die Regeln? Oder ist man besser dran, einen Flirt und ein erstes Kennenlernen im realen Leben anzustrengen? Und zum Schluss spielt natürlich eine enorme Rolle, wie gut man sich auf der Plattform präsentieren kann. Hier spielt ein gutes Profilbild genauso mit rein, wie die Frage, inwieweit man etwas über sich in einem persönlichen Profiltext verraten möchte oder lieber auch nicht. „Unsere Erfahrung zeigt uns, dass viele Singles oft denken, es wäre mit einer einfach Anmeldung und Premium-Mitgliedschaft getan. Dass hinter einem richtig guten Profil jedoch jede Menge Arbeit und Energie steckt, das merken die meisten erst, wenn sie sich schon mitten im Abenteuer der Online-Partnersuche befinden“, weiß die Singleboersen-Vergleich-Sprecherin.

Fake oder Echt, das ist hier die Frage

Wie heißt es so schön: Wo gehobelt wird, da fallen Späne. Und überall, wo sich Geld verdienen lässt, versuchen auch Betrüger ihr Glück. Da bildet leider auch der Online-Dating-Markt keine Ausnahme. In den letzten Jahren machten immer mal wieder Geschichten und Skandale rund um Fake-Profile bei eben solchen Plattformen die Runde. Setzt man sich mit der Frage von gefälschten Profilen auf Partnerbörsen auseinander, muss man von vornherein allerdings zwei Dinge unterscheiden, wie Alexandra Langbein erklärt: 

  1. 1. Sind die Fake-Profile inhouse entstanden, d. h. erstellt der Singlebörsen-Anbieter selbst die falschen Profile (oder hat deren Erstellung in Auftrag gegeben), um seine Nutzer „abzuzocken“, wie es im Volksmund bezeichnet wird?

  2. 2. Oder kommen die Fake-Profile von extern, d. h. haben sich sogenannte „Love Scammer“ die Seite ausgesucht und melden sich dort unter falscher Identität an, um Nutzer finanziell zu schädigen?

Ist ersteres der Fall, dann müssen die Webseiten in ihren AGB entsprechend darauf hinweisen. Wie die Pressesprecherin weiter erklärt, könnte bei Singlebörsen mit „moderiertem Dienst“ dann Folgendes stehen:

„Bei der Singlebörse xyz sind Moderatoren unterwegs. Die Tätigkeit der Moderatoren dient dazu, die Aktivitäten auf der Seite und damit auch die Umsätze des Betreibers zu erhöhen. Die Moderatoren, welche vom Betreiber beschäftigt werden, legen Fake-Profile an und geben sich als fiktive Person aus. Die Fake-Profile beinhalten frei erfundene persönliche Daten und Kontaktdaten. Alle Äußerungen der Fake-Profile sind Erfindungen der Moderatoren. Aus dem Umstand, dass zu einem Profil Kontaktdaten angegeben werden, kann nicht gefolgert werden, dass sich hinter dem Profil eine wirklich existierende Person verbirgt.“

Ein solcher Absatz findet sich beispielsweise in den AGB der Plattform single-chat.net: „Das Unternehmen weist dabei ausdrücklich darauf hin, dass es sich bei SINGLE-CHAT.NET um einen moderierten Dienst handelt. Diese Moderationsdienstleistung umfasst den Einsatz von Controller/innen, welche im gesamten Chat unter mehreren Identitäten Dialoge führen können und somit unter anonymen Scheinaccounts am Nachrichtensystem teilnehmen und innerhalb der gesamten Community mit verschiedenen Aktionen, Nachrichten und Funktionen unter vorher angelegten Profilen tätig werden. Zu den fiktiven Profilen gehören persönlich, individuell charaktere Daten, welche sich die Moderatoren ausdenken, ...“. Auch beim Datingportal kizzle.net greift der Betreiber auch solche Tricks zurück. „Bei kizzle.net handelt es sich um einen moderierten Dienst. Die Moderation dient dazu, die Aktivitäten über das Portal und damit die Umsätze des Betreibers zu erhöhen. Dazu legen Moderatoren, die vom Betreiber beschäftigt werden, eine Vielzahl von Profilen fiktiver Personen an und geben sich als diese fiktive Person aus. Daher verbergen sich nicht hinter allen Profilen reale Personen. Es ist davon auszugehen, dass es sich bei sämtlichen weiblichen Profilen um fiktive Profile handelt, die von Moderatoren betrieben werden.“

Ob eine solche Klausel rechtlich in Ordnung ist, erklärt Händlerbund-Juristin Sandra May so: „Ist in den AGB eindeutig und unmissverständlich der Einsatz von solchen Moderatoren beschrieben, gilt das Vereinbarte: Der Nutzer schließt den Vertrag unter diesen Bedingungen ab und erklärt sich damit einverstanden, von Phantasy-Profilen kontaktiert zu werden. Unter welchen Voraussetzungen solche Klauseln rechtswidrig sind, ist von seiten der Rechtssprechung noch nicht geklärt. Nutzer sollten die AGB jedenfalls vor Abschluss des Vertrages genau lesen.“ 

Diese Art von Fakes lassen sich laut der Expertin relativ leicht enttarnen, denn meist wird man von dem entsprechenden Profil selbst angeschrieben, der Inhalt der Nachricht ist dann aber relativ belanglos. Beispielsweise könnte es um ein gesellschaftliches Thema gehen, das gerade durch die Nachrichten geistert oder einfach die Frage beinhalten, was er/sie gerade so macht. Ein weiteres Anzeichen dafür, dass hinter dem Profil keine Person mit echten Dating-Absichten steht, ist, wenn die Nachrichten stets mit einer Frage endet. „Die Fragen dienen zur Animation der Nutzer, die Kommunikation immer weiter zu führen, weil das Portal sein Geld pro Nachricht der Nutzer verdient und die inhouse Fake-Profil-Schreiber entsprechend für eingehende Nachrichten bezahlt werden“, erklärt Alexandra Langbein die Intention dahinter. „Und hier sind wir beim zweiten Hinweis, wie Sie merken, dass an dem ganzen Portal etwas faul ist: Sie müssen pro Nachricht zahlen. Spätestens dann sollten Sie einen Blick in die AGB werfen.“ Mitglieder sollten außerdem Vorsicht walten lassen, wenn sich der Gegenüber stets vor einem Treffen drückt und immer wieder Ausreden anbringt, warum es nicht klappt. Auch sollten die Alarmglocken läuten, wenn man zu den unmöglichsten Uhrzeiten Antworten erhält, das Profil scheinbar permanent online ist und sich der Gegenüber nicht mehr erinnern kann, worüber in der Nachricht zuvor gesprochen wurde. Das passiert vor allem dann, wenn Moderatoren mehrere Fake-Profile betreiben und den Überblick verlieren. 

Bei großen und bekannten Partnerbörsen sind es häufig Personen aus der zweiten Kategorie, die sogenannten Love Scammer, die versuchen, den Mitgliedern das Geld aus der Tasche zu ziehen. „Bei den Scammer-Profilen sollten Sie hellhörig werden, wenn das Gegenüber Ihnen schon bei der zweiten oder dritten Nachricht gesteht, er/sie habe sich komplett in Sie verliebt und wolle Sie heiraten. Spätestens wenn es jedoch um das Thema Geld geht, sollten sämtliche Alarmglocken klingeln“, erklärt die Online-Dating-Expertin. Um an das Geld der Mitglieder zu kommen, lassen sich die Betrüger einiges einfallen. Beispielsweise wird die Geschichte des kranken Kindes erzählt, für dessen Behandlung man Geld benötigt. Oder das Gegenüber gibt vor, ein reicher Geschäftsmann bzw. Geschäftsfrau zu sein, deren Konten plötzlich eingefroren wurden und die deshalb dringend eine hohe Summe Geld benötigen. 

Da diese Art von Fake-Profile allerdings auch sehr schlecht für das Ansehen von Partnerbörsen sind, versuchen die Betreiber inzwischen mit allen Mitteln, solche Betrüger von ihren Webseiten fernzuhalten. Mithilfe von Software für die Erst-Erkennung von Fake-Profilen sowie ganzen Redaktionsteams, die nicht Anderes machen, als permanent Profile auf Authentizität zu prüfen. Zusätzlich bieten eine Reihe von Plattformen inzwischen eine freiwillige Verifizierung für ihre Mitglieder an.

Rechtliche Schritte gegen Betrüger

Was aber, wenn man aufgrund der sprichwörtlichen rosaroten Brillen alle Warnsignale ignoriert hat und auf einen solchen Betrug reingefallen ist? Auch dafür hat Alexandra Langbein entsprechende Tipps. „Gegen einen Betrug bei inhouse Fake-Dating-Seiten kann man nur mit einem Anwalt vorgehen.“ Damit es aber erst gar nicht soweit kommt, lautet die wichtigste Regel im Umgang mit Online-Dating-Portalen: „Vor der Nutzung einer Singlebörse immer erst die AGB durchlesen! So kann man am einfachsten verhindern, dass man in die inhouse Fake-Profil-Falle gerät und viel Geld verliert“, so der Hinweis der Expertin. 

Handelt es sich um ein Scammer-Profil, so sollten Betroffene möglichst viele Beweise sammeln und anschließend die Polizei einschalten. Leider ist selbst die Polizei oft machtlos, da die Betrüger teilweise im Ausland sitzen und sich immer wieder neue Methoden ausdenken, um an das Geld Anderer zu kommen. „Man sollte sich jedoch in jedem Fall wehren, denn manchmal gibt es auch Erfolge, die Gauner dingfest zu machen“, betont die Pressesprecherin von Singleboersen-Vergleich. „Das haben wir 2019 in dem Münchner Gerichtsprozess gesehen, bei dem drei Love Scammer rund eine Million Euro erbeutet hatten, erwischt wurden und entsprechende Haftstrafen erhielten.“

Die Oligopolisierung des Online-Dating-Marktes

Wirft man einen Blick auf die Entwicklungen des Online-Dating-Marktes in den letzten zehn Jahren, lassen sich einige deutliche Veränderungen erkennen. So gab es beispielsweise einen erheblichen Anstieg bei der Beliebtheit von Dating-Apps, die Digitalisierung hat also auch hier einen wichtigen Einfluss auf die Branche genommen. Zusätzlich sehen die Experten der Plattform Singleboersen-Vergleich.de eine stetige Oligopolisierung des Marktes. Die kleinen Anbieter geben nach und nach auf oder gehen in die Hände von großen Betreibern über, die unter ihrem Dach dann eine große Anzahl von Single- oder Partnerbörsen betreiben. „Schauen Sie sich beispielsweise die Match Group an, wozu unter anderem Tinder, okcupid und meetic gehören. Meetic wiederum kümmert sich um den Europamarkt der Match Group und vereint unter anderem LoveScout24 unter ihrem Dach. Und so gibt es mittlerweile aus der Hand der großen Anbieter verschieden Portale bzw. Marken für verschieden Zielgruppen“, weiß Alexandra Langbein. Und noch einen Trend hat sie in den letzten Jahren beobachten können: Die Zielgruppe der Singles über 50 hat deutlich zugenommen und somit sind auch die Anzahl der Plattformen für diese Personen angestiegen. Generell hat sich auch das Angebot der zielgruppenspezifischen Dating-Portale in den vergangenen Jahren erhöht.

Es bleibt spannend, wie sich der Dating-Markt in den kommenden Jahren entwickeln wird und ob wir auch in Zukunft auf die Liebe per Mausklick setzen werden.

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