Gastartikel

Logistikmanagement: Risikoanalyse von Lieferketten

Veröffentlicht: 16.11.2020 | Geschrieben von: Gastautor | Letzte Aktualisierung: 17.11.2020
Logistik-Mitarbeiter im Lager

In der modernen Logistik sind Lieferketten schon längst nicht mehr so einfach aufgebaut wie früher. Nur wenn das Zusammenspiel aus Verlader, Transportunternehmen und Empfänger reibungslos funktioniert, ist es möglich, Risiken früh genug zu erkennen und zu minimieren. 

Gerade durch das Outsourcing ganzer Unternehmensbereiche und die wachsende Bedeutung von Zulieferbetrieben wird es immer wichtiger, Risiken genau einschätzen zu können.

Da die Risikosituation einer Lieferkette immer aus einer Risikobetrachtung aller beteiligten Unternehmen besteht, lässt sich eine interne Risikoeinschätzung nur schwer vornehmen. Hier spielt das Supply Chain Risk Management (SCRM) eine wichtige Rolle, um unternehmensübergreifend Aussagen zu Risikofaktoren treffen zu können. Auch um das Ausfallrisiko von Lieferketten noch vor der Inanspruchnahme von externen Zulieferern besser einschätzen zu können, ist eine Risikoanalyse für das Logistikmanagement sehr wertvoll. 

Wie kann man Risiken frühzeitig erkennen?

Zuerst werden mittels eines Fragenkataloges die Risiken bei den Partnern/Unternehmen entlang der Lieferkette einzeln identifiziert. Im Zuge dessen kann auch der aktuelle Stand des Risikomanagements bei allen beteiligten Partnern untersucht werden:

  • Welche Systeme gibt es? 
  • Wie funktionieren diese? 
  • Gibt es Optimierungspotenzial?

Eine Bewertungsskala oder ein Punktesystem können hier ebenso helfen und als Basis für tiefer gehende Experteninterviews dienen.

Aus diesen Erkenntnissen kann nun eine Risikomatrix erstellt werden, die alle bekannten Risiken im Logistikmanagement visualisiert. Mit Hilfe von Risikoportfolios, können Risiken summiert werden und somit Erkenntnisse über das potenzielle Gesamtschadenausmaß für die Lieferkette gewonnen werden. Es empfiehlt sich, hier mit den allgemeinen Risiken zu beginnen und im Verlauf der Risikoanalyse immer tiefer in die Lieferkette einzudringen und einzelne Risiken zu konkretisieren. So entsteht am Schluss ein möglichst vollständiges Bild, das eine realistische Einschätzung erlaubt. 

Je größer ein Unternehmen ist, desto aufwendiger wird es, alle Lieferketten und Lieferanten gleichzeitig zu überwachen. Manche Unternehmen haben viele Tausend Lieferanten, die in verschiedenen Ländern und Sprachräumen operieren. Hier muss für die Risikoanalyse mit automatisierten Prozessen und allgemeinen Modellen gearbeitet werden.

Für den Supply Chain Manager ist es wichtig, nicht jede einzelne Kundenbeschwerde auf einem sozialen Netzwerk einzeln überprüfen zu müssen. Man muss herausfiltern, was genau ein relevantes Risiko darstellt. Eine Vielzahl an Beschwerden über dasselbe oder ähnliche Produkte oder ein Streik bei einer Produktionsfirma sprechen über eine höhere Relevanz als einzelne Benachrichtigungen.

Erkenntnisse der Risikoanalyse umsetzen: Maßnahmen zur Risikobewältigung

Im nächsten Schritt sollten die Ergebnisse der Risikoanalyse auch genutzt werden, um entsprechende Maßnahmen einzuleiten, die bekannte Risiken innerhalb der Supply Chain reduzieren können. Dabei sind folgende Fragen relevant:

  • Welche Maßnahmen können mehrere Risiken minimieren?
  • Welche Maßnahmen lassen sich am einfachsten bzw. schnellsten umsetzen?
  • Welche Maßnahmen reduzieren bestimmte Risiken besonders stark?

Es ist also wichtig, nicht nur verschiedene Maßnahmen zu sammeln, sondern diese auch hinsichtlich Ihrer Wirksamkeit zu bewerten.

  • Ist der personelle, zeitliche oder materielle Aufwand einer Maßnahme vertretbar? 
  • Entstehen durch eine Maßnahme eventuell neue Risiken?
  • Gibt es Wechselwirkungen mit anderen Partnern aus der Supply Chain?
  • Sind die einzelnen Vorgehensweisen der Maßnahme plausibel?

Risikoanalyse schon vor der Zusammenarbeit

Eine Vielzahl der Risiken innerhalb der Lieferkette liegen außerhalb des Einflussbereichs des eigentlichen Unternehmens. Sanktionen, Naturkatastrophen oder politische Ereignisse können dennoch zu Lieferausfällen führen. Hier liegt die Aufgabe der Risikoanalyse darin, potenzielle Risiken zu erkennen und einzuschätzen, bevor es zu einer Geschäftsbeziehung kommt. Die Entscheidung im Logistikmanagement, ob ein derartiger Partner dann infrage kommt, kann auf Basis der Risikoanalyse somit deutlich besser getroffen werden.

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