Ökonom des Instituts der deutschen Wirtschaft warnt

Mangel an Arbeits- und Fachkräften verschärft sich dramatisch

Veröffentlicht: 29.08.2022 | Geschrieben von: Hanna Behn | Letzte Aktualisierung: 29.08.2022
Fachkräfte in der Industrie

Schon jetzt mangelt es in mehreren Branchen und Betrieben an qualifiziertem Personal, Stellen können teils nicht oder nicht ausreichend besetzt werden. Im Juli erklärte laut ifo-Institut knapp jede zweite Firma hierzulande, durch den Mangel an Fachkkäften beeinträchtigt gewesen zu sein – ein neuer Rekordwert.

Und in den kommenden Jahren werden immer weniger Leute arbeiten – Grund ist der demografische Wandel, wie das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) aktuell in einer Studie ermittelte

 

Bis 2035 fehlen drei Millionen Arbeitskräfte 

Der Untersuchung zufolge soll bis zum Jahr 2035 der Anteil der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter von 15 bis 64 Jahren um drei Millionen auf 50,1 Millionen sinken – derzeit sind es knapp 53 Millionen.

„Wir steuern auf eine dramatische Situation zu“, erklärte der IW-Studienautor Holger Schäfer gegenüber t-online. Demnach müssten Firmen in Zukunft damit rechnen, noch mehr als bislang unter Fachkräftemangel zu leiden. Die Konkurrenz unter den Arbeitgebern könnte damit noch zunehmen – was die Löhne für entsprechend qualifizierte Leute steigen lässt.

Zuwanderung essenziell

In der Prognose des IW ist bereits die Annahme enthalten, dass jährlich bis 2023 noch 420.000 Personen bzw. bis 2035 noch 320.000 Menschen pro Jahr nach Deutschland zuwandern. Damit der massive Rückgang an Arbeitskräften abgefangen werden könne, brauche es jedoch insgesamt 1,5 Millionen Einwanderer – da nämlich auch rund eine Million Leute jährlich aus Deutschland auswandern. 

„Deutschland muss für ausländische Fachkräfte deutlich attraktiver werden“, so Schäfer. Denn es gebe auch anderswo keine Reserve an Fachkräften, die nur in hiesigen Unternehmen angestellt werden wollen, warnt der Ökonom. Auch in anderen europäischen Ländern sinken die Geburten und es gibt immer mehr ältere Menschen. Deutschland könne somit „froh sein, wenn überhaupt genügend Menschen einwandern“, ausgebildet werden könne dann hier vor Ort, so seine Einschätzung. 

Die FDP hatte sich erst kürzlich für ein Zuwanderungsmodell nach kanadischem Vorbild starkgemacht, wie etwa der Spiegel meldete. Demnach müsste in Deutschland geregelt werden, dass eine Einwanderung selbst organisiert werden könne – also auch ohne Aussicht auf eine konkrete Arbeitsstelle ermöglicht wird. 

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