Kolumne

Wie schmalzig-kitschig darf Weihnachtswerbung eigentlich sein?

Veröffentlicht: 07.12.2018 | Geschrieben von: Tina Plewinski | Letzte Aktualisierung: 07.12.2018
Der Grinch auf einem Kinoplakat

Weihnachten ist das Fest der Liebe, sagt man. Weihnachten gibt einem die Möglichkeit, dekorationstechnisch zu eskalieren: Glitzernde Kränze, blinkende Bäume, singende Grußkarten, sich drehende Spieluhren und und und … Selbst Händler, die sich mit saisonalen Werbeanzeigen eher zurückhalten, packen zum Ende des Jahres häufig die Weihnachtskeule aus und schwingen sie, bis alle Aktionen, Werbebanner, Flyer und sonstige Marketinginstrumente in rot-grünem Weihnachtsglanz erstrahlen.

Weihnachten – zwischen Dekoration und Perversion

Es gibt Menschen wie mich, die können es kaum erwarten, bis es endlich wieder an der Zeit ist, die Weihnachtsmütze aufzusetzen, das Frank-Sinatra-Weihnachtsalbum auf volle Lautstärke zu drehen und mit einem Glühwein in der Hand laut singend durch die Wohnung zu ziehen, um wahllos und großzügig Dekorationsartikel zu verteilen.

Daneben gibt es aber auch jene – und ich möchte an dieser Stelle den Namen eines netten Kollegen ungenannt lassen, um ihn vor potenziellem Weihnachts-Mobbing zu schützen –, die bezeichnen den ganzen „Weihnachts-Schnick-Schnack“ und „Glitzer-Firlefanz“ in ihren übermäßigen Dimensionen schon mal als „pervers“. Zum Glück lässt sich über Geschmack nicht streiten!

Emotionalität wird besonders zu Weihnachten groß geschrieben

Über Weihnachtswerbung kommt es seit jeher zu massiven Uneinigkeiten, bei denen sich Befürworter und Gegner erbittert um das „erlaubte Maß“ saisonaler Geschmacklosigkeiten streiten. Während ich mich selbst seit meiner Kindheit auf die Seite der Weihnachtsfanatiker schlage und jedes noch so kleine weihnachtliche Werbearrangement in mich aufsauge, steigert sich mein werter Grinch-Kollege bereits Mitte September regelmäßig in seine jährliche Abneigung hinein und verteilt gönnerhaft-witzige Anti-Weihnachts-Botschaften.

Zur jüngsten Kabbelei kam es übrigens mit Blick auf das neue, herzzerreißende Video der österreichischen Bank Erste Group, in dem ein kleiner Igel nach Liebe sucht.

Und auch die BBC hat kürzlich einen äußerst emotionalen Spot zur Weihnachtszeit veröffentlicht, in dem es darum geht, dass eine Mutter und ihr Sohn ob des stressigen Alltags keine Zeit füreinander finden. Auch dieses Video dürfte die Fronten aneinander geraten lassen.

Mich sprechen beide an. Meinen Kollegen nicht. Doch wie verhält man sich als Unternehmen? Bedient man die weihnachtliche Stimmung und verbreitet man selbst Atmosphäre? Oder hält man sich zurück, um möglichst seriös und bodenständig zu bleiben? – Auf diese Frage gibt es definitiv keine Pauschalantwort. Egal, welchen Weg man geht, es wird immer eine Zielgruppe geben, die man eben nicht erreichen kann. Umso wichtiger ist es eben, die eigene Zielgruppe genau zu kennen oder im Rahmen einer Kampagne passgenau zu erreichen. Manchmal braucht das Mut. Und manchmal sogar eine Prise weihnachtlichen Übermutes.

Und so lange es noch Menschen wie mich gibt, die das Weihnachtsfest als jährliches Highlight zelebrieren und in all seiner heimeligen und zugleich geschmacklosen Dimension genießen, wird es hoffentlich immer jene Händler geben, die meinen Wunsch nach Weihnachtseskalation nachkommen. Außerdem gilt: Wenn nicht zu Weihnachten, wann denn dann?!?!

(Ps. Ich finde, die Telekom hat in diesem Jahr eine ziemlich gelungene Mischung aus Anti-Weihnachts-Stimmung und berührender Geschichte hinbekommen. Meinen Kollegen kann ich da – zumindest im ersten Teil des Videos – deutlich wiedererkennen…)

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