Die Wahl zum neuen Bundestag steht am 26. September an und ein Großteil der deutschen Bevölkerung weiß schon, welchen Kandidaten und Parteien sie ihre Stimmen geben. Laut einer aktuellen Spiegel-Umfrage ist aber gut ein Fünftel noch unentschlossen. Für alle, die noch nicht wissen, an wen ihre Kreuze gehen sollen und alle, die ihre Tendenz prüfen möchten, haben wir verschiedene Webseiten zur Entscheidungshilfe unter die Lupe genommen und jede Menge Alternativen zum Klassiker Wahlomat gefunden. Das Grundprinzip ist bei den meisten gleich: Die Nutzer antworten auf Fragen aus verschiedenen Politfeldern, ihre Antworten werden mit den Aussagen der Parteien abgeglichen und am Ende erhalten sie eine individuelle Auswertung, wie groß die jeweilige Übereinstimmung mit den einzelnen Parteien ist.
Der Wahlomat der Bundeszentrale für politische Bildung ist die Urmutter – quasi die Angela Merkel – derartiger Entscheidungshelfer und erfreut sich immer mehr Beliebtheit: Zum Start 2002 nutzten rund 3,6 Mio. Bürger das Tool, 2017 waren es schon 15,7 Mio., so eine Statista-Grafik. In 38 Thesen kann der Nutzer seine Positionen mit 39 von 40 Parteien mit einer Landesliste abgleichen, dabei wird betont, es sei „keine Wahlempfehlung, sondern ein Informationsangebot über Wahlen und Politik“. Allerdings stand und steht das Hilfsangebot auch immer wieder in der Kritik: 2019 musste der Wahlomat zur EU-Wahl sogar vom Netz, weil sich die Kleinpartei Volt benachteiligt sah. Auch die zur Auswahl stehenden Themen werden kritisiert: So kommt etwa Kulturpolitik gar nicht vor.
Besser machen als der Wahlomat wollen es Dienste wie Dein Wal und der Wahlometer von Democracy. Beide basieren nicht wie der Wahlomat auf den Plänen der Parteien in ihren Wahlprogrammen, sondern darauf wie sich SPD, CDU und Co. in echten Abstimmungen positioniert haben. Beide Services greifen dafür auf die Abstimmungen des vergangenen Bundestages von 2017 bis 2021 zurück, der Wahlometer verlinkt auch noch die Originaldokumente wie Gesetzesentwürfe und Beschlussempfehlungen. Dein Wal ist ein privates Projekt, der Wahlometer wird von dem Verein Democracy betrieben und durch Crowdfunding und Spenden finanziert.
Wer bei seiner Wahl besonderen Wert auf bestimmte Themengebiete legen will, kann spezifizierte Entscheidungshelfer zurate ziehen:
Wer sich durch alle Wahlomaten geklickt hat, darf sich dann etwas Entspannung mit den heitereren Versionen gönnen.
Wer wissen will, mit welcher Partei er oder sie in Sachen Hits auf einer Wellenlänge liegt, sollte den Musikomat des Musikstreamingdienstes Deezer ausprobieren. Die Parteien haben auf Fragen mit Musik-Titeln geantwortet. Im Musikomat heißt es dann unter anderem: „Wenn der Klimawandel „Hot in Here“ von Nelly wäre, was wäre Dein Song für die Mobilitätswende?“ Am Ende kommt man als „Belohnung“ zu den offiziellen Deezer-Playlists der Parteien – die der SPD soll dabei von Kevin Kühnert stammen.
Das Satireportal Postillon hat ebenfalls eine eigene Version des Wahlomaten gestartet und fragt dabei unter anderem, ob der Staat verstaatlicht werden solle. Macht Spaß!
CDU-Fans dürfte es weniger erfreuen, alle anderen dürften beim Laschomat zumindest mal grinsen – oder sogar so lachen wie bei Laschets unseligem Auftritt bei der Flutkatastrophe. Die Seite fragt den Nutzer nach einem ihm wichtigen Thema und lässt dann reale zufällige Zitate von Armin Laschet erscheinen, die gemeinsam mit einem Bild des CDU-Kandidaten zu einer Grafik gemacht und via Social Media geteilt werden können. Das Projekt wurde von der Marketingagentur Visualtech umgesetzt – ob deren Geschäftsführer Linus Junginger und Michael Ziegler einer Partei nahestehen, ist unklar. Den beiden anderen KanzlerkandidatInnen Baerbock und Scholz dürfte der Laschomat aber sicher nützen. Apropos Scholz: Es gibt auch einen „Scholzomaten“ – das ist allerdings keine lustige Webseite, sondern ein wenig schmeichelhafter Spitzname für den SPD-Mann, der ihm wegen seiner teils inhaltsleeren Ausdrucksweise verliehen wurde.