„Verbraucher ändern ihr Einkaufs- und Bezahlverhalten“

PayPal-DACH-Chef Michael Luhnen über Payment in Corona-Zeiten

Veröffentlicht: 15.10.2020 | Geschrieben von: Michael Pohlgeers | Letzte Aktualisierung: 29.06.2022
PayPal-DACH-Chef Michael Luhnen (Foto: PayPal)

Als die Coronakrise im Frühjahr 2020 Deutschland erreichte, wurde das Land der Bargeldzahler auf die Probe gestellt. Zahlreiche Geschäfte bemühten sich, schnell kontaktlose Zahlungsmöglichkeiten anzubieten, die Kunden interessierten sich ebenfalls immer stärker für Zahlungen per Smartphone oder NFC-Karte. 

Um kleinere stationäre Händler zu unterstützen, hat PayPal im Mai den PayPal QR-Code eingeführt. Damit können Unternehmen ohne große Anschaffungskosten eine kontaktlose Bezahloption in ihren stationären Geschäften anbieten.

Wir haben mit Michael Luhnen, Managing Director PayPal Deutschland, Österreich und Schweiz, über die Auswirkungen der Coronakrise auf die Entwicklungen im Zahlungsmarkt gesprochen.

Nachfrage nach digitalen Bezahloptionen hat zugenommen

OnlinehändlerNews: Mit dem PayPal QR-Code wollen Sie Händler in der Covid-19-Pandemie unterstützen und vor allem kleinen stationären Händlern ermöglichen, kontaktloses Bezahlen in ihrem Geschäft anzubieten. Wie haben die Händler die neue QR-Lösung bisher angenommen?

Michael Luhnen: Durchweg positiv – und das sowohl bei Händlern als auch Verbrauchern. Die Einführung des PayPal QR-Codes war im Mai, also zu einer Zeit, in der Geschäfte in Deutschland unter Auflagen wieder öffnen durften, gleichzeitig aber auf Verbraucherseite ein deutliches Maß an Unsicherheit zu spüren war. Da hat der QR-Code einfach gut gepasst: Händler bekommen damit eine kontaktlose Zahlungsmöglichkeit, die ihren Kunden und Mitarbeitern ein sicheres Gefühl gibt.

Gerade für kleinere Geschäfte ist das von Vorteil. Sie können den QR-Code schnell und kostenfrei erstellen und müssen keinerlei zusätzliche Hardware kaufen. Händler erstellen den QR-Code einfach in ihrem PayPal-Konto und können diesen dann ausdrucken, auf der Theke auslegen, im Laden aufhängen oder auf dem Display ihres Smartphones oder Tablet vorzeigen. Zum Zahlen scannt der Kunde einfach mit seinem Smartphone den QR-Code, wird in die PayPal-App weitergeleitet, gibt den zu zahlenden Betrag ein und bestätigt die Zahlung. Das alles funktioniert komplett kontaktlos. Bis Ende des Jahres 2020 erlassen wir zudem die Gebühren für den Empfang von Zahlungen per QR-Code, um Händler in dieser herausfordernden Zeit zu unterstützen.

Wieso haben Sie sich dazu entschieden, die kontaktlose Bezahlung per QR-Code und nicht per NFC-Technologie umzusetzen?

Durch die Covid-19-Pandemie hat die Nachfrage nach digitalen Formen des Bezahlens deutlich zugenommen. Verbraucher möchten den direkten Kontakt zu anderen Menschen beim Einkaufen soweit wie möglich reduzieren – auch an der Kasse. 

Gerade in Deutschland gibt es immer noch viele Geschäfte, die ausschließlich Barzahlung anbieten. Ich denke da an viele kleine Einzelhändler, Bäckereien, Metzgereien, Cafés und Kioske. Mit dem PayPal QR-Code eröffnen wir diesen Händlern eine Möglichkeit, mit geringem Aufwand eine neue Zahlungsoption im Laden anzubieten. Um den QR-Code anzubieten, brauchen Händler keine zusätzliche Hardware, wie beispielsweise ein Kartenlesegerät. Sie können den QR-Code in wenigen Schritten in ihrem PayPal-Konto generieren und sofort Zahlungen empfangen.

Auch für Verbraucher ergeben sich Vorteile. Sie müssen bei der Bezahlung mit dem QR-Code zum Beispiel keine PIN auf einem Keypad eingeben, sondern berühren bei der Zahlung lediglich ihr eigenes Smartphone. In Summe haben wir damit eine Lösung, die für beide Seiten – Käufer und Verkäufer – mit niedrigen Hürden verbunden ist.

So funktioniert der PayPal QR-Code

Bei der Nutzung von PayPal QR-Code muss weder mit dem Kassenterminal interagiert, noch Bargeld genutzt werden. Wie prüfen die Händler, dass sie das Geld von dem Kunden erhalten haben?

Wie üblich wird der Händler von PayPal in Echtzeit über die erhaltene Zahlung informiert. Mit einem Blick in den Mail-Posteingang kann er also gegenchecken, ob er die übliche E-Mail mit der Zahlungsbestätigung erhalten hat. Noch bequemer ist allerdings die PayPal-App. Hier lassen sich Push-Benachrichtigungen einstellen, die direkt über Geldeingänge auf dem PayPal-Konto informieren. 

Zusätzlich gibt es natürlich noch die Käuferseite und im Unterschied zum Einkauf im Online-Shop steht der Kunde ja direkt vor dem Verkäufer. Nachdem er den QR-Code gescannt und den zu zahlenden Betrag eingegeben und bestätigt hat, wird ihm sofort eine Zahlungsbestätigung angezeigt. Auf dem Bildschirm erscheint groß und gut lesbar der Name des Händlers, an den die Zahlung ging, sowie der Betrag, das Datum und die Uhrzeit. Der Kunde kann dem Händler also sein Smartphone als Beleg zeigen und der Händler kann auf einen Blick erkennen, dass er sein Geld bekommen hat.

Können Kunden bei der Zahlung über PayPal QR-Code den Käuferschutz nutzen? 

Ja, der Käuferschutz gilt auch für Zahlungen per QR-Code. Wie üblich gilt zu beachten: Der Käuferschutz kann nur für kommerzielle Zahlungen beantragt werden, sprich bei Zahlungen für „Waren und Dienstleistungen“. Der PayPal-Käuferschutz gilt nicht für private Zahlungen an Freunde und Familie.

„Das Angebot an digitalen und kontaktlosen Bezahlmöglichkeiten wird weiter zunehmen“

Wie hat sich die Nutzung kontaktloser Bezahloptionen in den vergangenen Monaten entwickelt?

Die Covid-19-Pandemie hatte und hat natürlich großen Einfluss auf die Entwicklung digitaler Bezahlmethoden. Es ist kein Geheimnis, dass Deutschland Bargeld-Land war und auch immer noch ist. Allerdings hat die Pandemie die Entwicklung hin zu digitalen und kontaktlosen Bezahlungen massiv beschleunigt. Studien zeigen, dass Verbraucher ihr Einkaufs- und Bezahlverhalten verändert haben. Zum einen wird mehr online eingekauft, zum anderen achten die Menschen darauf, den Einkauf im Ladengeschäft mit möglichst wenig Kontakt zu meistern. Wir bieten unseren Kunden ja bereits seit zwei Jahren die Bezahlung mit PayPal in Google Pay an. Die Nutzung dieser Möglichkeit hat im vergangenen halben Jahr zugenommen, unsere Kunden setzen diese Option des mobilen Bezahlens häufiger ein. Und auch unsere im November 2019 für Händler neu eingeführte PayPal Business Debit Mastercard wurde und wird für Einkäufe im Ladengeschäft fleißig eingesetzt. 

Mit Blick nach vorn gehen wir davon aus, dass das Angebot an digitalen und kontaktlosen Bezahlmöglichkeiten weiter zunehmen wird. Das ist ganz im Sinne des Verbrauchers, der dann je nach Situation flexibel entscheiden kann, wie er bezahlt. Und auch auf Händlerseite wird das Bild vielfältig bleiben, abhängig vom jeweiligen Geschäft und persönlichen Präferenzen, aber sicherlich auch der Nachfrage von Kundenseite.

Bis Ende 2020 wollen Sie auf Gebühren für den Empfang von Zahlungen verzichten. Betrifft das nur die Zahlungen über den PayPal QR-Code oder alle Zahlungen, die über PayPal getätigt werden?

Der Erlass von Händlergebühren bis Ende 2020 gilt nur für den Empfang von Zahlungen über den PayPal QR-Code. Uns war und ist wichtig, gerade kleinere Geschäfte in dieser für sie schwierigen Zeit zu unterstützen.

Darüber hinaus hatten wir im März und April verschiedene Maßnahmen ergriffen, um unseren Händler zu helfen. Für Händler, die vorher nur im klassischen Offline-Geschäft tätig waren und aufgrund von Covid-19 ins Online-Geschäft eingestiegen sind, haben wir beispielsweise zeitweise die Gebühren für PayPal Plus-Transaktionen erlassen. Für Einkäufe mit der PayPal Business Debit Mastercard haben wir zudem die Cashback-Prämie verdoppelt.

Abseits dieser speziell auf die Pandemie ausgerichteten Maßnahmen treiben wir natürlich auch die Entwicklung unserer PayPal-Produkte und -Services weiter voran. Für kleine und mittelständische Unternehmen haben wir kürzlich die PayPal Commerce Plattform eingeführt. Diese bietet Händlern ein komplett neues Benutzererlebnis in ihrem PayPal-Konto und hilft ihnen, ihre Geschäftsabläufe zu vereinfachen. Konkret haben wir das PayPal-Geschäftskonto so optimiert, dass Kunden nun von einer zentralen Stelle aus Zugriff auf alle PayPal-Produkte und -Services haben, die sie bei der Führung und dem Ausbau ihres Geschäfts unterstützen. Dies schließt das Akzeptieren und Tätigen von Zahlungen, den Zugriff auf Optionen zur Unternehmensfinanzierung sowie verbesserte Möglichkeiten im Bereich des Risikomanagements ein.

Wie wird sich die Corona-Pandemie in den nächsten Monaten Ihrer Meinung nach auf die Wirtschaft und den Einzel- und Online-Handel auswirken?

Angesichts der Dauer der Covid-19-Maßnahmen dürfte ein gewisser Gewöhnungseffekt eintreten. Seit einigen Monaten verhalten wir alle uns aufgrund der Umstände anders als zuvor. Das könnte auch einen dauerhaften Wandel im Verbraucherverhalten bedeuten. Mit Blick nach vorne gehen wir daher davon aus, dass mehr Online-Einkäufe und digitale Zahlungen Teil der neuen Normalität sein werden. 

Eine Rückkehr zur Normalität, wie wir sie vor Covid-19 kannten, ist angesichts der aktuellen Entwicklung noch nicht absehbar. Das bedeutet auch, dass es für Händler längerfristig wichtig sein wird, ihre Geschäftsmodelle zu optimieren und anzupassen. Als Teil dessen werden sicherlich weiterhin mehr Lösungen und Angebote ins Digitale und ins Online-Geschäft verlegt, auch über Zahlungsoptionen hinaus. 

Hier sind viele Händler und Ladenbetreiber schon weiter als man mitunter annimmt. Wir haben unter unseren Kunden viele ermutigende Beispiele gesehen. Gerade sehr viele kleinere Händler – egal ob online oder vor Ort – haben mutig auf die Pandemie reagiert und kreative Lösungen für ihre Geschäfte gefunden. Sei es der Blumenhändler in Hamburg, der jetzt Bestellungen per Whatsapp anbietet, oder der Touristenführer in Berlin, der mittlerweile Führungen für Berliner anbietet und ihnen die eigene Stadt so neu näherbringt – wir stoßen bei unseren Kunden auf viele solcher Geschichten. Diese schwierige Zeit kann also durchaus auch eine Chance bedeuten. 

Vielen Dank für das Gespräch!

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