PayPal zwischen Erfolgswelle, Abspaltung und Händlerkritik – ein Überblick

Veröffentlicht: 22.08.2018 | Geschrieben von: Julia Ptock | Letzte Aktualisierung: 22.08.2018

PayPal – das Unternehmen aus dem kalifornischen San José gehört zu den Urgesteinen des Internets. Bereits 1998 gegründet, erlebte es durch die Integration in den Online-Marktplatz Ebay einen Schub, wie ihn sich andere Unternehmen nur wünschen können. Seither hat sich viel bei PayPal getan – wir geben einen Überblick.

PayPal Logo vor blauem Hintergrund
© Ink Drop / Shutterstock.com

PayPal wer?

Die Anfänge von PayPal liegen noch im alten Jahrtausend und basieren auf dem Zusammenschluss von Confinity und X.com. Letzteres war das Unternehmen von Elon Musk, der nun vor allem mit Tesla für viel Aufsehen sorgt. Die beiden Unternehmen wurden 1998 bzw. 1999 gegründet. Erst im März 2000 schlossen sie sich zusammen – die Geburtsstunde von PayPal. Ab diesem Zeitpunkt dauerte es noch zwei Jahre, bis sich Ebay das Unternehmen einverleibte, doch schon damals ging es für den Bezahl-Service steil nach oben.

Der Grund für den Erfolg liegt dabei in den Eigenheiten des Zahlungsverkehrs in den USA. In der Vergangenheit wurden dort wegen des Verbots des Bundesstaaten-übergreifenden Überweisens im bargeldlosen Zahlungsverkehr meist Schecks verwendet, die allerdings für das Begleichen von Verpflichtungen aus Online-Transaktionen nicht geeignet waren. Bevor Ebay PayPal offiziell ins Boot holte, hatte das damalige Auktionshaus mit „eBay Payment“ sein eigenes Bezahlsystem. Dies schien den Nutzern jedoch nicht zu gefallen, denn PayPal wurde bei weitem häufiger verwendet als „eBay Payments“, vormals Billpoint. Im Februar 2000 gab es ungefähr 200.000 Auktionen täglich, die für den Service von PayPal warben. PayPal lag damit in puncto Beliebtheit weit vor Billpoint, mehr als die Hälfte der Ebay-Benutzer setzte auf den Dienst.

2002 erfolgte dann die Übernahme von PayPal durch Ebay für damals 1,5 Milliarden US-Dollar. Ein Schnäppchen, wenn man bedenkt, dass die PayPal Holdings Inc. im Herbst 2015 schon über eine Marktkapitalisierung von rund 37 Milliarden Euro verfügte. Ebay machte dann auch gleich Nägel mit Köpfen und machte PayPal in den USA 2002 zur Grundzahlungsmethode auf der ganzen Plattform. 2004 kam PayPal mit Ebay dann auch nach Deutschland. Nach der anfänglichen Phase der passiven Werbung führte Ebay 2005 Anreize wie kostenlose Zahlungen und Zahlungsempfang ein. Zudem mussten dann alle gewerblichen Verkäufer PayPal als Grundzahlungsmethode bei Ebay akzeptieren. Dadurch ist die Anzahl der PayPal-Nutzer in Deutschland sprunghaft angewachsen. Mittlerweile verzeichnet PayPal allein in Deutschland nach eigener Aussage 20,5 Millionen Kunden. Bei gut 82 Millionen Einwohner ist das quasi jeder Vierte.

Und dann kam die Trennung

Ebay und PayPal gehörten lange Zeit zusammen. Wer Ebay sagte, musste eben auch PayPal sagen. Doch dann kam eine Meldung, die viele überraschte: Im September 2014 wurde bekanntgegeben, dass Ebay und PayPal eine Trennung der Geschäftsbereiche in eigenständige und unabhängige börsennotierte Unternehmen planen. Am 17. Juli 2015 war es dann auch so weit. Viel wurde vorher spekuliert – gerade mit Blick auf Ebay, denn PayPal galt als Zugpferd für den Online-Marktplatz. Die Hoffnung war damals, dass mit der Trennung die beiden Unternehmen den bisherigen Aktionären mehr Wert bringen und schneller wachsen könnten. Tatsächlich hat sich das auch weitestgehend erfüllt, auch wenn beide Unternehmen immer wieder an der Börse zu kämpfen haben. Gerade die vor Kurzem vorgelegten Quartalszahlen von PayPal enttäuschten die Anleger, die Aktie sackte um vier Prozent ab. Dabei stiegen der Umsatz um 22 Prozent auf 3,9 Milliarden US-Dollar und der Nettogewinn um 28 Prozent auf 526 Millionen US-Dollar im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Doch Bauchschmerzen bereitet den Anlegern der Ausblick in die Zukunft. PayPal stellt nämlich nur ein Umsatzwachstum von 12 bis 13 Prozent in Aussicht.

Adyen wird primärer Payment-Partner von Ebay

Das künftig schwächere Umsatzwachstum könnte dabei vor allem damit zusammen hängen, das PayPals exklusive Zeit bei Ebay abgelaufen ist. Denn der niederländische Payment-Anbieter Adyen wird PayPal als primären Partner von Ebay in Sachen Bezahlung ablösen. PayPal soll aber weiterhin als Payment-Option zur Verfügung stehen.

PayPal verliert also künftig seine Vormachtstellung bei Ebay. Ein herber Schlag für den Payment-Dienstleister. Allerdings kann das Unternehmen sich auf einen enorm großen Nutzerstamm berufen. Wie gesagt, allein in Deutschland hat jeder vierte Bürger einen PayPal-Account. Weltweit sind es sogar 244 Millionen Kunden. Das Kunden-Wachstum in den letzten acht Jahren liegt damit bei 189 Prozent. Und auch Händler-seitig sieht es gut aus – nach Unternehmensangaben nutzen bereits 19 Millionen Händler weltweit die Zahlungslösungen von PayPal.

Anzahl der aktiven Accounts bei PayPal weltweit vom 1. Quartal 2010 bis zum 2. Quartal 2018 (in Millionen)
© Statista

Wie beliebt PayPal bei den deutschen Verbrauchern ist, zeigt auch die Studie "Online-Payment 2018" des EHI Retail Institutes. Der Marktanteil von PayPal im Online-Handel in puncto Umsatz liegt bei 19,9 Prozent und damit nur 0,2 Prozentpunkte hinter der Lastschrift. Nur der Kauf auf Rechnung liegt mit einem Marktanteil von 28 Prozent weit über PayPal. Der hohe Marktanteil von PayPal spiegelt sich auch in der Bekanntheit wieder. Der "Mobile Payment Report 2017" von PwC, für den im 4. Quartal 2016 und im 1. Quartal 2017 über 1.000 Smartphone-Besitzer zwischen 18 und 64 Jahren befragt wurden, macht dies noch einmal besonders deutlich. Laut des Reports gaben 81 Prozent der Befragten an, PayPal zu kennen. Amazon Payments hat es mit 42 Prozent auf Platz zwei geschafft, Paydirekt mit nur einem Prozentpunkt weniger auf Platz drei.

Preiserhöungen sorgen für Diskussionen

Doch Paypal muss sich auch immer wieder Kritik gefallen lassen, so sorgten die neuesten Preiserhöhungen für Händler beispielsweise für ordentlich Diskussionsstoff. Bereits zum 31. August treten die Änderungen bei den „Gebühren für den Empfang inländischer geschäftlicher Zahlungen“ in Kraft. So werden bei einem monatlichen Zahlungsvolumen unterhalb von 2.000 Euro pro Transaktion künftig 2,49 Prozent fällig und nicht mehr 1,9 Prozent. Ein Zahlungsvolumen von 2.000,01 bis 5.000 Euro schlägt künftig mit 2,19 Prozent zu Buche. Außerdem sind Händler ab dem Stichtag nicht mehr dazu berechtigt, „ein Entgelt für die Nutzung der PayPal-Services als Zahlungsmethode ('Surcharging') zu erheben.“

Gerade für kleine und mittelständische Händler können die neuen Preise zu einem Problem werden. Der Frust sitzt tief. Ein Leser der OnlinehändlerNews fragt sich, warum „hier nicht reguliert“ wird: „PayPal wäre so ein Unternehmen wo die EU mal eingreifen könnte.“ Andere finden noch härtere Worte: „Dies ist ein Unverschämtheit und ein Missbrauch der Marktmacht. Kartellrechtlich finde ich das äußerst bedenklich“, kommentiert beispielsweise der Nutzer Jens. Andere kündigen wiederum an, PayPal als Zahlungsmöglichkeit aus dem Shop zu entfernen. Doch nach einer alten Handels-Weisheit ist der Kunde König und Studien, die bescheinigen, dass Kunden den Kauf abbrechen, wenn die favorisierte Payment-Art nicht dabei ist, sind im Internet zu Hauf zu finden. PayPal steht bei vielen Kunden offenbar ganz oben auf dem Wunschzettel, weshalb sich künftig wohl auch nichts  im Payment-Mix ändern wird.

Kontensperrungen sind besonders problematisch

Händler-Kontensperrungen sorgen ebenfalls immer wieder für Kritik. Denn dazu kann es schneller kommen, als man denkt. Im Sommer 2016 sorgte beispielsweise der Verkauf von kubanischen Asseln für Probleme, da PayPal der Meinung war, dass das Unternehmen mit dem Verkauf von kubanischen Asseln gegen das Handels-Embargo mit Kuba verstoße. Einen ähnlichen Fall gab es auch schon wenige Monate vorher, als PayPal einem Verbraucher das Konto sperrte, weil dieser als Überweisungsbetreff nur das Wort „Damascus“ angegeben hatte. Die extrem strenge Auslegung von Handels-Embargos durch PayPal landete sogar schon vor dem Gericht. Damals urteilte das Landgericht Dortmund, dass PayPal keine deutschen Kundenkonten unter Berufung auf die US-Sanktionen gegen Kuba sperren darf. 

Welche Ursachen und Folgen PayPal-Kontensperrungen für Online-Händler haben können, haben wir in der Onlinehändler Magazin Ausgabe Dezember 2017 (12/2017) ausführlich analysiert. 

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