Kolumne: Vom Prestigeprojekt zum Sorgenkind – Paydirekt gehört abgeschafft

Veröffentlicht: 02.11.2018 | Geschrieben von: Christoph Pech | Letzte Aktualisierung: 02.11.2018

Man soll ja gehen, wenn es am schönsten ist. Wenn es aber nie am schönsten war – und die Geschichte Paydirekt war nie wirklich schön, sprich: erfolgreich – dann sollte man erst recht die Reißleine ziehen, bevor es allzu peinlich wird. 40.000 Transaktionen pro Monat – so äußerte es ein Sparkassen-Manager auf einer Podiums-Veranstaltung – würden über Paydirekt abgewickelt. Selbst wenn man äußerst defensiv schätzt, kommt man beim übermächtigen Konkurrenten PayPal auf etwa 33 Millionen. Mit Verlaub: Bei diesem Gefälle wäre Paydirekt eigentlich nicht mal erwähnenswert, wenn es nicht das Prestige-Projekt der deutschen Banken und Sparkassen wäre und schon jetzt Millionen Euro aufgefressen hat.

Misserfolg von Paydirekt war keine Überraschung

Paydirekt zahlt Millionen, um namhafte Kunden wie Otto.de anzubinden und freut sich, z.B. gegenüber Focus Online über eine Umsatzreichweite von zehn Milliarden Euro. Diese Reichweite beschreibt den jährlichen Gesamtumsatz aller an Paydirekt angeschlossenen Händler, aber nicht, wie viel davon tatsächlich über Paydirekt abgewickelt wird. Wenn man nach solchen Strohhalmen greifen muss, sollte man vielleicht auch im eigenen Hause darüber nachdenken, ob das Projekt nicht doch bald in den Ruhestand befördert werden muss. 

Denn es ist ja nun auch nicht so, dass die mauen Zahlen neu oder überraschend wären. In den Startmonaten Ende 2015 kam man noch schnell auf 150.000 Anmeldungen, da waren aber noch nicht einmal alle Sparkassen an Bord und ganze 20 Online-Händler, die Paydirekt als Bezahlverfahren angeboten haben. Ein Jahr später, im Januar 2017, waren es etwa 900.000 Kunden. Schon damals aber zeigte man sich eher verschlossen, wenn es um konkrete Transaktionen-Zahlen ging. Heute wirbt Paydirekt auf seiner Webseite mit 10.000 angeschlossenen Online-Shops und mehr als zwei Millionen Kunden, die Paydirekt als Zusatzfunktion ihres Girokontos freigeschaltet haben. Angesichts dieser vergleichsweise manierlichen Zahlen erscheinen die 40.000 Transaktionen pro Monat umso enttäuschender.

Keine Chance gegen PayPal: Bitte bleiben lassen

Paydirekt hat es nie geschafft, aus dem Schatten der Konkurrenz zu treten. Das Hauptargument war stets das Vertrauen in die deutschen Banken und das Thema Datensicherheit. Aber seien wir doch ehrlich: PayPal hat über Jahre Vertrauen aufgebaut und treibt heute auch kein Schindluder mit unseren Kreditkarten-Daten. PayPal hat sich das Vertrauen von Millionen von Nutzern verdient, ohne dass es eine Direktanbindung an die altehrwürdigen Sparkassen brauchte.

Aktuell dürfte fieberhaft überlegt werden, wie man Paydirekt in die Spur bringen kann. Angesichts eines negativen Cashflows von 14 Millionen Euro, mit dem in diesem Jahr zu rechnen ist, angesichts eigentlich nicht erwähnenswerter Transaktionen und angesichts einer Konkurrenzsituation, in der Paydirekt auch mit Milliardenzuschüssen keine wettbewerbsrelevante Position mehr erreichen wird, sollte man sich den Aufwand sparen und Paydirekt stattdessen abwickeln. So traurig es klingt, aber mitbekommen werden das ohnehin die Wenigsten.

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version des Textes wurden die 40.000 Transaktionen als bestätigter Fakt dargestellt. Dies ist allerdings nicht richtig. Der DSGV bestätigt zwar die Aussage des Sparkassen-Managers, nicht aber die Zahl an sich.

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