Kolumne

Paketzustellung: Warum gleich rennen, lernt doch erst einmal richtig laufen

Veröffentlicht: 24.01.2020 | Geschrieben von: Corinna Flemming | Letzte Aktualisierung: 24.01.2020
Post-It mit Schritten 1-5

Natürlich braucht es neue Möglichkeiten und Alternativen für die Paketzustellung. Schon jetzt kommen die Lieferanten kaum hinterher, Kunden sind über den fehlenden Service erbost ... wie soll das alles in ein paar Jahren werden, wenn die Paketmengen weiterhin so ansteigen? Durch die anhaltenden Klimadebatten ist im letzten Jahr außerdem ein weiterer Faktor hinzugekommen, den KEP-Dienstleister und Online-Händler bei der Versandproblematik unbedingt mit in die Rechnung aufnehmen müssen. Dass Unternehmen also intensiv an neuen Methoden arbeiten, ist richtig und wichtig, allerdings sollte man hier lieber den ersten, statt gleich den vierten Schritt machen.

Drohnen und Roboter schön und gut, aber ...

Gestern hat UPS-Chef David Abney verlauten lassen, dass er selbst an die Paketzustellung per Drohne für alltägliche Gegenstände nicht glaubt. Das US-Zustellunternehmen ist neben der DHL, Amazon und vielen weiteren Firmen ebenfalls aktiv daran, Drohnen zu testen. Dass uns die kleinen autonomen Fluggeräte allerdings bald die Zahnpasta bringen, hält er für unwahrscheinlich. Er sieht die Drohnenlieferung eher im Bereich von zeitkritischen oder medizinischen Sendungen im Vorteil. Ebenfalls gestern wurde ein Patent von Amazon öffentlich, dass vermuten lässt, der US-Händler arbeite an einer mobilen Paketstation, die bald auf Rädern vor unsere Haustüren rollt und uns quasi den Weg hin zu einer Packstation abnimmt.

Das ist alles schön und gut, half mir als Konsument in den letzten Wochen allerdings auch nicht. Denn: Zum wiederholten Male wurde mein Paket, welches ich extra an eine Paketstation in der Nähe habe schicken lassen, nicht dorthin gebracht, sondern in eine äußerst weit entfernte Filiale mit ungünstigen Öffnungszeiten. In den letzten Monaten konnte ich über die Packstation in unserem Wohngebiet in 9 von 10 Fällen weder Pakete empfangen noch versenden, denn sie war immer voll. Anschließend musste ich meine Bestellungen immer in irgendwelchen Filialen abholen, die a) teilweise am anderen Ende der Stadt waren und/oder b) so absurde Öffnungszeiten hatten, dass es schon fast einen Urlaubstag gebraucht hätte, um diese abzuholen. Dort dann angekommen, stand ich mir die Beine in den Bauch, zusammen mit 50 anderen Wartenden.

Fix the Basics

In diesen Situationen sind mir die Drohnen, Roboter oder sonstiger Schnickschnack, der gerade irgendwo in glänzenden Laboren entwickelt und gebaut wird, herzlich egal. Warum nicht bei den aktuellen und leichteren Problemen ansetzen? Eine Packstation mehr zum Beispiel, oder auch mal an einer anderen Stelle im Wohngebiet. Wenn meine Stamm-Station nicht immer voll (oder kaputt) wäre, wäre der Empfang und Versand von Paketen soviel einfacher. Oder einfach mal die Öffnungszeiten einer Filiale anpassen? Statt vormittags zu öffnen, vielleicht einfach mal nachmittags bis in die frühen Abendstunden. Die arbeitende Bevölkerung mit den typischen Schichten würden es jedem Filialbetreiber danken.

Natürlich soll weiter an Alternativen gebastelt werden, die auf lange Sicht Zusteller entlasten und Kunden eine bequeme Paketzustellung ermöglichen. Manchmal lässt sich aber auch schon mit relativ überschaubaren Mitteln Großes bewirken.

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