Kommentar

Warum es gar nicht so lächerlich ist, wenn Pepsi einen Superhelden in eine Rakete setzt

Veröffentlicht: 19.06.2019 | Geschrieben von: Tina Plewinski | Letzte Aktualisierung: 19.06.2019
Paul Rudd im neuen Video von Pepsi

Wenn Sportler, Sänger, Schauspieler oder Models für ein Produkt werben, dann hatte das in der Vergangenheit nicht selten einen bitteren Beigeschmack. Sänger sind eben keine Schauspieler. Und nicht jeder Schauspieler ist rein fachlich in der Lage, die nötige Euphorie für eine Sonnencreme oder ein erfrischendes Szene-Getränk zu vermitteln.

Negative Beispiele gibt es viele

Nicht selten wirkten die entsprechenden Superstars in den Spots derart deplatziert und unecht, dass man als Zuschauer nur noch schmunzeln konnte. Vielleicht erinnern Sie sich an den ehemaligen Fußball-Gott Michael Ballack, der vor vielen Jahren für das Reiseportal Ab-in-den-Urlaub.de vor die Kamera trat? In diversen Spots stellte Ballack sein schauspielerisches Unvermögen zur Schau. Auch Fußball-Profi Thomas Müller ließ sich für Werbezwecke einspannen und gab sich beispielsweise für Barilla den Pasta-Löffel in die Hand.

Als ähnlich kurios dürften manche Zuschauer etwa die Werbespots mit Reality-Show-Sternchen Daniela Katzenberger für das Einrichtungshaus Pocco oder den Clip mit Heidi Klum empfunden haben, die den Verbrauchern vor einigen Jahren mit einem McDonalds-Werbespot suggerieren wollte, dass auch Models mit Inbrunst Fast Food essen dürfen.

Ein Weltuntergang ist die fehlende schauspielerische Leistung grundsätzlich nicht. Schließlich haben Superstars wie Heidi Klum oder Thomas Müller in ihrem Leben schon mehr erreicht als die meisten Menschen. Das Schlimme an der Sache ist hingegen, dass Firmen solche Stars in der Vergangenheit in irgendwelche Rollen gepresst haben, die ihnen entweder nicht lagen oder in denen sie es eben nicht schafften, „echt“ echt zu wirken.

Das ist in diesem Fall nicht etwa die Schuld der Celebritys, sondern der Werbetreibenden. Sie wollten, dass Müller den Kochlöffel schwingt. Sie wollten, dass die gertenschlanke Klum in einen triefenden Burger beißt. Sie wollten, dass Verona Pooth (damals noch Feldbusch) aufgeregt quietschend im Spinat rührt und nach dem „Blubb“ verlangt. Mit glaubwürdigem Auftreten hat dies längst nichts zu tun. Hier scheint es nur darum zu gehen, sich einen Superstar zu angeln und ihn irgendwie in die eigene Kampagne zu pressen.

Und es geht doch!

Im Gegensatz zu den eher unglücklichen Werbespots aus der Vergangenheit, gab es in jüngster Zeit allerdings vermehrt auch Unternehmen, die es tatsächlich geschafft haben, den auserkorenen Stars keine Marketing-Zwangsjacke anzulegen und sie völlig überdrehte, oft platte Werbesprüche klopfen zu lassen.

Ein gutes Beispiel sind wohl Paul Rudd und Michael Peña. Die beiden Schauspieler kennt man als Marvel-Superheld Ant-Man sowie seinen lustigen Helfer Luis. Der Limohersteller Pepsi hat sich die Zwei geschnappt und sie in eine mehr als realitätsferne Situation gepackt: und zwar in eine Rakete, die kurz vor dem Start steht. Absurder könnte die Szenerie also nicht sein. Und trotzdem wirken die beiden Männer äußerst authentisch und „echter“ als so manch anderer Werbestar. Sie wirken genau so, wie man sie aus den Superheldenfilmen kennt. Und mal ganz ehrlich: Ich erkenne mich selbst in dem Spot, wie ich jeden Morgen unter massivem Zeitdruck meine Sachen zusammen sammle, bevor ich auf Arbeit fahre. Nur ohne Rakete.

Ähnlich angenehm empfand ich auch das neue Werbevideo von Heinz: Der Ketchup-Hersteller hat sich dafür keinen Geringeren als Musiker Ed Sheeran geschnappt, der in einem Nobel-Restaurant für pikierte Gesichter sorgt.

Im Gegensatz zum Pepsi-Spot ist dieses Video durchaus realitätsnah situiert. Aber noch wichtiger: Genau wie Ant-Man ist auch Sheeran extrem nahbar dargestellt und darauf kommt es heutzutage an: Nicht auf platte Werbesprüche oder glattgebügelte Superstars, sondern auf die Darstellung von Menschen, die Fehler haben, nicht perfekt sind und mit denen man sich irgendwie identifizieren kann. – Sogar, wenn sie auf der ganzen Welt bekannt sind und Millionen verdienen.

Authentizität ist also das Zauberwort – und die kann man selbst mit Raketen und im Luxusrestaurant erzeugen. Schön zu sehen!

Schreiben Sie einen Kommentar

Newsletter
Abonnieren
Bleibe stets informiert mit unserem Newsletter.