Themenreihe Payment

Payment in Deutschland: Zahlen, Daten, Fakten rund ums Bezahlen

Veröffentlicht: 30.05.2023 | Geschrieben von: Corinna Flemming | Letzte Aktualisierung: 25.05.2023
Paymentüberblick

Die Zeiten, in denen man an der Supermarktkasse hektisch die 24,76 Euro aus dem Portemonnaie kramte, um für seinen Einkauf zu bezahlen, während die Schlange an Kunden hinter einem immer länger und ungeduldiger wurde, sind längst vorbei. Nicht nur sind die Kosten für einen solchen Einkauf dank der Rekord-Inflation deutlich gestiegen, auch das altbewährte Bargeld ist an deutschen Kassen immer weniger zu finden, als es noch vor einigen Jahren der Fall war. Stattdessen wird heutzutage verstärkt eine kleine Plastikkarte, das eigene Handy oder sogar die Uhr zum Bezahlen benutzt. 

Wir haben einen Blick auf die aktuellen Payment-Trends geworfen und wie sich diese im Laufe der Zeit verändert haben.

Nur Bares ist Wahres?

Hand aufs Herz: Wer trägt denn wirklich noch viel Bargeld bei sich? Mit meinen jetzt Mitte 30 Jahren kann ich mich gut erinnern, wie meine Eltern vor jedem Wocheneinkauf noch bei der Bank vorbeigefahren sind, um Bargeld abzuheben. Auch heute noch erstaunt es mich, wie viel Bargeld die ältere Generation oft im Portemonnaie hat. Während ich mir mit den paar Cents, die ich tatsächlich bei mir habe, gerade mal ein Brötchen leisten könnte, scheinen andere Menschen stets das finanzielle Äquivalent eines Wocheneinkaufs für eine vierköpfige Familie am Mann bzw. der Frau zu haben. Dennoch stehe ich mit diesem Verhalten, zumindest hierzulande, fast alleine da. Wie eine Studie der Deutschen Bundesbank zum Zahlungsverhalten in Deutschland aus dem Jahre 2022 offenbart, hatten die knapp 4.200 Studienteilnehmer im Schnitt 100 Euro an Bargeld im Portemonnaie, lediglich vier Prozent haben kein Bargeld zur Hand. Dabei zeigte sich außerdem, dass Männer, ältere Personen und Personen mit hohem Einkommen im Schnitt am meisten Geld bei sich tragen. Besonders drastisch ist der Unterschied mit Blick auf die Altersgruppen. Während die unter 30-Jährigen im Schnitt 54 Euro an Bargeld haben, sind es bei den über 65-Jährigen mit 130 Euro fast das Dreifache.

Allerdings stellt das Portemonnaie nicht den einzigen Ort dar, an dem die Deutschen ihr Geld aufbewahren, denn die Studie zeigt außerdem, dass noch immer der altbewährte Sparstrumpf, in welcher Form auch immer, zum Einsatz kommt. So gaben 44 Prozent der Befragten an, das Bargeld regelmäßig nach der Abhebung zu Hause als Vorrat beiseite zu legen. Bei 36 Prozent dient das Geld dem Sparen oder als Notreserve. Befragt nach Höhe ergab sich ein durchschnittlicher Wert von 463 Euro. 

Und wie sieht es nun mit der Zukunft des Bargeldes aus? Wird es irgendwann vollkommenen aus den Geldbörsen der Deutschen verschwinden? Glaubt man den Aussagen der Bundesbank-Studie dann wohl eher nicht. Zwar gab es zwischen 2017 und 2021 einen deutlichen Rückgang des Barzahlungsanteils sowie der Bargeldabhebungen und auch der Trend hin zu den elektronischen Zahlungsmethoden ist bereits seit Beginn der Studienreihe 2008 erkennbar. Zusätzlich hat die Corona-Pandemie zu einer erheblichen Reduktion der Barzahlungen geführt. Hier spielt vor allem der Faktor eine wichtige Rolle, dass während der Pandemiezeit viele Händler das bargeldlose Bezahlen einfacher gestaltet haben. Komplett auf Bargeld verzichten wollen die Deutschen aber nicht. Die Studie zeigt, dass die Mehrheit der Befragten das Bargeld auch in Zukunft als Zahlungsmittel einsetzen wollen. 69 Prozent sehen es nach wie vor sehr wichtig oder ziemlich wichtig, die Möglichkeit zu haben, Bargeld zu nutzen. Die Gründe dafür liegen auf der Hand: Noch immer sehen die deutschen Verbraucher das Bargeld als sicheres Zahlungsmittel an, das die eigene Privatsphäre schützt und einen guten Überblick über die Finanzen bietet.

 So bezahlen die Deutschen im Einzelhandel

Mit Blick auf den Einzelhandel und welche Zahlungsmittel am meisten zum Umsatz beigetragen haben, werden die Aussagen der Befragung von der Deutschen Bundesbank unterstützt. Wie eine Statistik von Statista zeigt, ist die Nutzung von Bargeld im Einzelhandel zwar rückläufig, im Jahr 2021 machte sie aber immer noch den zweitgrößten Anteil aus. Gewinner ist die Girocard, dessen Beliebtheit in den letzten Jahren deutlich zugenommen hat. 

 Zahlungsarten Einzelhandel

Mittlerweile hat die Kartenzahlung aber sogar noch mehr an Bedeutung gewonnen. Die Studie über „Zahlungssysteme im Einzelhandel 2023” vom Kölner Handelsforschungsinstitut EHI zeigt, dass von den insgesamt rund 465 Milliarden Euro, die im Jahr 2022 im Einzelhandel umgesetzt wurden, 60 Prozent beziehungsweise 277,9 Milliarden Euro durch Kartenzahlung generiert wurden. Die Girocard geht als alleiniger Spitzenreiter aus dieser Statistik mit einem Anteil von 41,9 Prozent hervor.„Nach den außergewöhnlichen Pandemie-Jahren normalisieren sich die Anteilsverschiebungen vom Bargeld zur Karte. Eine Trendumkehr zurück zu mehr Cash zeichnet sich nicht ab“, erklärt Horst Rüter, Mitglied der Geschäftsleitung und Zahlungsexperte im EHI.

Welchen erheblichen Einfluss die angebotene Bezahlmethode auf das Einkaufsverhalten bestimmte Kundengruppen hat, zeigt jetzt eine Studie des Mineralöl- und Erdgaskonzern Shell. In dieser wurde die Akzeptanz von bargeldloser Bezahlung verschiedener Altersgruppen in deutschsprachigen Ländern untersucht, mit erstaunlichen Ergebnissen. Demzufolge ist es besonders der Generation Z sehr wichtig, bargeldlos zu bezahlen. 36 Prozent der Befragten dieser Altersgruppe gaben nämlich an, nicht in Geschäften einzukaufen, die nur Bargeldzahlung anbieten. Und sie gehen sogar noch einen Schritt weiter: „In Deutschland würde die Hälfte der Gen Z eher für ein Jahr auf Fernsehen oder Streamingdienste verzichten als für den Rest ihres Lebens auf bargeldlose Bezahlung”, schreibt der Spiegel zur Studie. Hier zeigt sich also deutlich, dass auch im Einzelhandel ein Mix aus verschiedenen Payment-Methoden angeboten werden muss, um keine potenziellen Käufer zu verlieren.  

E-Wallets haben im Online-Handel die Nase vorn

Apropos Payment-Mix: Dieser wurde in den letzten Jahren im E-Commerce um so einige Optionen erweitert. Neben dem Kauf auf Rechnung, Debit- und Kreditkarten haben vor allem E-Wallets wie PayPal und AliPay deutlich an Beliebtheit gewonnen. Das zeigt auch eine Umfrage zur bevorzugten Zahlungsmethode beim Online-Einkauf in Deutschland aus dem Jahr 2022, welche der KEP-Dienstleister DPD unter Online-Käufern durchgeführt hat.

Umfrage zur bevorzugten Zahlungsmethode Online-Shopping

Die Studie zeigt auch, dass sogar virtuelle Währungen wie Bitcoin eingesetzt werden. Aber auch die Bezahloption von „Buy now, pay later“ hat sich in den letzten Jahren immer mehr bei den Online-Shops etabliert und wird wohl in Zukunft eine noch größere Rolle spielen. „2023 werden wir einen Generationswechsel erleben: weg von Kreditkarten und hin zu gesünderen, zinslosen, kurzfristigen und für ganz bestimmte Einkäufe einsetzbaren Kreditformen“, lautet die Prognose von Lucie Gimon, Partnerships Manager Lead bei Klarna, in einem Beitrag von Zahlungsanbieter Mollie zu den acht wichtigsten Trends in der Zahlungsindustrie im Jahr 2023. „Tatsächlich besteht die Erwartung, dass das weltweite Marktvolumen für ‚buy now, pay later‘ bis 2028 auf über 20 Milliarden Euro wachsen wird.“

Die Zukunft des Bezahlens 

Und wie werden wir in 5, 10 oder 15 Jahren unsere Einkäufe bezahlen? Sicher ist, dass die Payment-Branche nie still steht und mit immer neuen Innovationen und Möglichkeiten aufwarten. So ist es gar nicht so unwahrscheinlich, dass beispielsweise schon bald das Auto die Tankfüllung zahlt. Aktuell arbeitet bereits Mastercard am In-Car-Payment. Und auch Automobilhersteller wie BMW, Mercedes oder Ford sind an derartigen technischen Lösungen dran, den Kunden sicheres Bezahlen direkt aus dem Fahrzeug heraus anzubieten.

Auch Wearable Payments, zum Beispiel mit einer Smartwatch, mit einem Schmuckstück oder dem Autoschlüssel, werden in den kommenden Jahren immer beliebter werden, so auch das Bezahlen per Fingerabdruck oder Gesicht-Scans. Man darf also gespannt sein, was die Zukunft im Payment noch so alles bringt.

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