Bundesregierung stellt ''FRAUEN gründen''-Initiative vor

Veröffentlicht: 14.08.2014 | Geschrieben von: Michael Pohlgeers | Letzte Aktualisierung: 14.08.2014

Die StartUp-Szene ist von Männern dominiert – Frauen sind, wenn es um Unternehmensgründungen geht, deutlich zurückhaltender. Das möchte die Bundesregierung offenbar ändern. Dazu haben Bundesfrauenministerin Manuela Schwesig und Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel eine gemeinsame Initiative vorgestellt, die Frauen bei der Existenzgründung unterstützen soll.

Frau drückt auf StartUp-Button

(Bildquelle Gründerin: Jirsak via Shutterstock)

Wenn es um Unternehmensgründungen geht, zeichnet sich vor allem ein deutliches Bild ab: Die Szene ist von Männern dominiert. Gründerinnen sind selten. Reine Frauenteams noch seltener: Ihr Anteil betrug im Jahr 2008 gerade einmal 1,1 Prozent. Und auch die Gründungen mit Frauenbeteiligung, der stärkste Gründungstyp, erreichte mit 23,7 Prozent nicht einmal einen Anteil von einem Viertel aller Gründungen. Insgesamt waren fast zwei Drittel (59 Prozent) aller Unternehmensgründer im Jahr 2008 männlich. Im Jahr 2013 sank der Männeranteil leicht auf 57 Prozent. Dem Hamburger Abendblatt zufolge beträgt der Frauenanteil bei Existenzgründungen derzeit aber lediglich 30 Prozent.

Die Politik will nun Frauen gezielt dabei unterstützen, vermehrt den Schritt zur Unternehmensgründung und zum Unternehmertum zu wagen. Bundesfrauenministerin Manuela Schwesig und Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel, beide SPD, stellten dazu im Betahaus ihre gemeinsame Initiative „FRAUEN gründen“ vor. Die Minister betonten laut Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, dass das Gründerinnenpotenzial in Deutschland „bei weitem nicht ausgeschöpft“ sei. Frauen, so die Absicht der Initiative, sollen „mit der gleichen Selbstverständlichkeit wie Männer“ in die Selbstständigkeit gehen.

Unternehmensgründungen in Deutschland nach Geschlecht

Frauen: weniger Risiko, mehr Beratung

Um das erklärte Ziel zu erreichen, und Frauen diesen Schritt zu erleichtern, haben das Bundeswirtschaftsministerium und das Bundesfamilienministerium verschiedene Maßnahmen entwickelt. Gründerinnen sollen so etwa als Vorbilder sichtbarer gemacht werden. Zeitgleich beabsichtigt die Politik, Hürden bei der Gründung abzubauen. Zudem sind Beratungsstellen für gründungswillige Frauen geplant, die über die ersten Schritte der Unternehmensgründung beraten und diese auch begleiten.

„Um mehr Frauen zum Gründen zu bewegen, braucht es vor allem ein Umdenken in den Köpfen und gute Rahmenbedingungen“, erläutert Gabriel. „Mit einem besonderen Projekt ‚FRAUEN unternehmen‘ schicken wir erfolgreiche Unternehmerinnen als Vorbilder an Schulen und Hochschulen. Sie sollen Mädchen und junge Frauen Mit zur beruflichen Selbstständigkeit machen.“ Dieser Mut ist es auch scheinbar, der Frauen derzeit noch bei der Entscheidung fehlt: Im Interview mit Süddeutsche.de erklärte Bettina Wenzel vom Projekt Guide der GründerRegio M., dass Frauen oft vorsichtiger als Männer agieren. Neben der geringeren Risikobereitschaft stelle sich ihnen vor allem auch ein geringeres Selbstbewusstsein in den Weg.

Sigmar Gabriel verpasst ausgerechnet das Frauen-Team

Daneben spielt auch die Familie eine größere Rolle für Frauen: Wenzel erläutert, dass sich der Großteil der von GründerRegio M. betreuten gründungswilligen Frauen auf einer Basis von 20 bis 30 Stunden selbstständig machen möchte. Jede fünfte Frau wagt diesen Schritt sogar noch während der Elternzeit. Dass hier eine Vereinbarkeit von Familie und Unternehmen gegeben sein muss, ist mehr als offensichtlich. Die Initiative „FRAUEN gründen“ hat diesen Umstand durchaus bedacht, wie Ministerin Schwesig erklärt: „Dabei soll es gezielter um die besonderen Belange von Frauen gehen: Kinderbetreuung, Vereinbarkeit von Selbstständigkeit und Familie sowie Fragen rund um den beruflichen Wiedereinstieg werden eine zentrale Rolle spielen.“

Trotz dieser Versprechungen scheint Bundeswirtschaftsminister Gabriel im Betahaus ein kleiner Fauxpas: Wie das Hamburger Abendblatt berichtet, habe es Gabriel vor allem die App Offtime angetan. Die neue App spricht dem Kunden, wieder Kontrolle über seine Smartphone-Nutzung zu erlangen. So soll die Work-Life-Balance wieder auf ein gesundes Niveau geregelt werden. Gabriel habe sich lange mit dem Gründerteam – allesamt Männer – der Offtime-App unterhalten, dass nur noch Zeit für das Gespräch mit dem zweiten Gründerteam. Ausgerechnet den dritten Termin mit einem weiblichen Gründer-Team verpasst Gabriel. Angesichts der im Betahaus vorgestellten Initiative wirkt das mehr als unglücklich.

Fonds soll verdoppelt werden

Im Zuge der Initiative „FRAUEN gründen“ stellten die Minister auch das Projekt „MIGRANTINNEN gründen“ vor. Damit sollen gezielt Frauen mit Migrationshintergrund bei der Unternehmensgründung unterstützt werden – ein Projekt also, welches die Vielfalt unter den Gründern in Deutschland direkt auf zwei Arten erhöhen kann. Daneben kündigte Gabriel an, dass der bestehende Mikromezzaninfonds-Deutschland verdoppelt werden soll: 70 Millionen Euro werde dieser in Zukunft umfassen. Junge Gründer, egal ob männlich oder weiblich, können damit Eigenkapital von bis zu 50.000 Euro aufbauen, so das Hamburger Abendblatt. Damit verbessert sich die Kreditwürdigkeit der Gründerinnen und Gründer bei Banken – bessere Voraussetzungen für die StartUp-Szene also. Voraussetzungen, die Deutschland auch durchaus braucht.

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