Kommentar

Edeka steuert auch zum Vatertag in den Shitstorm

Veröffentlicht: 29.05.2019 | Geschrieben von: Michael Pohlgeers | Letzte Aktualisierung: 06.05.2021
Screenshot aus dem Edeka-Spot

Zwei Shitstorms innerhalb eines Monats? Davor scheint Edeka zumindest keine große Angst zu haben: Bereits Anfang Mai zog das Unternehmen den Unmut der Menschen auf sich, als es seinen „Wir sagen Danke.“-Spot zum Muttertag veröffentlichte. Darin zu sehen: Unbeholfene Männer, die ihre Kinder auf mehr als eine Weise in tiefste Verlegenheit brachten, mal richtig die Sau raus ließen oder einfach im Haushalt zu Nichts zu gebrauchen waren. „Danke Mama, dass du nicht Papa bist“, so die herzliche, aber auch etwas verwirrende Aussage des Spots. Wir erinnern uns:

Ketchup für die Kinderliebe?

Zum Vatertag legt Edeka nun nach. Und steuert sehenden Auges in den nächsten Shitstorm. Der neue Spot gehört mit dem Muttertags-Spot zu einer Kampagne, kommt also in selber Aufmachung daher. Und Edeka dreht den Spieß um: Eine Mutter, die ihrem Kind die verschmierte Schokolade aus dem Gesicht wischt. Eine andere, die ihren Kindern gesundes Gemüse kredenzt – nur, damit Papa die rettende Ketchup-Flasche auf den Tisch stellt. „Danke Papa, dass du nicht Mama bist.“

Jetzt könnte man darüber sinnieren, wie charmant es ist, dass Edeka die Qualitäten eines Elternteils nur an den Verfehlungen des anderen aufmisst. Auffällig ist aber, dass der Spot zum Muttertag doppelt so lang ist, wie der zum Vatertag. Benehmen sich Männer mit ihren Kindern also doppelt so häufig daneben? Oder können Mütter nichts anderes, als Dreck wegwischen und Essen kochen? Oder hat Edeka nach den Reaktionen auf den Muttertags-Spot vielleicht einfach ein paar Szenen aus dem neuen Clip herausgeschnitten?

„Danke, dass du nicht Edeka bist“

Wie dem auch sei, im Netz kommt der neue Werbespot mäßig bis gar nicht gut an: „Danke Rewe, dass du nicht Edeka bist“, schreibt ein Nutzer in den Kommentaren unter dem Video. Andere bedanken sich in ähnlicher Formulierung beim Konkurrenten Lidl. „Supi toll, dass der Papi nur dafür da ist, ungesundes Essen zu geben und keine erzieherische Rolle einnimmt. Bravo“, meint ein anderer Nutzer darüber hinaus sarkastisch. 

Immerhin: Edeka bleibt seiner Linie in der Kampagne treu. Doch mit der Darstellung der alten Geschlechterrollen und typischer Klischees hat sich das Unternehmen verhoben. Mütter sind nicht nur deshalb großartig, weil sie die Antithese der Väter sind. Väter sind nicht nur deshalb großartig, weil sie ihren Kindern eine Flasche Ketchup auf den Tisch stellen, wenn es von Mama nur wieder Brokkoli gibt. Anstatt die Qualitäten der Elternteile alleinstehend hervorzuheben, setzt Edeka leider den Kontrast ein. Damit wird der Dank an Qualitäten und Leistungen gekoppelt, die nicht für sich selbst stehen können – und obendrein auch noch recht oberflächlich sind.

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