Paydirekt: Ein Jahr am Markt, kaum Erfolg – was passiert 2017?

Veröffentlicht: 23.01.2017 | Geschrieben von: Julia Ptock | Letzte Aktualisierung: 23.01.2017

Paydirekt – Ende 2015 gestartet, konnte der Payment-Service der deutschen Banken und Sparkassen bisher kaum überzeugen. Woran liegt das? Nutzer hat der Dienst theoretisch viele, doch auf Seiten der Händler hapert es. Zeit, um einen Blick auf die bisherige Entwicklung des Payment-Dienstes Paydirekt zu werfen.

Paydirekt auf Smartphone
© Paydirekt

Aller Anfang ist schwer

Es war im September 2015 folgender Satz von Sparkassen-Präsident Georg Fahrenschon, der den Start von Paydirekt sehr gut zusammenfasst: „Wenn jemand ein unsicheres System nutzen will, ist ihm das unbenommen.“ – Zur Erklärung: Damit bezog er sich auf die neuesten Verschlüsselungstechnologien, die bei Paydirekt eingesetzt und vor dem offiziellen Start erst einmal umfangreich getestet werden mussten. Aus diesem Grund riet er auf der Handelsblatt-Konferenz „Banken im Umbruch“ dazu, „die bereits fertigen Anwendungen umfangreich mit Mitarbeitern und einzelnen Instituten zu testen.“ Das Problem: Commerzbank und die HypoVereinsbank wollten bereits ab November Paydirekt für ihre Kunden öffnen. Das Resultat: Sämtliches Vertrauen in Paydirekt wurde schon vor dem Start zerstört. Selbstdemontage in Höchstleistung.

Die Szene ist nur ein Auszug aus dem eher verhaltenen Start von Paydirekt. Schon weit vorher – noch lang vor dem Start – gab es andere Probleme. Hieß es zu Beginn, dass die Sparkassen sich an dem Projekt beteiligen würden, wurde dies wieder dementiert. Man wolle sich aus dem Projekt zurückziehen und einen eigenen Payment-Dienst an den Markt bringen. Dies schien nicht zu klappen, die Sparkassen kamen zurück an Bord. Nach diesem Hin und Her konnte es in die Entwicklung gehen und schließlich wurde Paydirekt im Herbst 2015 gelauncht. Allerdings ohne nennenswerten Anteil an Sparkassen. Diese hatten sich ja erst später entschieden, an dem Projekt teilzunehmen.

Wie funktioniert Paydirekt?

Das System hinter Paydirekt ist – und das muss man mal so sagen – durchaus gelungen. Denn im Gegensatz zu Paypal oder Klarna handelt es sich nicht um einen separaten Anbieter. Paydirekt ist eine Zusatzfunktion des Girokontos. Kunden können im Onlinebanking-Bereich die Zusatzoption aktivieren. Um am System teilzunehmen, muss aber das Geldinstitut an dem Verfahren teilnehmen und man selbst muss fürs Online-Banking angemeldet sein. Nachdem man sich für Paydirekt angemeldet hat, kann die Zahlungsmethode bei allen Online-Shops verwendet werden, die sich daran beteiligen (aktuell rund 550 Shops). Wird etwas gekauft, muss man bei dem Bezahlvorgang nur noch Benutzernamen und das Passwort eingeben. Zeitlich fast parallel wird der Bezahlvorgang an das Geldinstitut weitergeleitet, das den Vorgang umgehend freigibt, wenn das Konto entsprechend gedeckt ist. Der Online-Händler hat die Gewissheit, dass die Rechnung beglichen wird, und kann die Ware umgehend versenden.

So funktioniert Paydirekt
© Paydirekt

Sicher ist das System deswegen, weil es keine dritte Partei gibt, der die sensiblen Daten anvertraut werden müssen. Auch an die Händler werden die Daten nicht weitergegeben. Aus Kundensicht eine gute Sache.

Händleranzahl noch immer überschaubar

Was die Händler angeht… Nun, die Zahlen der Shops, die Paydirekt als Bezahlvariante anbieten, ist übersichtlich. Laut Paydirekt-Website sind es zum aktuellen Zeitpunkt 556 Online-Shops. Nicht viel, wenn man mal an die anderen Player am Markt denkt. Wie die Süddeutsche Zeitung zurecht schreibt, hat Paydirekt wie eigentlich jeder andere Anbieter auch mit dem Henne-Ei-Problem zu kämpfen. Bei den Kunden war/ist Paydiekt kaum bekannt, weswegen diese lieber auch bekannte Namen vertrauen. Solang es aber nicht genug Kunden gibt, sehen die Händler keine Notwenigkeit, einen weiteren Dienst anzubieten. Und so kam es wie kommen musste: Das Weihnachtsgeschäft 2016 musste Paydirekt den anderen überlassen.

Dabei konnte Paydirekt in den Wintermonaten 2016 auf Händler-Seite einige Erfolge vorweisen. So hat die Media-Saturn-Gruppe Mitte November 2016 Paydirekt eingebunden. Und auch Rakuten konnte gewonnen werden. Auch die Versandapotheke DocMorris sowie Deichmann integrierten den Payment-Dienst. Aus der Liga der 50 größten Online-Händler Deutschlands bieten damit nun neun Händler Paydirekt an. Am Ende allerdings nur ein Tropfen auf den heißen Stein.

Neues Modell soll Einbindung für Händler erleichtern

Doch woran liegt es, dass die Händler sich so zieren? Was die Kundenzahl angeht, liegt Paydirekt mittlerweile bei 900.000. Ein Wert, der präsentabel ist und zukünftig weiterhin steigen dürfte. Wie viele Transaktionen täglich stattfinden, ist jedoch nicht bekannt. Man geht allerdings davon aus, dass es höchstens wenige Hundert am Tag sind. Zum Vergleich: Paypal hat in Deutschland etwa 17,2 Millionen Kunden, die den Dienst im Durchschnitt 1,7 Mal pro Monat nutzen. 

Das Problem ist deshalb eher woanders zu suchen. Schon zu Beginn stand Paydirekt in der Kritik, die Anmeldung für die Händler extrem kompliziert zu gestalten. Zu Beginn musste jeder Händler mit seinen Bankvertretern eigene Verträge und Preise aushandeln. „Dieser Prozess, insbesondere das Verhandeln mit den verschiedenen Bankengruppen, dauert oft länger, als wir erhofft haben“, räumt Paydirekt-Geschäftsführer Niklas Bartelt damals ein. Und so änderte man das System im Frühjahr 2016. Durch das sogenannte Händlerkonzentrator-Modell können Online-Händler laut Paydirekt den Dienst nun auch über Payment-Dienstleister direkt integrieren. „Der Händlerkonzentrator macht die Integration von Paydirekt einfacher und schneller möglich. Ein Aspekt, der vor allem für kleinere und mittlere Händler wichtig ist. Darüber hinaus legen wir mit dem Händlerkonzentrator-Modell eine wesentliche Grundlage, um unseren Kunden ein breites Händlerportfolio zu bieten“, so Dr. Niklas Bartelt, Geschäftsführer der Paydirekt GmbH, zuständig für Produkt und Markt.

Paydirekt: Wie wird 2017?

Paydirekt ist nun seit mehr als einem Jahr auf dem Payment-Markt aktiv. Nach schwachem Start konnte sich der Dienst mittlerweile einen kleinen Stamm an Händlern aufbauen. Auf den großen Durchbruch wartet man allerdings noch. Dabei haben sich die Banken Marketing-technisch mittlerweile ordentlich ins Zeug gelegt. Auf sämtlichen Webseiten der Banken wird für den Dienst geworben. Man selbst sieht sich laut Süddeutscher Zeitung „im Markt angekommen“.

Und doch – so schreibt man bei der Süddeutschen Zeitung – soll man intern scheinbar darüber nachdenken, die Strategie zu ändern. So gibt es wohl die Überlegungen, Paydirekt mit Giropay zusammen zu legen. Denn das spannende: Giropay ist auch ein Online-Bezahlverfahren der deutschen Banken, besteht bereits seit 2006 und funktioniert effektiv genauso wie Paydirekt. Entscheiden sich Kunden im Online-Shop für die Bezahlung mit Giropay, werden diese nach der Eingabe der Bankleitzahl vom Online-Shop zum Online-Banking der Bank oder Sparkasse geleitet. Hier meldet man sich mit den Zugangsdaten an. Nach erfolgreichem Login wird automatisch eine vorausgefüllte Überweisung angezeigt, die bereits alle Details des Kaufs enthält. Um die Überweisung durchzuführen, muss nur noch eine TAN eingegeben werden. Der Händler erhält unmittelbar nach erfolgreicher Überweisung eine Zahlungsgarantie der Bank oder Sparkasse und kann die Ware sofort verschicken.

Ob es 2017 zu einer Zusammenlegung der Dienste kommt, ist unklar. Zu den Gerüchten wollten sich weder die betroffenen Unternehmen noch der Verband der Genossenschaftsbanken BVR äußern. Der Deutsche Sparkassen- und Giroverband teilte gegenüber der SZ mit, man halte "weiter an einem Parallelbetrieb beider Bezahlverfahren fest". 

 

 

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