Interview mit Laura Schediwy von what3words

„Straßenadressen sind nicht für das 21. Jahrhundert gemacht“

Veröffentlicht: 03.11.2022 | Geschrieben von: Corinna Flemming | Letzte Aktualisierung: 03.11.2022
Paketzusteller vor Haus

Ein gutes Liefererlebnis ist ein zentraler Punkt, um Kunden zu halten. Heutzutage haben es Paketfahrer allerdings immer schwerer, die richtigen Adressen zu finden, Abgaben bei falschen Empfängern und frustrierte Kunden sind die Folge. Mit what3words soll dies künftig nicht mehr passieren. Wir haben mit Laura Schediwy, Expertin auf den Gebieten  Mobilität, Logistik & Zustellung über die aktuellen Probleme in der Paketlieferung gesprochen und wie sich diese lösen lassen.

OnlinehändlerNews: Laut einer aktuellen Studie von what3words klagt jeder zehnte Bundesbürger über verloren gegangene oder falsch zugestellte Pakete. Woran liegt das? Warum scheinen Zusteller oft Schwierigkeiten zu haben, Adressen zu finden? 

Laura Schediwy: Wie wir alle wissen, kann es bei Zustellungen in Deutschland zu Frustrationen kommen.  Adressen sind nicht immer korrekt und Zugänge zu Gebäuden sind nicht immer klar. Wir haben vor kurzem eine Befragung zu den Erfahrungen von Verbrauchern mit Lieferungen in Auftrag gegeben und festgestellt, dass mehr als jede zehnte Adresse (12 %) nicht direkt zum (Treppen-)Hauseingang führt. Bei Neubauten und Wohnsiedlungen kann es oft lange dauern, bis die Adressen offiziell registriert sind, sodass sie schwer zu lokalisieren und zu finden sind. In Deutschland gibt es rund 1,2 Millionen Straßen mit über 400.000 verschiedenen Namen. Die „Hauptstraße“ gibt es zum Beispiel 5490-mal. Daher ist es für Paketzusteller unerlässlich, die richtige Postleitzahl zu kennen, um die Straße in der richtigen Umgebung zu verorten und zu finden. Wenn diese Angaben nicht stimmen, ist es fast unmöglich herauszufinden, welche Straße gemeint ist. Diese infrastrukturellen Probleme können Zustellunternehmen vor große Herausforderungen stellen, weil sie die Arbeit der Kuriere übermäßig erschweren, die Fahrzeiten verlängern und die Zustellung verzögern.

what3words wurde entwickelt, um solche Probleme zu lösen. Wir haben die Welt in ein Raster aus 3 x 3 m großen Quadraten aufgeteilt und jedem Quadrat eine einzigartige Kombination von drei Wörtern gegeben: eine Dreiwortadresse. Damit hat jede Haustür, jede Seitentür, jeder Eingang zu einem Wohnhaus, jede Rampe zu einem bestimmten Lagerhaus und jeder versteckte Durchgang seine eigene Adresse. Um Dienstleistern oder Besuchern den einfachsten Weg zum Bürogebäude des Händlerbunds in Leipzig zu weisen, ließe sich beispielsweise mit ///fixstern.unseren.nachbarin die Schranke zum Passieren des Parkplatzes im Arcus Park benennen.

Kommt eine bestellte Sendung nicht an, kann dies negative Folgen für einen Händler haben: Von schlechten Bewertungen über Kunden, die sich abwenden, bis hin zur Rückerstattung von Kosten. Oft sind Fehler im Zusammenhang mit der Lieferung allerdings nicht auf den Händler, sondern auf das Zustellunternehmen zurückzuführen. Was können Händler also tun, um solche schlechten Liefererlebnisse zu vermeiden und Kunden zufriedenzustellen? Kann what3words in solchen Fällen weiterhelfen?

Fast jeder Dritte (27 %) gibt an, dass fehlgeschlagene Lieferungen davon abhalten, wieder bei demselben Einzelhändler zu bestellen. Die Mehrheit der Befragten (59 %) gibt an, dass sie mehr Produkte oder Dienstleistungen online bestellen würden, wenn sie wüssten, dass ihre Lieferungen jedes Mal am richtigen Ort ankommen würden. Die Mehrheit (73 %) gibt an, dass sie bereit wären, ein neues Adresssystem zu verwenden, wenn dies bedeuten würde, dass ihre Lieferung jedes Mal an den richtigen Ort gelangt.

Straßenadressen sind nicht für das 21. Jahrhundert gemacht, da sie nicht immer zur richtigen Haustür führen und den Anforderungen der heutigen mobilen Dienste wie Taxi-Apps, Lebensmittellieferungen und E-Commerce nicht gerecht werden. Das kann frustrierend sein und zu erfolglosen Lieferungen führen. Mit unserer Technologie können E-Commerce- und Logistikunternehmen sicherstellen, dass Lieferungen mit nur drei Wörtern präzise und effizient durchgeführt werden können. Das Nutzererlebnis wird für alle Beteiligten – Händler, Kunden und Logistikdienstleister – verbessert. In einem hart umkämpften E-Commerce-Markt wie in Deutschland ist das vielversprechend, denn es vereinfacht die Dinge für Unternehmen und Kunden gleichermaßen.

Im E-Commerce- und Logistiksektor kann sich die Einführung von what3words positiv auf die betriebliche Effizienz der gesamten Lieferkette auswirken. Erfolgreiche Zustellungen gelingen auf Anhieb und die Kundenzufriedenheit wird erhöht. 

E-Commerce-Händler können ganz einfach ein what3words-spezifisches Feld in ihre Checkout-Seiten integrieren, das es den Kunden ermöglicht, zusätzlich zu ihrer herkömmlichen Straßenadresse eine Dreiwortadresse einzugeben, um den genauen Lieferort zu bestimmen. 

Die Dreiwortadresse kann zusätzlich zur Straßenadresse in den Abschnitt für die Lieferhinweise aufgenommen werden, was laut unserer Studie bereits 22 % der Befragten tun, damit ihre Lieferadresse gefunden wird. Es kann frustrierend sein, wenn man den Zustellern ständig seinen Standort beschreiben muss, und unsere Studie ergab, dass 73 % der Befragten bereit wären, ein neues Adressierungssystem zu verwenden, wenn dies bedeuten würde, dass ihre Lieferungen immer an der richtigen Stelle ankommen würden.  

Hier in Deutschland haben bekannte Logistikunternehmen wie DB Schenker, GLS und Bettermile unsere innovative Technologie bereits integriert.

In der Vergangenheit wurde von verschiedenen KEP-Dienstleistern immer wieder betont, die Haustürzustellung würde zu einer „Luxus-Dienstleistung“ werden. Statt jede Adresse einzeln anzufahren, sollten Sendungen vermehrt an zentralen Stellen wie Packstationen oder Paketshops abgegeben werden. Wie stehen Sie dazu?

Wir haben festgestellt, dass unzureichende Adressierung eine der Hauptursachen für Probleme bei der Zustellung eines Online-Einkaufs auf der letzten Meile ist und zu Frustration bei Kunden und Fahrern führt. Obwohl die Hindernisse, die sich aus Adressierungsproblemen ergeben, ein Ärgernis sein können, glauben wir nicht, dass sie die Zustellung auf der letzten Meile überflüssig machen werden. In Anbetracht der derzeitigen gesellschaftlichen Situation, in der nach der Pandemie immer mehr Menschen regelmäßig von zu Hause aus arbeiten, und der hohen Kundenerwartungen in einer Kultur der sofortigen Bedürfnisbefriedigung, halten wir eine Lösung der Probleme für wahrscheinlicher als einen Ersatz.

Unsere aktuelle Studie belegt, dass die Mehrheit der Befragten (59 %) mehr Produkte oder Dienstleistungen online bestellen würden, wenn sie wüssten, dass ihre Lieferungen immer am richtigen Ort ankommen. Durch die Möglichkeit, den Bestimmungsort eines Pakets auf 3 x 3 m genau zu definieren, können die Zusteller ihre Arbeitseffizienz steigern, indem sie mehr erfolgreiche Zustellungen im ersten Anlauf durchführen. Dies bedeutet auch, dass die Kuriere nicht mehr mit Kunden telefonieren müssen, um den Weg zu ihrer Adresse zu erfahren, und mehr Fahrten pro Schicht durchführen können. Die Verringerung der Notwendigkeit von ziellosen Fahrten kann sich auch positiv auf die CO2-Bilanz und die Kosten der Kurierunternehmen auswirken.

Wir begrüßen jedoch die Idee, die Zustellunternehmen zu entlasten und Emissionen einzusparen, indem Pakete gemeinsam an Hubs oder Schließfächer geschickt werden. 

Werfen wir einen kleinen Blick in die Glaskugel: Genaue Adressdaten sind besonders dann vonnöten, sollten in Zukunft auch Roboter und Drohnen uns die Pakete direkt bis vor die Haustür liefern. Ihrer Einschätzung nach: Werden Paketdrohnen Sendungen bald auf die Terrasse bringen? Und wenn ja, wann wird das passieren und welche Hürden müssen bis dahin noch genommen werden?

In der heutigen Zeit besteht kein Zweifel daran, dass Liefermethoden technologisch immer fortschrittlicher werden. Damit diese neuen Technologien jedoch das ultimative Erlebnis oder Produkt bieten können, sind globale, zuverlässige und zukunftsorientierte Adressen unerlässlich. Hier kommt what3words ins Spiel. Wir sehen bereits, dass Drohnenlieferungen in der Branche zunehmen, z. B. für Lebensmittel- und Paketzustellungen. Wir sehen what3words als passendes Teil in diesem Puzzle, da die präzisen und einfach zu kommunizierenden Dreiwortadressen leicht von Maschine zu Maschine übermittelt werden können. 

So haben wir beispielsweise mit Royal Mail, einem der größten Postdienstleister Großbritanniens, Drohnenzustellungen in dünn besiedelten Gebieten getestet. Bei diesen Versuchen verließ sich die Royal Mail auf unser Adresssystem als praktikable und genaue Methode zur Übermittlung der Zustellziele an die Drohnen. Im Rahmen eines Pilotprojekts auf der Isle of Mull wurden die Anwohner aufgefordert, die Plattform DronePrep zu nutzen, um die Eignung ihres Grundstücks für Drohnenlieferungen zu bewerten und mithilfe der what3words-Integration einen geeigneten Landeplatz auf ihrem Grundstück zu ermitteln. 

Vielen Dank für das Gespräch!


Unsere Interviewpartnerin: Laura Schediwy, Head of DACH Partnerships bei what3words. Laura verantwortet die Partnerschaften in Deutschland, Österreich und der Schweiz für die Branchen Mobilität, Logistik & Zustellung, Infrastruktur und Notfalldienste. 

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