Gastartikel

Europas Online-Shopper auf dem Klima-Prüfstand

Veröffentlicht: 15.05.2020 | Geschrieben von: Gastautor | Letzte Aktualisierung: 14.05.2020
Plakate von Klimaaktivisten

Der Klimaschutz war das Thema 2019 – weltweit. Doch welche Erkenntnisse davon lassen sich in die Zukunft mitnehmen und wirklich umsetzen? Als Unternehmen mit Online-Shop oder als Händler mit Cross-Border-Aktivität gilt es nicht nur, sich mit absehbaren Gesetzesänderungen für mehr Umweltfreundlichkeit auseinanderzusetzen, sondern auch sich ändernde Kundenerwartungen zu bedenken. Um langfristig erfolgreich zu sein, muss man eine nachhaltige Produktion und Logistik gewährleisten und lokale Unterschiede einplanen.

Der Lokalisierungsexperte Acolad hat sich bereits im Frühjahr 2019 mit der Frage rundum die K5 Future Retail Konferenz beschäftigt: Sind Klimaschutz und internationale Expansion unversöhnlich oder vereinbar? Daraus ist ein E-Book entstanden, das aufzeigt, ob und wie man als Unternehmen nachhaltiger handeln kann.

Immer mehr Einkäufe finden grenzüberschreitend statt

Zwischen internationaler Expansion und Nutzer- und Kundenfreundlichkeit scheiden sich die Geister mit Hinblick auf die eigene Klimabilanz. Euphorisch für den E-Commerce, schockierend für den Klimaschutz lesen sich die neuesten Branchen-News von KEP-Unternehmen (Kurier-, Express- und Paketdienst). 2018 haben laut Statistischem Bundesamt 50 Millionen Deutsche im Internet eingekauft, darunter vor allem die jüngeren Generationen unter 35 Jahren. 

Der einfache Bestellprozess, der kostenlose Rückversand, Mobile-Shopping, Apps, Social-Media-Targeting und Influencer bedingen den Boom im Online-Handel sowie neue logistische Herausforderungen. Auch Cross-Border-Verkäufe nehmen zu. Knapp ein Fünftel aller Produkte überqueren während ihrer Lieferung eine Staatsgrenze. Top-Ausland-Shopper sind Kroatien, Irland und Lettland, auch in Rumänien und Deutschland ist diese Tendenz steigend. Österreicher realisieren fast dreiviertel aller Bestellungen auf deutschen Websites. Die Schweiz konsumiert aus Deutschland und Frankreich. Insgesamt steigen jedoch nicht nur die Bestellungen ins europäische Ausland, sondern auch in die USA und China. Gründe für Auslandsbestellungen ergeben sich aus größerer Auswahl und Preis, besonders bei chinesischen Produkten. Doch Extrakosten bei Auslandsbestellungen und Zweifel bei der Datensicherheit schrecken die Käufer teilweise noch ab.

Reichen hier lediglich Retourenvermeidung und eine präzisere Paketzustellung für mehr Klimaschutz? Sollte eine Umweltpauschale ins Leben gerufen werden? Den ganzen Sommer 2019 konnte man in den Medien und in der Politik diese Debatten verfolgen. 

Fragt man in der Retail-Branche, rechnet diese bereits zunehmend mit Einschränkungen. Auch Unternehmen, die zunächst keinen direkten Bezug zum Online-Shopping und Retail haben, sind betroffen. Hier lässt sich zum Beispiel an Online-Streamingdienste und deren aufwendige IT-Systeme denken, die im Hintergrund massiv Energie verbrauchen.

Wer trägt die Schuld und wer die Last? Wer muss die Verantwortung übernehmen? Wer muss umdenken? Darauf gibt es keine einfache Antwort, doch ein Blick auf die Gewohnheiten unter den Verbrauchern und beim Einkauf scheint interessant, gerade im europäischen Vergleich.

Wie grün sind Europas Konsumenten?

Ein Thema, was alle europäischen Länder vereint, ist die „Zukunftsangst“. Laut Kantar sind 62% der Europäer grundsätzlich besorgt, was ihre klimatische Zukunft angeht. Dem steht eine eingeschränkte Kompromissbereitschaft beim eigenen Lifestyle gegenüber: Nur knapp die Hälfte der Europäer ist bereit, etwas zu ändern. Großbritannien und Deutschland zeigt dabei eine Unterpräsenz, Spanien und vor allem Frankreich zeigen hingegen eine überdurchschnittlich hohe Bereitschaft, den persönlichen Konsum anzupassen.

Was heißt das für Online-Händler? Betreibt man sein Business auch außerhalb von Deutschland, sollte man seine Strategie lokal anpassen. Als Lokalisierungsexperte für seine Kunden aus den verschiedensten Branchen wie zum Beispiel Retail, E-Commerce, Luxus, Automotive, Finance & Legal, hat Acolad mit vielen Unternehmen zu tun, die international expandieren. Nicht nur auf die Sprache kommt es an. Wer sein Cross-Border-Geschäft erfolgreich betreiben will, muss auch lokal agieren und neben rechtlichen Regelungen auch kulturelle Gepflogenheiten beachten. Im E-Book hat Acolad dabei einmal die Nachhaltigkeitskomponente genauer unter die Lupe genommen.

Wussten Sie zum Beispiel schon, dass:

  • französische Verbraucher doppelt so viel wie andere europäische Nachbarn auf die Verpackung achten und nicht wieder bei Ihnen einkaufen, wenn diese zu viel war?
  • 65% der Europäer ihren eigenen Einkaufsbeutel mitbringen?
  • in Spanien die Hälfte aller Verbraucher leere Flaschen, Tuben, Papier & Co. wiederverwendet, in anderen Ländern hingegen nur knapp ein Viertel?
  • ein Drittel der Deutschen recycelt anstatt wegzuwerfen, aber die europäischen Nachbarn dies doppelt so viel tun?

Deutschland bildet das Schlusslicht

Deutschland ist grün? Von wegen! Im Europäischen Vergleich schneidet Deutschland im Vergleich zu Spanien, Frankreich und Großbritannien laut den Datenexperten Kantar bei umweltrelevanten Fragen häufig am schlechtesten ab. 

In Frankreich und Spanien haben die Verbraucher eine hohe Bereitschaft, für umweltfreundliche Produkte mehr zu zahlen – Deutsche haben die niedrigste. Dabei spricht sich jeder Fünfte dagegen aus, dass umweltfreundliches Handeln nur etwas bringe, wenn man dabei Geld sparen kann. 

67% der europäischen Verbraucher erwarten ethisches Verhalten von Unternehmen, in Spanien sind es 86% und in Deutschland 55%. Ein Drittel der Europäer kauft heute schon gerne bei Unternehmen ein, die der Gesellschaft etwas zurückgeben. In Frankreich wird besonders viel Wert daraufgelegt. 

Andererseits glaubt etwa über die Hälfte der Europäer, dass Unternehmen „Overclaiming“ betreiben, also mehr über Umweltschutz reden, als wirklich dafür zu tun. 

Welche Schritte sind nötig, um Onlinehandel klimafreundlich zu betreiben?

Was sollte der einzelne Online-Anbieter nun aber tun, um zu einem umweltfreundlicheren Cross-Border-Handel beizutragen? Stimmen aus der Wirtschaft und von Klima-Beratungsunternehmen empfehlen folgende strategische Schritte:

  • eine Klimabilanz für sein Unternehmen aufstellen
  • Umdenken und Gewohnheiten ändern, bevor neue rechtliche Regelungen das eigene Geschäft zu sehr beschränken
  • in Klimaprojekte investieren als Ausgleich für alles, was man nicht ändern kann

Weitere konkrete Tipps und Informationen dazu erhalten Sie im kostenlosen E-Book. Entdecken Sie dort zudem, was die Retail-Branche zum Thema Klimaschutz sagt und mit welchen Änderungen Sie rechnen müssen. Neben weiteren Einblicken, erhalten Sie alle Zahlen des europäischen Ländervergleichs und Handlungsperspektiven.

Über die Autorin

TheresaWand Acolad

Theresa Wand, Senior Marketing Manager DACH bei Acolad & TextMaster, ist Medien- und Kommunikationswissenschaftlerin und feiert ihr 10-jähriges Expat-Jubiläum in Paris. Durch den täglichen kulturellen und professionellen Austausch im internationalen Alltag in und mit global und digital agierenden Klein- und Großunternehmen kennt die Autorin die strategischen, branchenübergreifenden und kulturellen Feinheiten, die es bei der internationalen Expansion zu beachten gilt.

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