Interview

Crowdshipping mit Shopopop: Wenn der Nachbar die Einkäufe nach Hause liefert

Veröffentlicht: 10.01.2023 | Geschrieben von: Corinna Flemming | Letzte Aktualisierung: 10.01.2023
Frau mit Einkaufstüte

Im Jahr 2016 wurde das französische StartUp Shopopop mit dem Ziel gegründet, Lieferungen zwischen Privatleuten zu ermöglichen. Die beiden Gründer Antoine Cheul und Johan Ricaut  wollten eine einfache Crowdshipping-Lösung schaffen und den Menschen damit helfen, ihre regelmäßigen Fahrten rentabel zu machen, sich gegenseitig zu unterstützen und in Kontakt zu kommen. Auf der Plattform werden Konsumenten, Einzelhändler und private Lieferanten miteinander verbunden, wodurch ein weiterer Schritt hin zur Optimierung der letzten Meile geschaffen wird.

Nach der Expansion von Shopopop, unter anderem nach Belgien, Italien, Spanien und Portugal, wollen die beiden Gründer das „Crowdshipping“-Modell seit letztem Jahr nun auch in Deutschland zum Erfolg führen. Aktuell bietet das StartUp seine Plattform Berliner Einzelhändlern an, in Zukunft sollen allerdings weitere Städte folgen.

Welchen Vorteil Konsumenten und Lieferanten von Shopopop erwarten können, was der Eintritt auf den deutschen Markt für Herausforderungen mit sich brachte und warum man keine Konkurrenz zu den großen Lieferdiensten sein möchte, erklärt Mikko Riikkinen, Country Lead Deutschland, im Interview.

Shoppen für die Bevölkerung

Erzählen Sie uns etwas über Shopopop. Wie lange existiert das Unternehmen schon, wie ist die Idee dahinter entstanden, was ist das genaue Konzept und was hat es mit dem außergewöhnlichen Namen auf sich?

Shopopop wurde im April 2016 von Johan Ricaut und Antoine Cheul in Nantes, Frankreich gegründet. Mittlerweile sind wir europäischer Marktführer für Lieferungen zwischen Privatpersonen mit über 130 Mitarbeitern. Hinter unserem Service steht der Gedanke: Könnten die Leute ihre regelmäßigen Fahrten nutzen, um ihren Nachbarn zu helfen, indem sie ihnen ihre Einkäufe nach Hause liefern? Damit optimieren wir die letzte Meile der Lieferung, verringern das Verkehrsaufkommen und den CO2-Ausstoß. Unser Name entlehnt sich der französischen Aussprache und lässt sich wohl etwa mit „Shoppen für die Bevölkerung“ übersetzen.

Wie kommt das Konzept bei den Kunden an und wie viele Mitglieder hat Shopopop inzwischen?

Das Konzept wird in Deutschland bzw. Berlin seit unserem Start im Oktober 2022 sehr gut angenommen. Die Nutzerzahlen steigen täglich und belaufen sich aktuell auf rund 1.000 Shopper.

Gibt es Einschränkungen/Verbote bei den angebotenen Lieferungen bzw. bei den zu liefernden Objekten?

Mit Shopopop ermöglichen wir Lieferungen bis 25 kg und einen Warenwert um die 300 Euro.

Welche Herausforderungen gibt es hinsichtlich der rechtlichen Aspekte? Wie konnten diese gelöst werden? Müssen sich Mitglieder verifizieren? Was passiert, wenn Lieferungen nicht oder beschädigt ankommen?

Die Mitglieder müssen sich via Postident verifizieren und eine Lastschriftvereinbarung unterschreiben. Alle Produkte sind über uns versichert.

Wie ist das Vergütungssystem? Wie verdient Shopopop Geld? Welche Kosten müssen Mitglieder zahlen?

Die Nutzer der App haben bei uns keine Kosten. Shopopop verdient über den Vertrag mit dem Partner, also zum Beispiel Einzelhändlern aus dem Lebensmittelbereich. Dank einer Investmentrunde, die uns 20 Mio. Euro einbrachte, können wir zudem sehr gut skalieren.

„Deutschland ist noch kein sehr digitales Land“

Andere Länder, andere Sitten – Haben Sie bei der Expansion auf den deutschen Markt irgendwelche Änderungen vorgenommen (Webseite, Ansprache der Kunden, Kosten, Marketing etc.) oder alles vom Gründerland Frankreich übernommen?

Ja, wir haben Anpassungen für den deutschen Markt vorgenommen. Das betrifft u. a. die Website, Ansprache der Kunden, Kosten und das Marketing. Das liegt auch daran, dass Deutschland noch kein sehr digitales Land ist.

Hier müssen Anbieter digitaler Lösungen alles dafür tun, um sich das Vertrauen ihrer Zielgruppe zu verdienen. Deshalb liegt hier in unserer Kommunikation auch einer der Schwerpunkte an allen Touchpoints.

Können Sie mit Shopopop den großen Zustelldiensten gefährlich werden?

Nein und das wollen wir auch gar nicht. Wir wollen Ressourcen optimieren, zu einem Umdenken hin zu mehr nachhaltigem Handeln anregen und den Menschen helfen.

Fehlende Arbeitskräfte, zunehmende Paketmengen, Forderung nach mehr Nachhaltigkeit – Ist Crowdshipping die Lösung für die aktuellen Probleme auf der letzten Meile? 

Shopopop kann ein Teil der Lösung für das Problem der letzten Meile sein. Wir geben den Menschen die Option, besser ans Monatsende zu kommen. Shopopop ist allerdings keineswegs als Zweitjob gedacht. Unser Hauptaugenmerk liegt auf der Optimierung des Ressourcenverbrauchs.

Was sind Ihre Pläne für die Zukunft? Soll die Plattform ausgebaut werden bzw. in weitere Länder expandieren?

Seit dem 5. Dezember 2022 ist unser Service mit Edeka Kruse in Berlin aktiv. Für uns ist es sehr spannend, die deutschen Käufer noch besser kennenzulernen und den Markt hierzulande besser zu verstehen. Ab kommendem Jahr wollen wir dann nach Berlin weitere Städte hierzulande erschließen. Für uns sind vor allem mittelgroße Städte interessant, die noch nicht voller anderer Lieferdienste sind. 

Vielen Dank für das Gespräch!

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