Prestigeprojekt der deutschen Banken

Paydirekt übernimmt Giropay – und verschwindet?

Veröffentlicht: 01.09.2020 | Geschrieben von: Christoph Pech | Letzte Aktualisierung: 01.09.2020
Paydirekt

Paydirekt wird Giropay übernehmen. Das hat der Anbieter am Montag bekannt gegeben. Die Paydirekt GmbH soll künftig das Online-Bezahlverfahren Giropay bereitstellen, die deutschen Banken und Sparkassen wollen ihre kontobasierten Bezahlverfahren künftig bündeln. Der Erwerb soll zum 1. Dezember 2020 wirksam werden, die Wettbewerbsaufsicht muss noch zustimmen. Sowohl für Kunden als auch für Händler sollen sich aus der Übernahme keine unmittelbaren Änderungen ergeben.

Die Verbindung von Paydirekt und Giropay sei „ein wichtiger strategischer Baustein für die Weiterentwicklung der Bezahlverfahren“, so Joerg Schwitalla, Geschäftsführer der Giropay GmbH. „Die einheitliche unternehmerische Führung wird es außerdem möglich machen, Synergien in Vermarktung und Betrieb zu realisieren.“ Die Bezahlangebote funktionieren unterschiedlich: Während Paydirekt eine Anmeldung voraussetzt, lässt sich Giropay mittels Pin und Tan aus dem Online-Banking nutzen.

Verschwindet Paydirekt?

In den kommenden Monaten werden aber offenbar nicht nur die beiden Payment-Dienste fusioniert. Nach Informationen von Finanz-Szene bedeute die Übernahme gleichzeitig das Ende von „Paydirekt“ als Marke. Dem Portal liegt ein Sparkassen-interner Newsletter vor, in dem es heißt, dass die GIZS, die Paydirekt-Betreibergesellschaft der Sparkassen, entschieden habe, „in diesem Jahr keine Herbst- und Winterkampagne für Paydirekt anzubieten“. Für Zündstoff sorgt dabei vor allem die Begründung, die auf die „Umsetzung der Markteinführung unserer künftigen Marke für das digitale Bezahlen“ verweist. Finanz-Szene habe exklusive Informationen, die bestätigen würden, dass Paydirekt damit verschwinden soll.

Dass man sich mit der Zukunft von Paydirekt auseinandersetzt, wurde in der Branche bereits länger spekuliert – angesichts des ausbleibenden Erfolgs ist dies auch keine Überraschung. Laut Finanz-Szene soll Paydirekt zwar Giropay übernehmen, künftig aber unter dem namen Giropay firmieren. „Die einen überleben als Unternehmen. Die anderen als Marke“, heißt es dort. Der Kaufpreis ist bislang nicht bekannt, es soll sich um einen niedrigen zweistelligen Millionenbetrag handeln. Paydirekt selbst hält sich bislang bedeckt. Auf Nachfrage teilt eine Unternehmenssprecherin mit, dass man „aufgrund notwendiger formaler Abstimmungen mit Behörden“ bislang keine weiterführenden Aussagen machen könne.

Wie geht es weiter?

Paydirekt bestätigt aber, dass Paydirekt und Giropay auch nach der Übernahme als eigene Verfahren zunächst weiter bestehen werden. Die Zusammenführung der beiden Angebote dürfte aber nur der erste Schritt hin zu einem deutschen Payment-Angebot sein, dass der US-Konkurrenz die Stirn bieten soll – wie es Paydirekt einmal für PayPal sein sollte. Unter dem Stichwort #DK soll eine deutsche Alternative bestehen, die in die „European Payment Initiative“ eingebracht werden könnte – damit soll wiederum ein europäisches Gegengewicht zu den globalen Infrastrukturen von Mastercard und Visa geschaffen werden. Für #DK ist scheinbar angedacht, künftig neben Paydirekt und Giropay auch die Girocard und den P2P-Payment-Dienst Kwitt unter einem Dach zu vereinen.

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