Gewerkschaftliche Organisation unerwünscht?

Google feuert Angestellte – und wird verklagt

Veröffentlicht: 03.12.2020 | Geschrieben von: Christoph Pech | Letzte Aktualisierung: 01.07.2022
Google

Gewerkschaft unerwünscht? Google sieht sich in den USA mit einer Klage des Arbeitsstaatsanwalts konfrontiert. Dieser wirft dem Konzern im Namen zweier ehemaliger Mitarbeiter Verstoß gegen Arbeitsrecht vor. Laurence Berland und Kathryn Spears wurden vor einem Jahr entlassen, genau wie drei weitere Mitarbeiter. Sie gehörten zu einer Bewegung, die sich innerhalb Googles gewerkschaftlich organisieren wollte. Schon damals reichten sie Klage beim National Labour Relations Board ein.

Google bestreitet, dass die Entlassungen in Zusammenhang mit den Gewerkschaftsbemühungen stehen. Vielmehr sollen sie interne Vorschriften verletzt haben, so Heise. Kathryn Spears habe ein internes Google-System umprogrammiert, sodass es Kollegen beim Aufruf einer bestimmten Webseite auf das Recht zu gewerkschaftlicher Organisation hinwies. Spears selbst räumt dies auch ein. Die Webseite gehört IRI. Das Unternehmen berät Konzerne beim Kampf gegen Arbeitnehmervertretungen.

Google weist Vorwürfe zurück

Im Kalender einer Mitarbeiterin der Personalabteilung hatte Laurence Berland entdeckt, dass es mehrere Treffen mit IRI-Vertretern gegeben habe. Google macht kein Geheimnis aus seiner Zusammenarbeit mit IRI, verschweigt jedoch den konkreten Aufgabenbereich. Entlassen wurde Berland offiziell deshalb, weil der Zugriff auf Kalender von Mitarbeitern einen Regelverstoß darstelle. Er selbst sagt aber, dass es üblich sei, auf die Kalender der Google-Kollegen zugreifen zu können.

Welche konkreten Vorwürfe der Arbeitsstaatsanwalt vorbringt, ist unbekannt – die Klage ist bislang nicht veröffentlicht. Google sehe sich im Recht, heißt es. 

Kurios: Ein Verwaltungsrichter ist zur Entscheidung berufen, eine mögliche Berufung würde an das unabhängige National Labour Relations Board gehen. Das Gremium besteht aus fünf Mitgliedern, die vom US-Präsidenten nominiert und vom Senat bestätigt werden. Der Oppositionspartei – aktuell sind das noch die Demokraten – stehen zwei Sitze zu, Donald Trump hat bislang aber nur eine Demokratin nominiert. Eine weitere Nominierung steht seit August 2018 aus.

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