Weihnachtsgeschäft

Globale Lieferketten durch Bahnstreik und Stau in Häfen massiv belastet

Veröffentlicht: 12.08.2021 | Geschrieben von: Hanna Behn | Letzte Aktualisierung: 12.08.2021
Containerhafen

Die aktuelle Weihnachtsexportsaison ist starken Belastungen ausgesetzt. Bereits seit mehreren Monaten stehen die Lieferketten weltweit unter Druck: Die Suez-Blockade, eine hohe Nachfrage von Gütern in stationären Läden nach Lockdowns und Hafenschließungen, u. a. in China, führten zu Kapazitätsengpässen und hohen Transportpreisen. Auch die Delta-Variante des Coronavirus wirkt sich zunehmend negativ auf die Handelswege aus.

Jetzt sorgen auch Probleme in Deutschland für Warenstau: Seit dem 10. August streiken die Lokführer der Deutschen Bahn, im Zuge aktueller Tarifverhandlungen hatte die Lokführergewerkschaft GDL zu den Arbeitsniederlegungen aufgerufen. Dadurch gibt es deutliche Einschränkungen im Personen-, aber auch im Güterverkehr. Am ersten Streiktag standen 190 Güterzüge still, wie die Bahn mitteilte. Der Streikaufruf der GDL solle noch bis Freitag, den 13. August, 2 Uhr, gelten. 

Deutsche Post DHL weicht bereits auf Straßengüterverkehr aus 

DB Cargo konnte „mit großem Aufwand die versorgungsrelevanten Züge fahren“, teilt der Konzern weiter mit. Allerdings befürchtet die Bahn nachhaltige Schäden für den klimafreundlichen Schienengüterverkehr, da Kunden Transporte in dieser Situation auf die Straße zurückverlagern könnten. Die Deutsche Post DHL Group hat dies auch vor: „Die betreffenden Sendungen werden in den kommenden Tagen auf die Straße verlagert“, so ein Unternehmenssprecher laut der Wirtschaftswoche – bislang wohl noch ohne Auswirkungen auf Kunden. Auch Coca-Cola wolle auf Lkw ausweichen. 

Durch den Streik seien zudem internationale Transporte auf der Schiene gefährdet. Oft gebe es Lokführerwechsel an Ländergrenzen und wichtige Strecken könnten durch Verzögerungen blockiert werden. Nach Ende des Streiks wolle DB Cargo „mit Hochdruck die zurückgestauten Züge abbauen“, heißt es weiter. 

Coronafall führt zu Rückstau in chinesischem Hafen

Hinzu kommt aktuell ein weiteres Problem, welches das Exportgeschäft weltweit gefährdet: Am chinesischen Hafen Ningbo wurde ein Mitarbeiter positiv auf das Coronavirus getestet. Umgehend reagierte die vor Ort ansässige Ningbo Meidong Container Terminal Corp, ein Tochterunternehmen der Hafenverwaltung Ningbo-Zhoushan, und stellte den Betrieb des an der Ostküste Chinas befindlichen Hafens gänzlich ein. Andere Terminals arbeiten mit Einschränkungen. Laut Reuters stauen sich inzwischen 40 Schiffe vor dem Hafen, am 11. August waren es etwa 30. Ningbo gilt als drittgrößter Containerhafen weltweit. Nun werden Schiffe nach Shanghai umgeleitet, wodurch die Terminals dort stark an die Belastungsgrenzen geraten, es sei „die schlimmste Überlastung seit mindestens drei Jahren“.

Betriebsstörungen und Hafenschließungen in China haben enorme und oft wochenlange Auswirkungen auf die weltweiten Lieferketten. Ein Hafenstau in Yantian, einem der größten Tech- und Elektronikexporthäfen, hatte sogar gravierendere Folgen als die Suez-Havarie, durch die es ebenfalls mehrere Tage lang zum Stau von Containerfrachtern vor und hinter dem wichtigen Seehandelsweg zwischen Europa und Asien kam: Im Mai waren wegen Coronaausbrüchen in der südchinesischen Provinz Guangdong mehrere Terminals im Hafen Yantian vorrübergehend geschlossen. Zwischenzeitlich stauten sich dort 130 Schiffe, dadurch kommt es aktuell hierzulande immer noch zu Lieferverzögerungen. 

Transportpreise massiv gestiegen

Besonders problematisch ist allerdings, dass durch Rückstaus Containerkapazitäten noch knapper werden, was wiederum die Frachtraten massiv verteuert. Seit Ende April konnte ein Anstieg der Versandkosten pro Container um etwa 6.000 Dollar auf der Europa-Asien-Route verzeichnet werden. Auch Transporte von Asien in die USA hätten sich um etwa 20 Prozent verteuert, meldet die Financial Times unter Berufung auf Analysen von Xeneta, einer Plattform für See- und Luftfrachtraten. 

Lieferverzögerungen: Darauf sollten Händler jetzt achten

Händler sollten unter anderem auf eine breite Basis an Lieferanten achten und bestehende Partnerschaften pflegen, empfehlen Experten. Der Platz, den Produkte im Container beanspruchen, sollte optimal ausgenutzt werden, d. h. Verpackungsgrößen sollten stark reduziert und das Bestellvolumen so angepasst werden, dass es einen kompletten Container füllen könne, rät Nicklas Spelmeyer, Amazon-Verkäufer und Handelsberater, wie beim News-Portal Postbranche zu lesen ist. Auch ein Vergleich verschiedener Speditionsunternehmen sollte derzeit in Betracht gezogen werden. 

Verträge mit Importeuren bzw. Großhändlern sollten genau angesehen werden, zudem gilt es bei Lieferverzögerungen, sich mit Haftungsfragen gegenüber dem Endverbraucher auseinanderzusetzen.

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